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Regionalliga Ost mit 16 Klubs? Die Landeskaiser lehnen ab

Der Fall Matterburg zieht weite Kreise bis ins Unterhaus. Vor allem die Zusammensetzung der Regionalliga Ost ist dabei im Fokus. Die Landespräsidenten setzen bei diesem Thema auf Zurückhaltung.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Von Georg Sander und Michael Fiala

 

Die Causa rund um den SV Mattersburg wird heute, Mittwoch-Abend, einen vorläufigen Höhepunkt erreichen. In der Mitgliederversammlung wird entschieden, wie es mit dem Klub weitergeht. Im Raum stehen ein Konkurs und Liquidation oder doch ein Sanierungsverfahren (>> siehe "Fragen und Antworten zum Status Quo von Mattersburg"). Die Entscheidung wird mit Spannung erwartet, denn ein Rattenschwanz an Folgen, bis hin zu den Landesligen wird dadurch erwartet.

"Ich nehme nicht an, dass Mattersburg in der Bundesliga verbleiben wird können." - Gerhard Milletich

„Ich nehme nicht an, dass Mattersburg in der Bundesliga verbleiben wird können“, erklärt Gerhard Milletich seine Einschätzung zur Causa rund um den im Zuge des Bankenskandals der Commerzialbank ins Straucheln geratenen Bundesligisten im 90minuten.at-Gespräch. Der Landesverbandspräsident aus dem Burgenland sieht die Situation also ähnlich wie Bundesliga-Vorstandsvoritzender Christian Ebenbauer (>> siehe "Ich kann es mir kaum vorstellen").

Milletichs Amtskollege vom niederösterreichischen Landesverband, Johann Gartner, erklärt gegenüber 90minuten.at, man müsse zuwarten: „Warten wir mal die Entscheidung in Mattersburg und dann der Liga ab.“ Doch wie soll es dann weitergehen?

 

Mattersburgs Fixplatz in der Ostliga

Beide Landesverbandspräsidenten sind sich einig, dass alles andere als ein Verbleib einer Mattersburger Mannschaft zumindest in der Ostliga ein veritables Chaos mit sich bringen würde. Gartner meint: „Ich gehe aber sowieso davon aus, dass es einen Mattersburger Klub zumindest in der Regionalliga Ost geben wird.“ Dieser Platz ist für die Burgenländer sicher. Auch wenn, wie Milletich ausführt, hier rechtliche Fragen im Vordergund stünden. „Wir haben uns klar drarauf verständigt, so wie es jetzt ist, mit 15 Vereinen zu spielen. Das ist zwischen den drei Landesverbänden vereinbart. Sollte der SVM in der Regionalliga nicht spielen wollen, müssen wir das zur Kenntnis nehmen und akzeptieren“, erklärt Burgenlands oberster Fußball-Funktionär.

"Wenn ich jetzt gefragt werde, würde ich dazu tendieren, nicht aufsteigen zu wollen, weil wir nicht darauf vorbereitet sind und einen dünner Kader haben." - Helmut Bergmann, Obmann SV Retz

Wenn der dann Ex-Bundesligist weder an erster, noch an zweiter Bundesliga teilnehmen darf, dann könnten auch die Landesverbände nichts an einem Antreten ändern. Denn, so die Einschätzung von Milletich: „Wenn Mattersburg in Konkurs geht und wir unterbinden ein Antreten in der Regionalliga, entstehen Schadensersatzansprüche.“

 

16, 15, 14, 13

Doch die Sache zieht weite Kreise. Nachdem der ÖFB ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben hatte, das ergab, dass es unterhalb der 2. Liga weder Auf- noch Abstieg geben solle, überraschte Ostliga-Topklub Ebreichsdorf mit dem Gang in die Gebietsliga. Da waren es nur noch 15 Vereine.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

 

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Die paritätische Kommission, bestehend aus den Landesverbänden Wiens, Niederösterreichs und des Burgenlandes, einigte sich auf 15 Teams für die Saison 2020/21. Burgenlandliga-Spitzenreiter Siegendorf drohte mit einer Klage, zog diese aber zurück. Die Vienna, eigentlich auf Aufstiegskurs, zeigte sich mit dem ÖFB solidarisch, in Niederösterreich ist es zwischen Retz und Kottingbrunn eine enge Geschichte.

„Um das Chaos nicht zu groß werden zu lassen, sollte man es so lassen wie es ist“, sagt Milletich, „Es sind schon so viele Dinge auf Schiene gebracht worden, das würde jetzt wieder alles durcheinander bringen“, meint Gartner. Der Retzer Obmann Helmut Bergmann meint gegenüber 90minuten.at: „Wir haben uns bisher überhaupt nicht mit diesem Szenario beschäftigt. Wenn ich jetzt gefragt werde, würde ich dazu tendieren, nicht aufsteigen zu wollen, weil wir nicht darauf vorbereitet sind und einen dünner Kader haben. Aber natürlich müsste man im Fall der Fälle darüber nachdenken, ganz ausschließen kann ich es aus jetziger Sicht auch nicht.“

"Es sind schon so viele Dinge auf Schiene gebracht worden, das würde jetzt wieder alles durcheinander bringen" - Johann Gartner

Gartner und Milletich zeigen sich also wenig beweglich in dieser Causa. Es werfe schlichtweg zu viele rechtliche Fragen auf, könnte man vermuten. Fliegt nun der SVM aus dem bundesweiten Fußball, steigt Rapid mit den Amateuren auf, macht 14 Teams in der Ostliga. Stellen die Mattersburger den Spielbetrieb ein, dann sind es nur 13. Und aus. Milletich dazu lapidar: „Niemand will mit 13 Vereinen spielen, im Ernstfall bleibt uns nichts anderes übrig.“

 

Das Ziel: So schnell wie möglich wieder 16 Klubs

Das Ziel aller Landesverbände, so zumindest der BFV-Boss, sei es, dass so schnell wie möglich wieder 16 Teams in der Regionalliga Ost sind. Es dürfte demnach in der kommenden Saison keine drei Absteiger geben. Vielleicht sogar gar keinen. Dann könnten nach Abschluss der Saison 2020/21 alle Landesligameister aufsteigen. Alles würde wieder seinen normalen Gang gehen. Andererseits: Wenn es so schnell wie möglich gehen sollte, könnte man im Fall der Fälle nach der Mattersburger Entscheidung ebenfalls Tatsachen schaffen und bereits in der kommenden Saison 2020/21 mit 16 Klubs in der Regionalliga spielen. Doch dazu bräuchte es ein bisschen mehr Vision und Engagement der Landeskaiser.

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