Graz: Fußball steht für Zusammenhalt
Foto © SK Sturm

Graz: Fußball steht für Zusammenhalt

Nach der unerträglichen Gewalttat in einer Grazer Schule zeigt der Fußball seine gesellschaftliche Kraft. Rivalitäten rücken in den Hintergrund und es wird für Hilfe mobilisiert. Viele Medien könnten sich aus gegebenem Anlass ein Beispiel nehmen.

Gerade hat Graz noch den zweiten Meistertitel des SK Sturm in Serie gefeiert. Das fußballerische Sommertransferkarussell hat sich langsam zu drehen begonnen. Und die Debatte über Kosten und Ausgestaltung zum Umbau des Liebenauer Stadions stand in den Startlöchern.

Und plötzlich ist das alles belanglos. Ein Mann löscht in einer Grazer Schule zehn Menschenleben aus, Fußball und alles andere rücken in den Hintergrund. Gedanken über das Tagesgeschäft haben keinen Platz mehr, alle Veranstaltungen dazu werden abgesagt, das öffentliche Leben steht still.

Messendorf wird Blutspendezentrum

Aber der Fußball - und die Gemeinschaft um ihn herum - haben in diesen schwierigen Tagen ein Zeichen gesetzt. Ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts. Ein Umfeld wie jenes des SK Sturm erreicht sehr viele Leute und alle gemeinsam haben versucht in den Stunden nach dem Horror in der Grazer Dreierschützengasse einen Beitrag zu leisten und Hilfe anzubieten.

Der Fußball zeigt, welch große gesellschaftliche Kraft er haben kann und wie sehr der Zusammenhalt und Solidarität gelebt werden.

Jürgen Pucher

Neben den richtigen Worten, die gefunden und publiziert wurden, hat der Verein sein Trainingsgelände in Messendorf zu einem Blutspendezentrum umfunktioniert und die Fangruppen der Schwoazn haben ihre Community zur Teilnahme aufgerufen. Hunderte Menschen folgten diesem Aufruf vom Klub und seinen Fans.

Fußball lebt Zusammenhalt und Solidarität

Der Fußball und seine Protagonisten zeigen, wie stark die Mobilisierungskraft dieser Szene sein kann und wie sehr der Zusammenhalt im Vordergrund steht, wenn es wirklich um etwas geht. Das gilt nicht nur für die unmittelbar betroffenen Grazer Vereine, das gilt für die Konkurrenten in Österreich und weit darüber hinaus.

Rivalitäten auf den Spielfeldern spielen an diesen Tagen keine Rolle, Anteilnahme kommt aus allen Ecken Österreichs und Europas. Der Fußball zeigt, welch große gesellschaftliche Kraft er haben kann und wie sehr der Zusammenhalt und Solidarität gelebt werden.

Wie auch oft in der Sportberichtserstattung, es wird nicht differenziert, die schnelle Schlagzeile gesucht und auf Kosten der Betroffenen und Angehörigen auf schäbigste Art und Weise Profit geschlagen.

Jürgen Pucher

Es zeigt sich, dass ein Milieu, das oft medial durchwegs negativ – mit Gewalt und Ausschreitungen – konnotiert wird, vielleicht in der Regel nicht sehr differenziert dargestellt wird. Dargestellt von jenen, die sich durch viele ihrer Vertreter:innen in der Berichterstattung zur Tragödie in Graz nicht gerade mit Ruhm bekleckern, wie bei "Kobuk.at" im Detail zu erfahren ist.

Berichterstattung statt Alarmgeschrei

Trotz dringender Appelle der Polizei und von Psychologen, mit Maß und Ziel vorzugehen, stehen die Effekthascherei und das Clickbaiting vielfach im Vordergrund. Wie auch oft in der Sportberichtserstattung, es wird nicht differenziert, die schnelle Schlagzeile gesucht und auf Kosten der Betroffenen und Angehörigen auf schäbigste Art und Weise Profit geschlagen.

Es wäre freilich vermessen, darauf zu hoffen, dass eine dieser Krawallschleudern zur Besinnung kommt. Aber vielleicht findet sich der eine oder andere, der zukünftig nicht der nächsten Alarm-Headline hinterherhechelt, sondern vielleicht zu jenen schaut, die versuchen, tatsächlich zu berichten und nicht für ein paar Klicks jegliche Moral über Bord werfen. Egal ob es um Gewalttaten, Terrorakte oder den Fußball geht.

Jürgen Pucher ist Buchautor, Politikwissenschaftler, Fußballjournalist und praktizierender Sturmfan in Wien. Der Steirer war Mitgründer der Fanplattform Sturm12.at. Seit 2015 ist Pucher als Betreiber des Podcast BlackFM aktiv, der sich den "Schwoazn" widmet. Für 90minuten.at schreibt er in regelmäßigen Abständen die Kolumne "12 Meter".

VIDEO: Das Saison-Zeugnis für den SK Sturm

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