Foto: © GEPA 12Meter / 2018 / Q1

Die Kurve singt für Vogel

Heiko Vogel feiert seinen ersten Sieg in der Bundesliga und die Erleichterung war groß. Besonders freuen wird ihn, dass die organisierten Fans des SK Sturm ein demonstratives Zeichen für ihn setzten und so auf die Berichterstattung zum Trainer in der letzten Woche reagierten.

Ein 12 Meter von Jürgen Pucher

 

Der SK Sturm besiegte am Samstag den LASK in Pasching mit 2:0 und einer der glücklicheren Menschen im Lande war wohl der Übungsleiter der Schwarz-Weißen. Heiko Vogel stellte um, „opferte“ Deni Alar für eine zweite schnelle Spitzen in einem 4-4-2 und fand damit genau das richtige Mittel gegen die normalerweise aggressiv pressenden Linzer. Der Deutsche feierte so den ersten Liga-Sieg seit er bei den Schwarz-Weißen am Werk ist und der kam wohl gerade noch rechtzeitig. Hätte er nichts Zählbares von dieser Auswärtsfahrt mitgebracht, wäre die nächste Partie gegen die Admira wohl schon ein Spiel um „Sein oder nicht sein“ für ihn in Graz gewesen.

 

Berichterstattung in Graz: Atmosphäre statt Analyse

Das Cup-Spiel davor gegen Wimpassing wurde ebenfalls erfolgreich absolviert und in der kommenden Trainingswoche kann Vogel wohl das erste Mal einigermaßen entspannt an die Arbeit gehen. Das Pokalspiel war das vielzitierte Spiel um „Leben und Tod“, wo Heiko Vogel hinsichtlich der Wortwahl eher ungeschickt über den KO-Modus sprach. Die mediale Reaktion war aber gleich recht reaktionär. Die selbsternannten Eiferer der lokalen Grazer Medien meinten, sie müssten jetzt den Zeigefinger der Moral ganz weit nach oben strecken, um das zu sagen, was sie fachlich nicht formulieren können: „Wir wollen diesen Trainer lieber nicht.“

 

Auch sich noch immer ein bisschen im Schmoll-Eck befindliche ehemalige Presseverantwortliche des Vereins glaubten, dazu eine Meinung haben zu müssen. Abstruse Vergleiche mit dem Syrienkrieg und dem Tod von Hans Rinner wurden missbraucht, um dem Coach eine reinzuwürgen. Die schon von früher bekannten Grazer Provinzpossen feierten plötzlich wieder fröhliche Urständ‘, von durchaus angebrachter sachlicher Kritik am Trainer keine Spur. Neben den Eiferern von der katholischen Abteilung, windet sich die steirische Kronen Zeitung noch immer vor Schmerzen über die Trennung von Franco Foda. Ein Jammer, wie wenig Qualität wieder einmal in dieser Berichterstattung steckt. Keine Analysen, nur atmosphärische Knöpfe werden gedrückt.

 

"Die mitgereisten Grazer Fans sangen gegen Ende des Spiels Sprechchöre für den Coach und zeigten somit den Grazer Medien den Vogel. "

Kurve demonstrativ hinter dem Trainer

Ein schönes Zeichen dazu kam aus dem Auswärtsblock im Paschinger Stadion. Die mitgereisten Grazer Fans sangen gegen Ende des Spiels Sprechchöre für den Coach und zeigten somit den Grazer Medien den Vogel. Die Kurve stellte sich demonstrativ hinter den gescholtenen Mann an der Linie und zeigte sich damit sehr reflektiert gegenüber der tendenziösen Berichterstattung. Wegen der großen Erfolge bisher feierten sie ihn natürlich nicht, da gab es vor dem LASK-Match keine. Für seine Medienperformance wohl eher auch nicht. Sie zeigten aber auf, dass sie nicht dieselben Bewertungsmaßstäbe wie die großen Tageszeitungen für „ihren“ Coach heranziehen und stärken ihm so den Rücken für die nächsten Aufgaben.

 

Dieses Signal aus dem Block ist wichtiger als es auf den ersten Blick scheint. Das Standing von Heiko Vogel begann auch im Verein selbst zu bröckeln, sein Kredit schien relativ aufgebraucht. Wenn die organisierte Fanszene hinter ihm steht, strahlt das aus und wird neben dem Wesentlichsten, dem ersten Sieg, hier für ein wenig Beruhigung und Zuversicht sorgen. Es wäre in jedem Fall auch an der Zeit, dass die selbsternannten Moralapostel wieder den Fokus auf die sachliche Beurteilung von Vogels Arbeit richten. Nebenschauplätze sollten nicht in den Mittelpunkt rücken, weil der eine oder andere dem früheren Trainer nachtrauert und den 24/7-Verfügbarkeitsbonus eingebüßt hat. Franco kommt so schnell nicht wieder, gewöhnt euch dran.

 

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