Totgeburt? Eine "coole Liga" mit zu wenig Vereinen?

Im Gespräch mit laola1.at nimmt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer zu den Gerüchten Stellung, dass die neue zweite Liga zum Start eventuell zu wenig Klubs haben könnte.

Noch vor wenigen Wochen hat die Liga-Führung unter Christian Ebenbauer mit dem neuen TV-Vertrag einen ersten Teil-Erfolg gefeiert. Doch auf dem Schreibtisch der Liga-Spitze liegt noch viel Arbeit. Details zum neuen TV-Vertrag – Stichwort: Free-TV – müssen noch ausverhandelt werden. Eine Klage steht zudem auch im Raum.

 

Wird die neue zweite Liga funktionieren?

Abgesehen davon gibt es aktuell Tendenzen, die zum Problem für die neue zweite Liga werden können, die ab 2018/19 mit 16 Klubs an den Start gehen soll. Aktuell sind es 10 Klubs, zwei davon verabschieden sich in Richtung oberste Spielklasse, der dritte spielt Relegation gegen den Letzten der Liga (aktuell St. Pölten). 

 

Bleiben also acht Vereine in der neuen zweiten Liga über. Drei Amateurmannschaften der Bundesliga-Vereine könnten im Optimalfall aufsteigen, womit auch zu rechnen ist, auch wenn einige der Klubs die Karten noch nicht offen auf den Tisch legen wollen. Dann fehlen noch immer fünf Vereine, wobei aus der Regionalliga West aktuell niemand Ambitionen zeigt, aufsteigen zu wollen. Dazu meint Liga-Vorstand Christian Ebenbauer im laola1.at-Interview: „Ob niemand dabei sein wird, daran zweifle ich noch, vor allem Salzburger Vereine betreffend. Ich habe aber von Beginn an gesagt, dass Vorarlberger Vereine den größten Nachteil dieser Reform haben, wenn man sich die Distanzen ansieht. Bei Salzburger oder auch manchen Tiroler Vereinen ist es eine Ausrede, wenn sie sagen, dass sie wegen der Distanzen nicht aufsteigen wollen. Das kann man nicht faktisch belegen“, sagt Ebenbauer, was er auch begründet: „Wir haben uns sämtliche Kilometer-Distanzen ausgerechnet und klar, es ist eine Steigerung, aber im Schnitt sind es 100 Kilometer mehr. Das ist nicht die Welt. Und die Reisekosten sind auch ein Ausreden – Busse werden nicht stundenweise, sondern tageweise gemietet. Wenn man davon ausgeht, dass ein Vorarlberger auswärts immer übernachten muss – rechnen wir konservativ mit 100 Euro pro Einzelzimmer für 25 Leute bei 15 Auswärtsfahrten –, dann sind das 37.500 Euro. Wieviel bekommen die Klubs derzeit in der Regionalliga? Null Euro! Wieviel bekommen sie fix in der neuen zweiten Liga? Über 100.000 Euro! Wichtig ist aber, ob Spieler bereit sind, diese Wege auf sich zu nehmen, wenn sie Amateure und keine Profis sind.“ (Linktipp: Eine Frage des Geldes - so wirkt sich die Reform der Liga auf die Klubs aus)

 

Nur drei Vereine pro Regionalliga dürfen aufsteigen

Dass die Liga aber dennoch womöglich keine 16 Klubs zustande bringt, liegt dann auch an der Regelung, dass aus jeder Regionalliga maximal drei Vereine aufsteigen dürfen. Die Regionalligen begründen dies damit, dass eine zu hohe Zahl an Aufsteigern die unteren Ligen zu sehr durcheinanderbringen würde. Ebenbauer sieht diese Gefahr durchaus: „Die einzige Möglichkeit, nicht zu den 16 Klubs zu kommen, ist der Beschluss, dass aus jeder Regionalliga maximal drei Klubs raufkommen. Das könnte im ersten Jahr ein Problem werden, vor allem im Westen.“ Eine Änderung dieser Regelung kann nur durch die entsprechenden Landesverbände herbeigeführt werden.

 

Ebenbauer ist davon überzeugt, dass der Sinn und Zweck der neuen, zweiten Liga bei den Vereinen noch nicht angekommen ist: „Die Positionierung der zweiten Liga ist entscheidend. Etwas mehr als ein Jahr nach der Reform wird schon wieder vergessen, warum wir sie gemacht haben. Die zwei Zehnerligen sind aus sportlicher Sicht ein gutes Modell, allerdings können sich die Klubs die zweite Liga nicht mehr leisten. Wir haben uns für ein Modell entschieden, von dem ich nicht weiß, wie lange und wie gut es funktioniert, ich bin aber überzeugt, dass es besser funktioniert als derzeit behauptet wird. Das Wichtigste ist die Drehscheiben-Funktion zwischen Profi- und Amateurfußball. Es muss eine Möglichkeit für junge Spieler geben, sich zu entwickeln. Und man muss die Regionalität in die Köpfe bringen“, so Ebenbauer, der abschließend ergänzt: „Es geht darum, den Übergang vom Amateur zum Profi nicht nur für Spieler, sondern auch für Klubs zu ermöglichen. Ich glaube, die zweite Liga wird viel cooler als wir alle glauben.“

 

Noch bleibt also die Hoffnung auf 16 Vereine. Spätestens im März 2018 müssen die Vereine Farbe bekennen, ob sie einen Lizenzantrag stellen werden oder nicht. Bis dahin wäre es vermutlich auch hilfreich, wenn es bereits einen TV-Partner für die neue zweite Liga gibt, was für die Klubs nicht unwesentlich ist.

 

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