Während so manch anderer >> Regionalligist zwecks Aufstiegswunsch schon fast eine Qualifikationsgruppen-Truppe zusammengesammelt hat, ist das beim FC Hertha Wels anders. Im Kader der Oberösterreicher stehen mit Roko Mislov (seit 2020) und Markus Lackner (seit 2024) nur zwei relativ bekannte Routiniers. Die sind 36 und 33 Jahre alt, und die braucht Trainer Reinhard Furthner auch.
Angesprochen auf die Aussage von Admira-Trainer Thomas Silberberger, wonach ein Aufstieg nicht mit lauter jungen Kickern geht, meint Rene Swete: "Ich unterschreibe die These."
Seinen Zugang zur Kaderzusammenstellung ist so: "Ich wollte eine Balance zwischen jungen Potenzialspielern und erfahrenen Ex-Profis. Darum haben wir Markus Lackner geholt. Er ist essenziell, er hat sportliche Qualität und kann das Team auch menschlich führen, weil er viel gesehen hat."
Das hat der Keeper auch und seine etwas außergewöhnliche Karriere hat ihn Ende April 2024 auf den Posten des Sportdirektors beim Regionalliga-Mitte-Klub gebracht.
Schon immer Manager
Andere Keeper im Alter von 34 Jahren heuern irgendwo an, wo es nicht im Dezember schon schneit. Um zu verstehen, warum der erst 34 Jahre alte Ex-Bundesliga-Keeper nicht die Füße als Zweiergoalie in den Sand steckt, muss man sich mit seiner persönlichen Geschichte befassen. Schon als Kind hat ihn das Metier interessiert: "Ich habe diesen Weg immer präferiert, das hat schon im Alter von zehn Jahren begonnen. Ich habe bis ich 20 war immer Fußballmanager gezockt. Das hat mich gefesselt."
Ein Mitgrund, warum ich aufgehört habe, war, dass ich nur mich und ein bisschen die Mannschaft beeinflussen konnte.
In dem Alter war von Profifußball keine Rede. Der ehemalige Rapid-Nachwuchskicker war damals Ersatztormann bei Guntramsdorf in der fünften Spielklasse. Statt gegen oder für seinen Klub in der Bundesliga zu spielen, war er Sekretär eines Abteilungsvorstandes in der Rudolfstiftung in Wien. Das lehrt den Umgang mit Verantwortung und mit Zahlen. Und vor allem eines: Demut.
Via Simmering ging es zum FAC und 2015 zum SV Grödig. Nur fünf Jahre, nachdem er sich Fünftligaspiele von der Bank aus angesehen hatte, spielte er Profifußball. Nach ein paar Monaten ohne Verein heuerte er beim TSV Hartberg an, wo er 2023 seine Karriere beendete.
"Ein Mitgrund, warum ich aufgehört habe, war, dass ich nur mich und ein bisschen die Mannschaft beeinflussen konnte", legt er seine Beweggründe dar, "Ich wollte aber mehr, aktiv mitgestalten." Nach ein paar "brutal lehrreichen" Monaten als Scout beim TSV ging es im Frühjahr nach Oberösterreich.
Ex-Bundesligist, irgendwie
Dort traf er auf einen ehemaligen Bundesligisten mit ebenfalls recht bewegter Geschichte. Teile des Vereins spielten in den 80ern ganz oben. Der WSC Hertha Wels entstand 1975 aus einer Fusion der viel älteren Klubs Hertha (gegründet 1921) und Welser SC (1912). 2023/24 ging man eine Spielgemeinschaft mit dem FC Wels ein, der wiederum 2003 aus einem Zusammenschluss von SK Eintracht (1947 als SC Neukirchen/Lambach) und FC Union (1946) hervorging. Die zwei Erstligasaisonen 1982/83 und 1983/84 gehen auf das Konto der Union.
Inwiefern man also bei dem heutigen Klub von einem Ex-Bundesligisten sprechen kann, darf gern in den Kommentarspalten diskutiert werden.
Dass der FC Hogo Hertha Wels 2025/26 österreichweit spielen könnte, wird derzeit immer wahrscheinlicher. Die Zukunft von Tabellenführer DSV Leoben steht aufgrund finanzieller Troubles in den Sternen, Wallern will nicht rauf, bei Oedt gab es wieder einmal Personalwechsel, halbwegs unfallfrei durch die letzten Monate kamen nur die Amateure des WAC.
Was woanders geschieht, interessiere Wels nicht, betont Swete im Gespräch des Öfteren. "Man kommt ja nicht umhin, das mitzubekommen. Aber glaub' mir, es hört sich zwar nach einer Floskel an, aber wir haben uns im Sommer darauf committet, dass wir nur uns und unsere Leistungen beeinflussen können." Das war übrigens noch bevor Leoben aus wirtschaftlichen Gründen und mit einem Fast-schon-Bundesligakader von der zweiten in die dritte Leistungsstufe versetzt wurde.
Hartberg zeigt, was entstehen kann, wenn fähige Leute an den richtigen Positionen sind. Andere Vereine geben viel Geld aus und haben nicht diesen Ertrag.
Irgendwer hat immer mehr
Jetzt muss man eben mit den vorhandenen Mitteln arbeiten. Das Budget, das sich im Rahmen anderer Aufstiegsaspiranten der letzten Jahre bewegt (dort zwischen 300.000 und 500.000 Euro) gibt es jetzt für beide Varianten. Oben wird dann vermutlich ein Einser davor stehen. Wissen tut man das derzeit nicht genau, viele Regionalligisten zieren sich, Zahlen zu nennen.
Wenn sie aufsteigen, erfährt die Fußballöffentlichkeit die Finanzzahlen ohnehin. Jetzt umschreibt er es so: "Ich kann dazu nur sagen, dass wir investieren, was da ist. Leoben ist eigentlich übermächtig, aber es gibt immer wen, der mehr Geld hat." Diese Situation kennt er als ehemaliger Bundesliga-Keeper sehr gut.
Die Zeit bei den Oststeirern habe ihn in dieser Hinsicht "geprägt und auf mein Berufsleben vorbereitet. Für das Ziel, unabhängig vom Geld das Bestmögliche herauszuholen, ist der TSV ein super Beispiel. Er zeigt, was entstehen kann, wenn fähige Leute an den richtigen Positionen sind. Andere Vereine geben viel Geld aus und haben nicht diesen Ertrag."
Griechenland? Vielleicht...
Die Welser sind also darauf vorbereitet, aufzusteigen, die Huber Arena ist bereit für höhere Weihen. Jetzt muss nur noch der Aufstieg gelingen. Der Schlüssel für all das und seine Arbeit ist aus seiner Sicht: "Kommunikation. Jeder Mensch interpretiert das unterschiedlich, man muss immer die richtigen Worte finden. Ich hatte wohl zwölf Trainer, keiner war gleich."
Und obwohl es bei diesem Interview Herbst ist und die heiße Phase für Sportdirektoren erst kommt, lehnt er sich nicht zurück. Swete versucht, bei jedem Training dabei zu sein, was wohl nicht alle Kollegen genauso halten: "So erkenne ich, was los ist und bekomme ein Gefühl für die Gruppe. Und ich will den Jungs etwas vorleben."
Und an Griechenland und den Strand denkt er gar nicht? "Vielleicht dann als Sportdirektor." Das könnte etwas werden, denn irgendwie hat er trotz seiner 34 Lenze schon 24 Jahre Erfahrung in dem Geschäft.