Foto: © ANNO / Österreichische Nationalbibliothek

Zeitreise: Die Anfangsjahre der Wiener Austria

Vor mehr als 100 Jahren wurde die Wiener Austria offiziell aus der Taufe gehoben, damals noch unter dem Namen "Wiener Amateur Sportverein". Von Stefan Berndl.

Wir schreiben das Jahr 1910. Ausgehend vom "Vienna Cricket and Football Club" wird nach internen Streitigkeiten beschlossen, einen neuen Verein zu gründen. Das Team "Wiener Cricketer" wurde ins Leben gerufen. Als Datum wurde der 29. Oktober 1910 genannt. Knapp zwei Wochen später erfolgte dann auch offiziell die Aufnahme in den Österreichischen Fußballverband:

"Der Wiener Amateur-Sportverein (die Sezession der Wiener Kricketer) wurde in den Österreichischen Fußballverband aufgenommen." (Quelle: ANNO/ÖNB, Neues Wiener Tagblatt, 18. November 1910, Seite 51)

 

So weit, so gut. Doch es stellte sich alsbald ein Problem ein: Viele der Spieler der neu gegründeten "Cricketer" kamen vom "Vienna Cricket and Football Club". Dieser störte sich auch an der Namenswahl des Konkurrenten und legte Protest beim Fußballverband ein. Die Konsequenz war, dass die Amateure für viele der Spieler keine Freigabe erhielten. 

Hin und Her um die Teilnahme

Der Wiener Amateur Sportverein entschied sich dazu, wieder aus dem Verband auszutreten, um zumindest Spiele gegen Nicht-Verbands-Teams bestreiten zu können.

 

"Der Wiener Amateur Sportverein, dem bekanntlich die ausgetretenen Spieler der Kricketer angehören, hat seinen Austritt aus dem Verbande angemeldet" (Quelle: ANNO/ÖNB, Reichspost, 2. Februar 1911, Seite 9)

 

Es drohte ein langes Hin und Her zu werden, die erste Saison der neuen Fußballmeisterschaft rückte derweil immer näher. Am Ende konnte man sich mit den Cricketern doch noch aussöhnen, am 15. März 1911 wurde die Wiederaufnahme in den Verband verkündet: "Der Wiener Amateur-Sportverein ist dem Österreichischen Fußballverbande wieder beigetreten und wird demnächst mit Verbandsklubs in Konkurrenz treten" (Quelle: ANNO/ÖNB, Neues Wiener Tagblatt, 17. März 1911, Seite 45)

Der 15. März 1911 ist auch jenes Datum, das die Wiener Austria "als amtlich festgehaltenes Datum der Gründung" ansieht. Die erste Fußball-Meisterschaft konnte kommen.

Für die Beobachter war die Anzahl der teilnehmenden Klubs bereits Grund zur Kritik. So sei "die Zahl der erstklassigen Wiener Mannschaften auf 11 gestiegen. Diese überaus große Zahl bedeutet für die beabsichtigte Einführung der Meisterschaftsspiele ein wesentliches Hindernis" (Quelle: ANNO/ÖNB, Grazer Volksblatt, 13. Juli 1911, Seite 15)

 

Einstand läuft nicht nach Wunsch

Die Zahl von mindestens zehn Spielen - die im heutigen Licht fast lächerlich erscheint - sowie das Vorhaben, auch ein Rückspiel auszutragen, wurde in jener Zeit kritisch beäugt. Die Wiener Amateure gingen auch euphorisch und mit großen Zielen in die erste Saison. Gestartet wurde Anfang September 1911, die letzten Begegnungen wurden im Juni 1912 ausgetragen.

Der Amateur-Sportverein hatte dabei allerdings nur selten auch den Erfolg, den man gerne gehabt hätte. Am Ende der Saison fand sich der SK Rapid als Meister wieder, die Amateure konnten im letzten Spiel gerade noch den Abstieg verhindern. Auf ihrer Homepage beschreibt es die Wiener Austria mit folgenden Worten: "Manchmal blieb es eben beim Elan und bei der Schönheit, die Torerfolge wollten sich nicht einstellen."

Zehn Jahre gewartet

In den ersten Jahren war die Mannschaft der Wiener Amateure dann immer wieder knapp daran, einen Titel zu erobern, der erste Pokal konnte dann aber erst zehn Jahre später geholt werden. Am 10. Juli 1921 kam es auf der Hohen Warte zum Duell mit dem Sportklub. "Der Pokalkampf brachte wider Erwarten einen überaus hartnäckigen Kampf aus dem der Wiener Amateur-Sportverein glücklich als knapper Sieger mit 2:1 hervorging" (Quelle: ANNO/ÖNB, Neues Wiener Tagblatt, 211. Juli 1921, Seite 7)

 

Der erste Titelgewinn der Vereinsgeschichte. Weitere 26 Cupsiege sollten in den kommenden Jahrzehnten dazukommen, zudem 24 Meisterschaften. Der letzte nationale Titel liegt nun bereits wieder vier Jahre zurück, als Peter Stöger mit der Wiener Austria 82 Punkte und damit den Titel holte. 

 

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