Foto: © GEPA 12Meter / 2018 / Q1

Vogeljagd

Heiko Vogel hat keinen Erfolg, seit er in Graz ist, und er hat auch relativ viel dazu beigetragen, damit er nicht besonders zugänglich rüberkommt. Dass aber jetzt wieder die Franco-Foda-Gedenkabteilung in Graz ausrückt und beginnt den Coach zum Abschuss freizugeben, ist unterste Schublade.

Ein 12 Meter von Jürgen Pucher

 

Heiko Vogel ist seit knapp zwei Monaten Trainer beim SK Sturm und es ist so ziemlich alles schiefgelaufen, seit er da ist. Ein einziger Punkt in vier Spielen steht zu Buche und er hat sich auch neben dem Platz nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Angriffig-patzig gegenüber Medien und zuletzt auch eine völlig überzogene Reaktion gegenüber dem Schiedsrichterteam beim Spiel gegen Red Bull. Vor der anstehenden Cup-Partie der Schwarz-Weißen gegen Wimpassing am Mittwoch, steht der Deutsche also schon trefflich unter Druck. Er sprach deshalb am Dienstag bei der Pressekonferenz zum Match von einem „Spiel um Leben und Tod“.

 

"Nachdem schon die Kronen Zeitung seit Tagen Gift und Galle gegen den Sturmcoach spuckt, steigt jetzt auch die zweite große Tageszeitung der Steiermark in die öffentliche Demontage des bisher erfolglosen Trainers ein." - Jürgen Pucher

Vogel auf der Abschussliste

Wahrlich keine besonders sensible Aussage und wahrscheinlich hat sich Heiko Vogel durch die immer größer werdende Unruhe rundherum zu einer drastischen Wortwahl hinreißen lassen. Er weiß, dass er gewinnen muss. Es geht um seinen Job. Wer das Mediabriefing gesehen hat, konnte außerdem eindeutig erkennen, dass er diesen patscherten Vergleich zu Leben und Tod ausschließlich auf den KO-Modus im Cup-Bewerb bezogen hat. Dass ihm die Kleine Zeitung daraus jetzt in einem heuchlerisch-pseudomoralischen Kurzartikel einen Strick dreht und diese unbedachte Aussage in Bezug zum tragischen Ableben von Hans Rinner sowie gar zum Syrienkrieg setzt, macht einen sprachlos. Das ist nicht mehr und nicht weniger als den Trainer zum Abschuss freizugeben.

 

Nachdem schon die Kronen Zeitung seit Tagen Gift und Galle gegen den Sturmcoach spuckt, steigt jetzt auch die zweite große Tageszeitung der Steiermark in die öffentliche Demontage des bisher erfolglosen Trainers ein. Sie werfen ihm in erster Linie sein Auftreten und seine zur Schau getragene Distanz zu der Mainstream-Berichterstattung vor. Heiko Vogel hat da auch alles getan, um diese Geister zu rufen und strategisches Geschick scheint seine Sache nicht zu sein. Aber dass er jetzt auf diese Art und Weise die Retourkutsche bekommt, ist unterste Schublade und sollte unter der Würde einer sich für seriös haltenden Sportredaktion sein.

 

"Wir hatten das alles schon. Peter Hyballa lässt grüßen."

Erleidet Vogel das Hyballa-Schicksal?

Die Angelegenheit scheint (wieder) persönlich zu werden. Die von Foda hofiert und bestens versorgten Haus- und Hofberichterstatter fühlen sich (wie im letzten Jahrzehnt bei bisher jedem Trainer der nicht Franco Foda hieß) wieder einmal auf den Schlips getreten. Keine persönlichen Anrufe mehr am Sonntagvormittag nach dem Spiel, keine Sonderbehandlung mehr - und so weiter. Wir hatten das alles schon. Peter Hyballa lässt grüßen. Es sei noch einmal festgehalten, Heiko Vogel hat sich beileibe nicht immer korrekt verhalten und er steht verdient und selbstverschuldet in der Kritik. Auch hier lässt Hyballa grüßen.

 

Aber diese beleidigt-provinzielle Reflexreaktion, die dann in der Grazer Medienszene verlässlich herausapert wie die gatschige Erde im Frühling, die ist zumindest genauso verwerflich wie das unprofessionelle Verhalten des Trainers. Es scheint, als wären wir wieder an einem Punkt angelangt, wo Vogel nur mehr wenig richtig wird machen können. Wenn er nicht sofort zu gewinnen beginnt, werden sie ihn, wie schon viele Nicht-Fodas zuvor, wie die Sau durchs Dorf jagen.

 

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