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Rasmus muss jetzt liefern [12 Meter]

Sturm zahlt knapp zwei Millionen für den Nachfolger von Kelvin Yeboah. Und das für einen knapp 19-Jährigen mit bis dato ein paar Einsätzen in der dänischen Liga. Bei seinem ersten Interview heizt der Neuzugang die Erwartungshaltung dafür gleich ordentlich an.

 

Kelvin Yeboah zog es nach Italien und Sturm hat in Skandinavien zugeschlagen. Natürlich galt es den Top-Stürmer im Team zu ersetzen, schließlich blieben vom Yeboah-Transfer nach Genua rund fünf Millionen Euro in der Klubkasse der Schwarz-Weißen. Mit der Verpflichtung von Rasmus Højlund (bis 2026) haben Andreas Schicker und Christian Ilzer dabei aber durchaus überrascht. Der dänische Riese (1.92m) wird dieser Tage erst 19 Jahre alt und war bis jetzt beim FC Kopenhagen Ergänzungsspieler. Natürlich, Kopenhagen ist einer der großen Klubs im Norden Europas, aber nichtsdestotrotz ist es mutig, so einen Mann als Ersatz für den Rekordtransfer des Vereins zu holen. Noch dazu blätterte man für ihn rund zwei Millionen Euro hin.

 

Højlund next Haaland?

Für diesen Wechsel spricht in jedem Fall die bisherige Transferbilanz von Schicker, seit er das Amt des Sportchefs bei Sturm übernommen hat. Alles, was er an Land gezogen hat, hatte Hand und Fuß und er hat sich damit einen gewissen Vertrauensvorschuss erarbeitet. Wenn er also, in Union mit dem Trainer, der Meinung ist, dieser Mann kann die Lücke im Angriff füllen, dann wird Højlund das Potenzial dafür haben. Im Interview mit der 'Kleinen Zeitung' argumentiert der junge Stürmer seinen Wechsel nach Graz auch schlüssig und nachvollziehbar. Er brauche in seinem Alter mehr Spielzeit, als er in der dänischen Hauptstadt aktuell bekommt, um sich weiterzuentwickeln. Die Sturm-Verantwortlichen haben ihm offenbar nachhaltig in Aussicht gestellt, dass er an der Mur eher schneller als langsam, eine tragende Rolle im Angriff spielen soll.

"Er vergleicht sich mit Haaland. Da will einer klotzen, nicht kleckern. Højlund zu einem Zeitpunkt, wo er noch keine Minute im Einsatz war, das im Interview zu erlauben, spricht nicht unbedingt für sehr sensible und vorausschauende Pressearbeit des Klubs." - Jürgen Pucher

So weit, so gut. Im selben Interview fällt außerdem auf, dass die neue Nummer 9 bei Sturm nicht gerade mit unterentwickeltem Selbstbewusstsein ausgestattet ist. Druck und Erwartungshaltung seien kein Problem, das möge er sogar, sagt ein junger Mann, der dieser Tage noch einmal schnell nach Kopenhagen geflogen ist, um seinen Führerschein zu machen. Außerdem vergleicht er sich und seine spielerischen Anlagen im nächsten Atemzug mit niemand geringerem, als Erling Haaland. Da will einer klotzen, nicht kleckern. Wer so auftritt, muss natürlich auch liefern. Und das schnell. Højlund zu einem Zeitpunkt, wo er noch keine Minute im Einsatz war, diese „Sager“ im Interview zu erlauben, spricht nicht unbedingt für sehr sensible und vorausschauende Pressearbeit des Klubs. Gefallen hat man ihm mit diesem Zitat keinen getan. Daran wird er ab jetzt gemessen.

 

Kommt noch ein Stürmer?

Es wird ab jetzt an Andreas Schicker und dem Trainerteam liegen, Rasmus Højlund so in Graz zu integrieren, dass er sein definitiv vorhandenes großes Potenzial abrufen kann. Markige Sprüche allein machen noch keinen neuen Superstar. Und das Grazer Umfeld kann sehr schnell sehr grausam sein, sollten hohe Erwartungen nicht erfüllt werden. Mit Mohammed Fuseini (19 Jahre alt) steht zudem schon die nächste Youngster-Stürmerverpflichtung an. Im Probetraining überzeugte der Ghanaer offenbar nachhaltig und steht ebenfalls vor einer Vertragsunterzeichnung. Ein nicht gar so schlechter Umstand, dass Højlund nicht von vornherein mit einem Fixleiberl ganz vorne ausgestattet ist. Das führt zum oben erwähnten Vertrauensvorschuss für das Transferhändchen von Sportchef Schicker. Ich unterstelle ihm, er weiß was er mit dem Højlund-Deal gemacht hat und wie damit umzugehen ist, alles andere würde seinen bisherigen Zugang konterkarieren. Die Umsicht, die beim Thema Corona und impfen im Herbst gefehlt hat, war bei Spielerverpflichtungen bisher immer vorhanden.

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