"Das Interesse von Rapid muss sehr konkret gewesen sein. Und Sturms Geschäftsführer Sport hat diesen Umstand sehr gut für sich zu nutzen gewusst."
Das Interesse von Rapid muss sehr konkret gewesen sein. Und Sturms Geschäftsführer Sport hat diesen Umstand sehr gut für sich zu nutzen gewusst. Wenn Christian Jauk nicht konkret einen Anlass sieht, seinen wichtigsten Mitarbeiter eventuell zu verlieren, dann müsste er ihm zum aktuellen Zeitpunkt keine vergoldete Vertragsverlängerung anbieten. Schickers Kontrakt wäre ja erst 2024 ausgelaufen. Die Option Rapid ist zudem für einen aufstrebenden Mann im Fußballbusiness durchaus attraktiv. Das neue Präsidium will viel Geld investieren, Schicker hätte in Wien mehr als das Dreifache an „Spielgeld“ zur Verfügung gehabt. Der Obersteirer wollte aber offensichtlich in Graz bleiben und hat das grüne Interesse so gut eingesetzt, dass Sturm konkret um ihn fürchten musste. Ergebnis: Die Sturmfans lieben ihn für seinen Verbleib, sein Standing im Klub ist noch besser als es ohnehin schon war und finanziell hat es sich sowieso ausgezahlt. Viel mehr kann man nicht richtig machen. Einen Nachteil hat all das aber für Andreas Schicker: Unterschätzen wird ihn in Österreich keiner mehr.
Vorsorge
Die Verantwortlichen bei Sturm rund um Präsident Jauk sollten sich spätestens nach dieser Episode allerdings einer Sache bewusst sein: Bleiben Schicker und Co so erfolgreich, wird irgendwann der Fall eintreten, wo man sich tatsächlich neu aufstellen muss. Klug wäre es, sich schon jetzt darauf vorzubereiten. Zum Beispiel, indem man hinter Schicker im Sportmanagement einen Nachfolger aufzubauen beginnt. Seine Position ist der Dreh- und Angelpunkt für die Ausrichtung des Klubs. Einen Trainer kann man mit entsprechendem Anforderungsprofil ersetzen, ohne dass die Grundausrichtung anders wird. Den Architekten dahinter nicht so leicht.
Meint man es mit dem neuen Weg nachhaltig ernst, der mit der Präsentation von Andreas Schicker damals ausgerufen wurde, dann muss für den Fall eines Abgangs vorgesorgt werden. Dabei braucht es nicht immer die Suche nach den großen Namen auf dem Markt. Intern wen mitlernen und wachsen zu lassen, wäre auch einmal eine Option und würde außerdem am ehesten sicherstellen, dass der Weg kontinuierlich fortgesetzt würde. Das wäre, so will ich meinen, auch im Interesse aller Menschen, denen Sturm am Herzen liegt.