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Schicker bleibt bei Sturm: Well played [Exklusiv]

Das neue Rapid-Präsidium will Andreas Schicker verpflichten, hieß es in den letzten Tagen allerorts. Der sei durchaus interessiert, war auch zu hören. Am Ende steht aber: Sturms Sportdirektor bleibt in jeder Hinsicht gestärkt in Graz.

++ 90minuten.at PLUS - ein 12Meter von Jürgen Pucher ++

 

Die Gerüchte wollten seit einiger Zeit nicht leiser werden. Rapid wählt sich bald ein neues Präsidium und deshalb soll in Hütteldorf alles neu werden. Sportdirektor inklusive. Immer wieder fiel der Name von Sturm-Geschäftsführer Andreas Schicker als potenzieller Kandidat für die Nachfolge von Zoran Barisic. Ein paar Tage lang hörte man in Wien immer wieder von großem Interesse am 36-jährigen Steirer und kein eindeutiges Dementi von den Akteuren in Graz. Am Montagabend allerdings beendete Schicker alle Spekulationen mit einem Paukenschlag. Beim Mitgliederabend des SK Sturm verkündete er seinen Verbleib bei den Blackys und eine Vertragsverlängerung bis 2026.

 

Rapids Interesse perfekt genutzt

Andreas Schicker, der 2018 als Scout nach Graz wechselte und im Frühjahr 2020 Günter Kreissl als Sportchef nachfolgte, hat in seinen nicht einmal drei Jahren im Amt schon ordentlich Substanz auf der Habenseite. Rekordtransfers wie Kelvin Yeboah oder Rasmus Hojlund steht eine trotz aller Abgänge kontinuierliche Qualitätssteigerung des in Schwarz-Weiß auflaufenden Kaders gegenüber. Im Duo mit Cheftrainer Christian Ilzer, für dessen Verpflichtung ebenfalls Schicker verantwortlich zeichnet, ist er die Schlüsselfigur für die beste Sturm-Performance seit sehr langer Zeit. Dabei wurde er, auch vom Schreiber dieser Zeilen, anfangs durchaus unterschätzt. Dass Andreas Schicker ab sofort mit einem um ein Hauseck besser dotierten Vertrag nach Messendorf zur Arbeit geht, zeigt jedenfalls zwei Dinge:

"Das Interesse von Rapid muss sehr konkret gewesen sein. Und Sturms Geschäftsführer Sport hat diesen Umstand sehr gut für sich zu nutzen gewusst." - Jürgen Pucher

Das Interesse von Rapid muss sehr konkret gewesen sein. Und Sturms Geschäftsführer Sport hat diesen Umstand sehr gut für sich zu nutzen gewusst. Wenn Christian Jauk nicht konkret einen Anlass sieht, seinen wichtigsten Mitarbeiter eventuell zu verlieren, dann müsste er ihm zum aktuellen Zeitpunkt keine vergoldete Vertragsverlängerung anbieten. Schickers Kontrakt wäre ja erst 2024 ausgelaufen. Die Option Rapid ist zudem für einen aufstrebenden Mann im Fußballbusiness durchaus attraktiv. Das neue Präsidium will viel Geld investieren, Schicker hätte in Wien mehr als das Dreifache an „Spielgeld“ zur Verfügung gehabt. Der Obersteirer wollte aber offensichtlich in Graz bleiben und hat das grüne Interesse so gut eingesetzt, dass Sturm konkret um ihn fürchten musste. Ergebnis: Die Sturmfans lieben ihn für seinen Verbleib, sein Standing im Klub ist noch besser als es ohnehin schon war und finanziell hat es sich sowieso ausgezahlt. Viel mehr kann man nicht richtig machen. Einen Nachteil hat all das aber für Andreas Schicker: Unterschätzen wird ihn in Österreich keiner mehr.

 

Vorsorge

Die Verantwortlichen bei Sturm rund um Präsident Jauk sollten sich spätestens nach dieser Episode allerdings einer Sache bewusst sein: Bleiben Schicker und Co so erfolgreich, wird irgendwann der Fall eintreten, wo man sich tatsächlich neu aufstellen muss. Klug wäre es, sich schon jetzt darauf vorzubereiten. Zum Beispiel, indem man hinter Schicker im Sportmanagement einen Nachfolger aufzubauen beginnt. Seine Position ist der Dreh- und Angelpunkt für die Ausrichtung des Klubs. Einen Trainer kann man mit entsprechendem Anforderungsprofil ersetzen, ohne dass die Grundausrichtung anders wird. Den Architekten dahinter nicht so leicht.

Meint man es mit dem neuen Weg nachhaltig ernst, der mit der Präsentation von Andreas Schicker damals ausgerufen wurde, dann muss für den Fall eines Abgangs vorgesorgt werden. Dabei braucht es nicht immer die Suche nach den großen Namen auf dem Markt. Intern wen mitlernen und wachsen zu lassen, wäre auch einmal eine Option und würde außerdem am ehesten sicherstellen, dass der Weg kontinuierlich fortgesetzt würde. Das wäre, so will ich meinen, auch im Interesse aller Menschen, denen Sturm am Herzen liegt.

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