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Manuel Ortlechner: Im Spannungsfeld zwischen Jürgen Werner, Insignia und seinem eigenen Job [Exklusiv]

Man nehme: Einen Sportdirektor mit violettem Blut, eine Investorengruppe mit sportlichen Alpha-Tieren und ein Auslaufmodell namens Insignia. Wie Manuel Ortlechner diesen Spagat schaffen will, erzählt er im 90minuten.at-Gespräch.

++ 90minuten.at Exklusiv von Michael Fiala ++

 

Seit Juni ist Manuel Ortlechner als Sportdirektor der Austria für den sportlichen Erfolg der Austria hauptverantwortlich. Der 41-Jährige übernahm dieses Amt in einer der wohl schwierigsten Phasen, die die Veilchen in den vergangenen Jahrzehnten erlebt haben: Das  Damoklesschwert der Insolvenz hing damals so tief, das man sich existenzbedrohende Sorgen um den Wiener Traditionsklub machen musste. Gleichzeitig eskalierte der Streit mit Insignia kurz nach der Amtsübernahme von Ortlechner.

Zeitsprung: Einige Monate später bereitet sich die Austria intensiv auf das Fußball-Frühjahr vor, die Chance auf die wichtige Meistergruppe lebt. Das Insolvenz-Szenario ist durch den Einstieg der Investorengruppe rund um Jürgen Werner vorläufig kein Thema mehr.

"Michael Adler, George Alaba, Björn Bezemer, Stephan Braunegg, Raimund Harreither, Frank Hensel, Peter Kroha, Peter Langer, Karl Pisec, Peter Podsedensek, Sebastian Prödl, Rudi Rappel, Andreas Sadlo, Martin Schlaff, Wolfgang Speiser, Leo Vogel, Jürgen Werner." - Die Investorengruppe der Austria

Dass Investoren vor allem wie Jürgen Werner oder Sebastian Prödl nicht nur einfach ihr Geld zur Verfügung stellen, sondern auch ihre sportliche Kompetenz einbringen werden, ist klar. Vor allem Werner ist jemand, der noch bei jedem Klub entscheidend mitgeredet hat - und genau so soll es auch bei der Austria sein. Laut einem Artikel der OÖ Nachrichten wird Werner nach Ablauf seiner Sperre den Job des Sportvorstandes übernehmen, also neuer Chef von Ortlechner werden. Doch wie soll diese Zusammenarbeit funktionieren und wie sehr werden sich die Investoren ins Tagesgeschäft einmischen. Und überhaupt: Wird Jürgen Werner jetzt eigentlich der neue Chef von Manuel Ortlechner?

Austrias Sportchef gibt im exklusiven Gespräch mit 90minuten.at Antworten zu diesen Fragen

(Hinweis: Das Gespräch wurde am 1. Februar im Rahmen der Bundesliga-Auftaktpressekonferenz geführt):

90minuten.at: Wie haben sich die Verhandlungen mit der Investorengruppe für Sie dargestellt und wie beurteilen Sie die sportliche Kompetenz der Investoren?

Ortlechner: Ich war sehr früh eingebunden in die Entscheidungsfindung und ich kenne viele aus der Investorengruppe persönlich. Es ist ja nicht nur der Jürgen Werner in der Investorengruppe, der sportliche Expertise mitbringt, sondern auch ein Georg Alaba, Sebastian Prödl, die ich schon ewig kenne ..

 

90minuten.at: Wie wird die Zusammenarbeit mit den Investoren aus Ihrer Sicht funktionieren und wie sehr werden diese sich ins Tagesgeschäft einmischen?

Ortlechner: Ich bin immer offen für Meinungen, die aus dieser Gruppe kommen. In der Phase, in der wir sind, ist jeder willkommen, der uns helfen will, sei es mit Expertise oder finanziell. Dass ich diese Personen auch noch selbst kenne, macht es für mich einfacher. Wäre es eine andere Investorengruppe geworden, wären das zumindest für mich unbekannte Personen gewesen. In dem Fall ist es leichter, Jürgen Werner war 15 Jahre mein Berater, war auch auf meiner Hochzeit. Sebastian Prödl oder Georg Alaba sind meine Freunde, das macht alles zwischenmenschlich einfacher.

"Bisher habe ich nicht den Eindruck gewonnen, dass durch die Investorengruppe gewisse Spieleragenturen bevorzugt zum Zug kommen sollen." - Manuel Ortlechner

90minuten.at: Wird Jürgen Werner nach Ablauf seiner Sperre neuer Sportvorstand der Austria?

Ortlechner: Die Frage der operativen Rollenverteilung kann man aktuell noch nicht seriös beantworten, da Jürgen Werner ein laufendes Verfahren hat (Anm. Das Gespräch wurde vor der Entscheidung über die Länge der Sperre geführt). Deswegen verhalte ich mich defensiv, wie die Rolle von Werner künftig sein wird. Es ist aber möglich, dass Jürgen Werner neuer Sportvorstand der Austria wird, fixiert ist es aber noch nicht.

Update: 90minuten.at fragte gestern, Mittwoch, noch einmal bei Manuel Ortlechner nach. Auch nach der Entscheidung über die verkürzte Sperre von Werner gibt es noch keine fixe Aussage darüber, dass Werner im Sommer die Position des Sportvorstandes übernehmen werde.

 

90minuten.at: Glauben Sie nicht, dass die Investorengruppe mit ihrem eigenen Netzwerk den Einfluss geltend machen und versuchen wird, ihre eigenen Spieler zu forcieren. Wird es hier zu einem Interessenskonflikt kommen?

Ortlechner: Wie sich diese Zusammenarbeit konkret gestalten wird, ist ein Blick in die Glaskugel. Das kann ich jetzt noch nicht sagen. In meinen sieben Monaten in meiner Funktion bei der Austria und die Zeit davor habe ich mir Kontakt zu allen namhaften Agenturen aufgebaut. Ich verstehe mich mit allen sehr gut. Ich habe da keine Befindlichkeiten. Bisher habe ich nicht den Eindruck gewonnen, dass durch die Investorengruppe gewisse Spieleragenturen bevorzugt zum Zug kommen sollen.

 

90minuten.at: Und dann gibt es noch das Thema Insignia. Wie sehr gibt es hier noch Kontakt, speziell mit Blick auf Spieler, die von Insignia laut eigenen Aussagen immer wieder angeboten wurden?

Ortlechner: Das Collaboration Agreement ist nach wie vor aufrecht und kann zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgekündigt werden. Das müssen jedoch die entsprechenden Gremien bei der Austria entscheiden. Hier wird in den nächsten Wochen sicher eine Entscheidung fallen, um auch Klarheit nach außen zu signalisieren. Aus sportlicher Sicht gab es aber von meiner Seite mit Insignia eigentlich seit Monaten keinen Kontakt.

Danke für das Gespräch!

 

++ Themenschwerpunkt ++

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