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Sturms Fußball stößt an seine Grenzen

Die Serie mit fünf Spielen ohne Niederlage ging für Sturm gegen den LASK am Sonntag zu Ende. Die bisherige Mählich-Taktik stieß an ihre Grenzen und der Platz in den Top sechs wackelt. Höchste Zeit sich auch darüber hinaus Gedanken zu machen.

Ein 12 Meter von Jürgen Pucher

 

Der LASK war vor dem Schlager der Runde 20 in Graz gegen Sturm mehrheitlich als Favorit angesehen worden. Zu stark waren die Linzer bisher in dieser Saison, als dass der Heimvorteil und die Serie von fünf Spielen ohne Niederlage der Grazer Schwarz-Weißen daran etwas ändern hätte können. Dass es aber eine derartige Demonstration werden würde, damit haben wiederum auch nur die wenigsten gerechnet. Wahrscheinlich nicht einmal Oliver Glasner und seine Mannschaft selbst. 0:3 hieß es am Ende aus Sicht der Gastgeber und man kann nicht davon sprechen, der LASK hätte alle seine Möglichkeiten besonders effizient genützt. Sturm war ohne Chance (>> siehe Taktik-Analyse), auch wenn Philipp Hosiner beim Stand von 0:1 den Ausgleich auf dem Kopf hatte.

 

Sturms Plan A gegen den LASK zu wenig

Roman Mählich schickte seine Mannschaft auch dieses Mal wieder mit dem Anzug auf den Platz, von dem er in der Winterpause immer wieder durchklingen hat lassen, es sei jener, der der Mannschaft am besten passen würde. Dreierkette, zwei Außenspieler, die in der Verteidigung die Abwehr zu einer Fünferkette werden lassen, zwei Sechser und drei offensiver ausgerichtete Leute. Einzige Änderung zu Mattersburg war – neben Gideon Mensah auf der linken Außenbahn statt Thomas Schrammel –, dass mit Hosiner ein nominell zweiter Stürmer neben Arnel Jakupovic aufgeboten wurde. Die insgesamte Ausrichtung war aber sehr ähnlich, wie auch schon in den vier Spielen unter dem neuen Trainer im Herbst. Mählich vertraute auf das, was ihm bisher nur einen Gegentreffer einbrachte und was seiner Meinung nach die beste Variante wäre, um zumindest Platz sechs nach 22 Runden zu erreichen.

"Gegen den LASK, der Pressing und schnelle Gegenstöße mittlerweile auf einem sehr hohen Niveau zeigen kann, ging sich der Mählich-Anzug nicht mehr aus." - Jürgen Pucher

Allerdings hat der erste Top-Gegner in Mählichs Amtszeit aufgezeigt, wo die Grenzen dieses Fußballs liegen. Mit manchmal mehr, manchmal etwas weniger Ballbesitz abzuwarten, tief zu stehen und Nadelstiche zu setzen hat gegen Mannschaften wie den WAC, Admira oder Altach funktioniert. Gegen den LASK, der Pressing und schnelle Gegenstöße mittlerweile auf einem sehr hohen Niveau zeigen kann, ging sich der Mählich-Anzug nicht mehr aus. Wenn dann Sturm in der Vorwärtsbewegung noch dazu leichtfertig Bälle herschenkt und so schon sehr früh eine Linzer Führung ermöglicht hat, kommt am Ende ein Debakel wie gesehen heraus. Aber auch sonst wäre für die Grazer wahrscheinlich nichts zu holen gewesen. Weil der viel zitierte Mählich-Riegel oder die „fast unüberwindbare Sturm-Mauer“ (Vorbericht zum Spiel in der Kleinen Zeitung) war dann gegen die LASK-Offensive gar nicht mehr so ein Bollwerk wie viele bisher glauben wollten.

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Die „Sturm-Mauer“ ist eingestürzt

Thomas Goiginger, Joao Victor und der im Winter neu geholte Joao Klauss führten vor, wie brüchig die Sturmabwehr unter großem Druck in Wirklichkeit ist. Innenverteidiger Tasos Avlonitis war sogar so oft Zweiter, dass er schließlich mit der gelbroten Karte vom Platz flog. Und was wahrscheinlich noch schwerer wiegt, ist die Harmlosigkeit der Sturmoffensive. Die Heimmannschaft war kaum in der Lage nach vorne auch nur ansatzweise gefährlich zu werden, weil das frühe Attackieren der Linzer alle Bemühungen im Keim erstickte. Die Befürchtungen, die sich angesichts der sehr defensiven Ausrichtung unter Roman Mählich von Beginn an ein wenig aufdrängten, wurden Wirklichkeit. Wenn der Plan A, abwarten, kontern und vorne ein bisschen Wirbel machen, nicht funktioniert, ist man bei Sturm mit dem Latein eher am Ende. Spielerisch Lösungen finden und Chancen durch geordneten Spielaufbau kreieren ist aktuell nicht drinnen. Auch wenn die eine oder andere Variante im Winter geübt wurde, offenbar war keine davon jetzt schon „wettkampftauglich“.

Sportdirektor Günter Kreissl ließ am Sonntag nach dem Spiel wissen, jeder würde am Ende bekommen was er verdient. Das könnte nach dieser Pleite für seine Mannschaft nach der Teilung nur die untere Hälfte der Tabelle sein.

Das wirft natürlich schon Fragen auf. Allen voran jene, ob der neue Schwung durch den Trainerwechsel und die nicht ganz so starken Gegner Im Herbst nur zugedeckt haben, wo Sturm leistungsmäßig wirklich steht? Die nächste, noch härtere Nagelprobe folgt auf den Fuß, am nächsten Wochenende in Salzburg. Ob der passive, reaktive Fußball mit dem zur Verfügung stehenden Kader tatsächlich die richtige Lösung darstellt, gilt es ebenfalls zu beantworten. Vor allem perspektivisch, über die Ligateilung in zwei Wochen hinausgehend. Und es drängt sich ein bisschen auf, die Dichte im Kader zu hinterfragen. Der LASK etwa kommt mit weniger Spielern aus und ob der SK Sturm wirklich 25 Leute im Profikader benötigt, ist fraglich. Hier gilt es dringend in der nächsten Transferperiode zu korrigieren, was heuer nicht so gut geklappt hat. Viele Neuzugänge stellen maximal durchschnittliche Kaderergänzungen dar, die der Mannschaft nicht weitergeholfen haben.

Die Zukunft beginnt jetzt

Sportdirektor Günter Kreissl ließ am Sonntag nach dem Spiel wissen, jeder würde am Ende bekommen was er verdient. Das könnte nach dieser Pleite für seine Mannschaft nach der Teilung nur die untere Hälfte der Tabelle sein. Nur ein Sieg aus den noch ausständigen zwei Spielen wird möglicherweise für Platz sechs nicht reichen, wie auch Roman Mählich im Interview nach dem LASK-Spiel schon angedeutet hat. Viel wichtiger wäre aber ohnehin, sich darüber hinaus Gedanken zu machen. Was soll getan werden, würde man nicht im Meister-Playoff landen? Ist der aktuelle Zugang und diese Art Fußball zu spielen das, was man die nächsten Jahre in Graz vorhat? Wenn nicht, wohin soll die Reise gehen? Und es gilt rasch Klarheit zu bekommen, welcher der auslaufenden Verträge verlängert werden kann, und welcher Spieler weg sein wird. Bisher hat man sich der Diskussion über die unmittelbar nächsten Aufgaben hinaus nicht gestellt. Jetzt ist es allerhöchste Eisenbahn dazu.

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