Foto: © Gepa / Fotomontage 90minuten.at 12Meter

Pimp my League [12 Meter]

Besserer TV-Vertrag, mehr Fans im Winter und neue Spannungselemente. Die Ligareform präsentiert sich derzeit als Erfolgsgeschichte. Trotzdem bleibt für die Fußballpuristen und jene, die nicht alles einer wirtschaftlichen Notwendigkeit unterordnen wollen, ein bisschen ein Nachgeschmack.

+ + 90minuten.at exklusiv - Ein 12 Meter von Jürgen Pucher + +

 

Die neue 12er-Liga inklusive Playoffs, Punktehalbierung und Teilung nach 22 Runden hat sich nach einem leicht wackeligen Start zu einer Liebesgeschichte aller Beteiligten entwickelt. Das Fernsehen ist zufrieden, die Liga ist zufrieden und mittlerweile sind auch die Klubs glücklich, nachdem es ihnen mehrheitlich gelungen ist, nicht wegen der Tabellenteilung im März die Nerven schon im Dezember wegzuschmeißen. Der neue Modus ist auf absehbare Zeit in Stein gemeißelt, alle Stakeholder sind auf Linie und die sportliche Performance der heimischen Klubs in den letzten Jahren gibt wenig Anhaltspunkte für Kritik.

Wie immer geben wirtschaftliche Faktoren auch in diesem Fall den Ton an. Der neue TV-Vertrag ist wegen der zusätzlichen Spannungselemente mitten in der Saison besser dotiert und es gibt in der noch kalten Jahreszeit ein paar Runden, wo es sich jetzt eher lohnt, sich in ein Fußballstadion zu setzen. Es braucht mittlerweile offenbar diese Spannungselemente, damit man Fortschritte machen und wieder ein wenig mehr Zuspruch erzeugen kann. Das gute alte Hin- und Rückspiel reicht nicht mehr aus. Das hat man sich vonseiten der Liga auch bestätigen lassen. Ein holländisches Beratungsunternehmen hat vorgerechnet, dass sich für kleinere Ligen der normale Ligamodus nicht mehr rechnet. Man muss die Liga pimpen. Die Holländer, die Dänen und die Belgier machen es auch schon. Fairnessthemen, wie jenem, dass eigentlich die Mannschaften, die in den ersten 22 Runden gut gearbeitet haben, bestraft werden, zählen nicht. Der Modus ist gut für das Produkt Fußball und die positiven Aspekte würden überwiegen.

 

"Für den Fußballpuristen ist es aber jedenfalls ein wenig traurig, dass dieses schönste aller Spiele ein herumschrauben braucht, damit es wieder attraktiver wird." - Jürgen Pucher

It’s the economy, stupid!

Und wenn dann Teilung, Playoff und Punkte halbieren auch nicht mehr für einen gut dotierten TV-Vertrag reichen, was machen wir dann? Die im Grunddurchgang besseren Teams spielen barfuß? Der Tabellenführer startet jedes Spiel mit einem Tor Rückstand? Mir ist die Überspitzung dieser Beispiele bewusst. Für den Fußballpuristen ist es aber jedenfalls ein wenig traurig, dass dieses schönste aller Spiele ein herumschrauben am Modus und an Rahmenbedingungen braucht, damit es wieder attraktiver wird. Fußball sollte immer ein Spiel sein, das von ganz unten bis ganz oben gleich funktioniert. Da spielt euch der Videoreferee aktuell eine Rolle. Auch den gibt es nur in der obersten Spielklasse. Der hatte zumindest den Anspruch Fairness zu schaffen. Faktisch zerstört er den Spielfluss und die Dynamik eines Fußballspiels und gestritten wird genauso viel wie vorher.

Wie beim Modus, ist es beim VAR am Ende so, dass durch diese neuen Elemente das Spiel in der ersten Liga ein anderes ist, als schon eine Liga darunter. Ich weiß, es ist Wunschdenken, aber schön wäre es doch, bräuchte es diese Dinge nicht. Am Ende folgen sie nur den Parametern des wirtschaftlichen Drucks. Es sei so viel Geld im Spiel, da könne man schlichtweg nicht mehr wie früher ach so wichtige Handspielentscheidungen bloß einem Schiedsrichtertrio überlassen. Und wäre es nicht vielleicht der bessere Weg, in der österreichischen Liga die Anstrengungen in eine Richtung zu konzentrieren, die es vielleicht irgendwann ermöglicht, ausreichend Vereine für eine ordentliche 16er-Liga zu haben? Mit Infrastruktur und sonstigen Rahmenbedingungen, die eine nachhaltige Existenz gewährleisten können. Wird nicht passieren. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Deshalb ist die 12er-Liga mit dem derzeitigen Modus wohl das, was im Moment der größte gemeinsame Nenner aller Beteiligten ist.

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