"Immer öfter wird auf junge Spieler gesetzt, die die Bundesliga als Entwicklungsschritt sehen. Das ist aus meiner Sicht der einzige Weg, den ein Bundesligist aus Österreich gehen kann, um mehr Geld zu lukrieren."
Auch Sturm hat seinen Topscorer im Winter abgegeben. Kelvin Yeboah ist jetzt der Rekordtransfer der Schwarz-Weißen, rund 6,5 Millionen Euro hat Genoa für den Stürmer auf den Tisch in Messendorf gelegt. Fünf Millionen bleiben davon den Grazern, der Rest geht an Yeboahs Ex-Klub, die WSG Tirol. Sportchef Andi Schicker hat einiges an Geld (zwei Millionen) in einen neuen Mann investiert: der 19-jährige Rasmus Højlund vom FC Kopenhagen spielt jetzt in Liebenau ganz vorne. Ein Transfer, wie es dem neuen Weg in Graz entspricht. Man kauft nicht fertige Spieler, den gestandenen Bundesligaprofi, wie man es jahrelang gemacht hat. Schicker und Trainer Christian Ilzer setzen auf Kicker mit Perspektive, die sich bei Sturm weiterentwickeln wollen. Und im Erfolgsfall dann viel Geld in die Vereinskasse bringen. Siehe Yeboah.
Perspektive statt „gestandener Profi“
Generell fällt auf, dass der Trend in der Bundesliga, zumindest bei einigen Vereinen, in diese Richtung geht. Es muss nicht mehr immer der erfahrene Profi sein, der schon einmal irgendwo ins Tor getroffen hat oder solide den Ball hinten rausdrischt. Immer öfter wird auf junge Spieler gesetzt, die die Bundesliga als Entwicklungsschritt sehen und sich hier in die Auslage spielen wollen. Ligakrösus Red Bull Salzburg macht nichts Anderes, eben auf einem anderen Level als alle anderen. Aber selbst ein, zwei Etagen darunter, wo Sturm unterwegs ist, ist das aus meiner Sicht der einzige Weg, den ein Bundesligist aus Österreich gehen kann, um mehr Geld zu lukrieren. Zuschauerkapazitäten und Sponsoreneinnahmen sind hierzulande limitiert und die Decke ist schnell erreicht. Um ein wenig größere Sprünge zu machen, braucht es gute Transfers. Und die gibt es nur, wenn man schlau einkauft – oder noch besser – gut ausbildet, und irgendwann teuer weiterverkauft. Jahrelang sind alle dem Prinzip gefolgt, es muss für eine vakante Position in den meisten Fällen ein gestandener Mann sein, der sofort ein gewisses Niveau bringt – aber nichts darüber hinaus. Perspektivisch gesehen natürlich ein Unsinn. Ich hoffe, der aktuelle Trend hält an und verstärkt sich noch.
Abschließend gilt es für diese anstehende Frühjahrssaison leider aber auch das seit Jahren immer gleiche Lied anzustimmen. Jenes von der gepflegten Langeweile im Titelrennen. Salzburg ist Abomeister und es gibt aufgrund der finanziellen Überlegenheit für alle anderen keinen Hebel, außer ganz viel Glück, um daran etwas zu ändern. So weit, so fad. Dahinter spielt dafür aber die Musik. Das Rennen, zuerst um die Meistergruppe, und später um den Platz des ersten Verfolgers wird sehr spannend werden. Red Bull Salzburg spielt in der Geldsack-Ungustl-Liga gegen Bayern und nebenbei Meisterschaft. Die richtigen Fußballmannschaften in der Bundesliga spielen um den Titel „Best of the Rest“. Ist ein wenig traurig, aber es ist, was es ist.