"Vielleicht gelingt ihm ja auch das Unvorstellbare: Mit dem Niveau des Spiels auch das Niveau der Debatte darüber zu heben. Er selbst macht es vor. Rangnick gibt sich selbstkritisch, trotz guter Leistungen. Er spricht die Dinge an und verliert sich nicht in Phrasen."
Ralf Rangnick hat in nur zwei Spielen mit nur wenigen Trainingstagen im Vorfeld gezeigt, wie viel man da schon beeinflussen und ändern kann. Vielleicht gelingt ihm ja auch das Unvorstellbare: Mit dem Niveau des Spiels auch das Niveau der Debatte darüber zu heben. Er selbst macht es vor. Rangnick gibt sich selbstkritisch, trotz guter Leistungen. Er spricht die Dinge an und verliert sich nicht in Phrasen. Man wird ja noch träumen und hoffen dürfen, dass mehr Substanz das Gegenüber zu ähnlichem Verhalten motiviert. Rangnick wird andernfalls ohnehin die Geduld verlieren. Ich bin nicht sicher, ob er noch viele Andi Felber-Fieldinterviews aushalten kann.
Substanzlosigkeit ist eine Frechheit
Ganz generell sollte sich der ORF endlich dazu aufraffen, in seiner Sportredaktion für mehr Qualität zu sorgen. Man hat mittlerweile mit Helge Payer und Roman Mählich zwei Experten mit Potenzial an Bord. Vor allem Mählich hat sich sehr gut weiterentwickelt, seit er einsehen musste, dass Trainer nichts für ihn ist. Urgestein Herbert Prohaska soll meinetwegen auch dabei sein, aber alles was rund um das Nationalteam der Männer moderiert und kommentiert, ist schlichtweg eine Zumutung. Die Substanzlosigkeit eines Rainer Pariasek oder die von Ahnungslosigkeit und schlechten Scherzchen geprägten Livekommentare, sind nicht nur eine Frechheit gegenüber den Zuschauern. Sie sind auch eine Respektlosigkeit gegenüber den Protagonisten am Feld, wenn sie ihre Aufgabe ernst nehmen.
In den Fodajahren ist das, wie auch schon bei einigen früheren Teamchefs, nicht so ins Gewicht gefallen. Das Niveau der Debatte hat sich bewusst und stillschweigend übereingestimmt auf ähnlichem Niveau bewegt. Das muss sich endlich ändern und jetzt wäre eine gute Gelegenheit dazu. Im ÖFB wird wohl kein Stein auf dem anderen bleiben, vielleicht entschließt sich ja auch der ORF dazu, nicht jeder innovativen Veränderung permanent einen Riegel vorzuschieben. Selbiges gilt für viele Redaktionen der Tageszeitungen, wo ständig die immer gleiche Suppe mit den immer gleichen Floskelzutaten gekocht wird. Alle Protagonisten, die Teil davon sind oder das Nationalteam verfolgen (müssen), haben sich endlich einen Schritt vorwärts verdient. Vielleicht kann das Level auf dem Ralf Rangnick in der Öffentlichkeit spricht, die Entourage des ÖFB-Teams ein wenig mitziehen. Allein dafür hätte sich sein Engagement schon gelohnt.