Foto: © GEPA 12Meter / 2017

Rutschgefahr für Franco Foda

Franco Foda feiert beim Debüt als Trainer der Nationalmannschaft einen glücklichen Auftaktsieg gegen Uruguay. Das war am Dienstag angesichts der sich sonst andeutenden Tendenzen aber nur ein Nebenschauplatz.

Ein 12 Meter von Jürgen Pucher

 

Die erste Einheit mit Franco Foda als Teamchef hat also gestern mit einem 2:1-Glückssieg gegen Uruguay geendet. Nach dem Spiel bemühten sich der neue Chef und seine Mannschaft redlich, das Positive an diesem Auftritt zu unterstreichen. Uruguay sei eine Top-Mannschaft, die müsse man erst einmal schlagen und so weiter. Soll sein. Jedenfalls war es eine recht triste Veranstaltung gestern, kalt, wenig Zuschauer, maues Match, einer Premiere irgendwie unwürdig. Hoffentlich kein Omen für 2018, wo es dann richtig losgeht. Potenzial für Problemstellungen gibt es ohnehin genug. Die Woche in Marbella war für die Journalisten, die mit Foda bisher nichts zu tun hatten, und auch die Leute im ÖFB und die Mannschaft, die erste Gelegenheit sich dem Neuen intensiver auseinanderzusetzen. Die Spieler sind voll des Lobes, was man im und um das ‚Camp Marbella‘ gehört hat, dürfte der Draht von Foda zur Mannschaft tatsächlich eine gute Verbindung gewesen sein. Ansonsten ist und bleibt Franco Foda eben Franco Foda.

 

Teamchef ohne Internet

Er erzählte im Trainingslager beim Medientermin über sich und vor allem auch sein Verhältnis mit den Journalisten. Der Teamchef berichtete dort ‚bundesweit‘, was in Graz schon bekannt war. Er lese nur zwei Zeitungen und ‚im Internet sei er gar nicht unterwegs‘. Da könnte es schon ein Problem werden, das komplette Bild rund um das ÖFB-Team zu bekommen. Jeder Angestellte eines beliebigen Unternehmens kann sich der Digitalisierung und den neuen Medien nicht verschließen. Der oberste Trainer eines Medienproduktes wie dem Fußball, wo die Außendarstellung und Wahrnehmung sehr wichtige Dinge sind, sollte das schon gar nicht dürfen. Foda betont wieder und wieder, wie sehr er die Arbeit von seinem Vorgänger geschätzt hat. Er könnte sich dort auch den Social Media-Auftritt ansehen. So macht man das nämlich heutzutage. Marcel Kollers Berater ist weithin bekannt, dort kann man sicher anrufen.

 

Mit derartiger Beratung wäre es vielleicht auch nicht zur ‚exklusiven‘ Sonnenterrasse-Story mit der ‚Kronen Zeitung‘ gekommen (siehe Bild). Koller hat in seiner Zeit damit aufgehört, gewisse Medien bevorzugt zu behandeln und dafür gesorgt, dass man nach sechs Jahren mit dem Schweizer die finsteren Zeiten davor schon fast wieder vergessen hat. Eine Woche und ein Spiel unter Franco Foda beschleicht einen der Verdacht, dass es hier zu Rückschritten kommen könnte. Die Kollegen, die scheinbar nicht zum ‚Inner Circle‘ zählen, also die meisten, sind schon einigermaßen verstimmt. Der Mainzer würde aber jegliche Bevorzugung natürlich strikt zurückweisen. Er sei ehrlich und authentisch. Zu viel Nähe zu gewissen Medien? Welche Nähe?‘, fragt er dann. Ein Besuch im Media Center beim Uruguay-Spiel am Dienstag reicht aus, um an dieser Zurückweisung ein bisschen zu zweifeln.

 

Das kleine Ich-bin-Ich

Und überhaupt sei es ihm ja ohnehin egal, was über ihn geschrieben wird. Sagt Foda. Zum Beispiel im Sitzkreis mit einer Gruppe Berichterstatter in Spanien. Stimmt natürlich nicht, ist reine Koketterie. Wer ihn jahrelang begleitet hat, weiß, dass es ihm alles andere als egal ist, was wo und wie über ihn berichtet wird. Das zeigt allein nur die Tatsache, dass er einzelne Personen beim diesem Medientermin hervorgehoben hat, die immer wieder kritisch über ihn berichtet hätten. Darüber, dass frühere Wegbegleiter ihm ein Gedächtnis wie ein Elefant attestieren, bezüglich ihm gegenüber kritischer Journalisten, und darüber, dass er sich in Graz minutiös vorlegen ließ, was über ihn irgendwo geschrieben wurde, wollen wir hier gar nicht beginnen zu reden. Über die stundenlangen Streitereien mit ihm, wenn es um die Freigabe eines Interviews geht, auch nicht. Es reicht hier festzuhalten: Dem neuen Teamchef ist es sogar äußerst wichtig, wie er ‚rüberkommt‘.

 

Angesichts dessen sollte er aber dringend danach trachten, nicht nach sehr kurzer Zeit schon einen sehr großen Teil der Nationalteam-Medienlandschaft gegen sich aufzubringen. Auch wenn Foda es aus Graz anders kennt, die ‚Krone‘ und die ‚Kleine‘ allein reichen beim Team nicht mehr. Leider sind im ÖFB, nachdem Pressechef Wolfgang Gramann von den Landesfürsten zum Gehen gedrängt wurde, auch intern nur noch sehr schwache Strukturen im Kommunikations-Bereich vorhanden. Sprich, es gibt keine diesbezügliche Autorität im Verband, die ihm das erklärt. Peter Schöttel wird es auch nicht machen. Das könnte ganz unabhängig von der Arbeit mit der Mannschaft einer der Knackpunkte dieser Teamchef-Ära werden. Wenn Franco Foda nicht einen Erfolg nach dem anderen am Rasen feiert oder er seine ‚Ich-bin-Ich-Mentalität‘ nicht ein wenig adaptiert, könnte das für ihn ein sehr schwerer Gang auf dem Wiener Parkett werden.

 

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