Über 30 junge Österreicher versuchen ihr Glück derzeit in den Nachwuchseinrichtungen der deutschen Profivereine. Einer von ihnen, Florian Micheler (20), durfte 2024/25 sein Bundesligadebüt bei der TSG Hoffenheim feiern und versucht jetzt, sich für eine größere Rolle im Team von Christian Ilzer zu empfehlen.
Auch das eine oder andere Talent, das jetzt in der heimischen Bundesliga aktiv ist, wurde zumindest vorübergehend in Deutschland ausgebildet - Filip Milojević (SCR Altach), Jakob Knollmüller (Blau-Weiß Linz), Philipp Wydra (SK Rapid) und Kevin Lebersorger (LASK) zum Beispiel.
Es lohnt sich also, die rot-weiß-roten Nachwuchskicker im Auge zu behalten. 90minuten stellt einige von ihnen näher vor:
Platz 9: Florian Hangl (FC Augsburg)

Das erste Jahr in der U19 des FC Augsburg lief für Florian Hangl noch nicht ganz nach Wunsch. Der 18-Jährige war Stammspieler - so weit, so gut. Seine Torgefahr hat das Offensivtalent zwar nicht verloren, streckenweise kam sie aber weniger zur Geltung, als bisher. Neun Scorerpunkte in 24 Spielen lautet die Bilanz, von der aus er sich in den kommenden Monaten steigern muss.
Erst im Frühjahr 2025 wurde Hangl per Option mit einem neuen Vertrag bis 2027 ausgestattet. Das Ziel sollte sein, möglichst bald zu seinen ÖFB-U18-Nationalmannschaftskollegen Mauro Hämmerle und Oliver Sorg in die zweite Mannschaft des bayrischen Klubs aufzuschließen.
Platz 8: Loris Husic (TSV 1860 München)

Loris Husic ist ein echtes Eigengewächs des TSV 1860 München. Schon mit acht Jahren wechselte der gebürtige Tiroler von Wörgl nach Bayern, pendelt aber immer noch zwischen Österreich und Deutschland. Inzwischen ist das ÖFB-Talent 17 Jahre alt und 1,88 Meter groß, mit seiner körperlichen Präsenz sticht er auf dem Platz heraus. Was dem jungen Österreicher, der auch für Bosnien spielen könnte, aktuell noch fehlt, ist Athletik - in diesem Bereich sollte er sich mit der Zeit aber weiter verbessern können.
In der vergangenen Saison stieg Husic bei der U17 der "Löwen" zum Kapitän auf, aus dem Mittelfeld konnte er in 21 Spielen 17 Torbeteiligungen beisteuern. Mit der Spielzeit 2025/26 folgt der Schritt in die U19, von dort wäre - bei guten Leistungen - der Weg in die Kampfmannschaft nicht mehr allzu weit, immerhin sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs durften seit Anfang 2024 für den Traditionsverein debütieren.
Platz 7: Oliver Sorg (FC Augsburg)

Der Steirer Oliver Sorg hat Sturm Graz erst vor wenigen Wochen in Richtung Augsburg verlassen und erhofft sich dort eine gute Perspektive in Richtung Bundesliga. Schon jetzt hat er 31 Zweitligaspiele in Österreich auf seinem Konto, im Herbst saß er gegen Club Brügge und RB Leipzig zweimal auf der Champions-League-Bank, dabei wird er erst Ende Juli 18 Jahre alt.
Als Linksverteidiger bringt Sorg gute Anlagen in der Vorwärtsbewegung, solide Technik und gutes Tempo mit. Luft nach oben gibt es im Defensiv- und Zweikampfverhalten. Ehe er in die erste Mannschaft von Sandro Wagner aufrücken darf, soll er in der U23 der Augsburger Fuß fassen und trifft dort auf seinen Nationalteamkollegen Mauro Hämmerle.
In einer ersten Stellungnahme zum Transfer gibt sich das ÖFB-Talent jedenfalls ehrgeizig: "Wie der Weg in Richtung Bundesliga aussehen kann, haben mir die Verantwortlichen klar aufgezeigt. Um die nächsten Schritte in meiner Entwicklung zu gehen, werde ich täglich hart arbeiten und blicke den nächsten Jahren sehr positiv entgegen."
Platz 6: Mauro Hämmerle (FC Augsburg)

Vor rund einem Jahr ging Mauro Hämmerle noch für die U17 des FC Augsburg auf Torejagd, im Mai 2024 durfte er in der nächsthöheren Alterskategorie debütieren. Dort konnte er in der abgelaufenen Saison ausreichend überzeugen, um direkt den nächsten Schritt zu machen: Inzwischen ist der Vorarlberger Teil der zweiten Mannschaft in der Regionalliga Bayern. Erst vor wenigen Monaten wurde er mit einem neuen Vertrag belohnt.
Der U18-Teamspieler stürmt seit Jahren enorm produktiv: 17 Treffer in der ÖFB-Jugendliga 2022/23, fünf Tore in acht Spielen für die Augsburger U17, dann zwölf Tore in 15 Spielen für die U19. Vor allem gegen den FC Bayern wusste Hämmerle zu glänzen, mit dem Nachwuchs gelang ihm ein Doppelpack, im März der erste Regionalliga-Assist gegen die zweite Mannschaft.
Platz 5: Yanik Spalt (VfB Stuttgart)

Der Kapitän der ÖFB-U18 - der inzwischen auch schon für das U19-Nationalteam debütiert hat - konnte seinen Vertrag beim VfB Stuttgart erst im Februar 2025 um drei Jahre verlängern. Es ist ein vielversprechendes Zeichen für Yanik Spalt, der inzwischen vom defensiven Mittelfeldspieler zum Linksverteidiger umgeschult wurde.
Der Linksfuß hat eine erste Saison als Stammspieler bei der Stuttgarter U19 in den Beinen, auch in der UEFA Youth League war er gesetzt. Jetzt könnte er von einem Umbruch profitieren: U21-Trainer Markus Fiedler verlässt den Verein, Nico Willig - der den Österreicher bei der U19 betreut hat - rückt nach.
Ob Spalt die Athletik mitbringt, um sich in Stuttgart langfristig als Linksverteidiger durchzusetzen, wird sich erst zeigen. Damit gelten, wie für seinen Vereinskollegen Christopher Olivier, vor allem zwei Ziele: Möglichst viel Spielpraxis auf möglichst hohem Niveau sammeln und Klarheit darüber finden, welche Position die beste Chance auf eine erfolgreiche Karriere bietet.
Platz 4: Jakob Zickler (Dynamo Dresden)

Der 19-Jährige konnte seine Scorerquote über die vergangene Saison in der U19 von Dynamo Dresden ordentlich verbessern - insgesamt 18 Tore und Assists über 20 Spiele lautet die stolze Bilanz von Jakob Zickler. Der vielseitige Offensivspieler steht nach seinem Drittligadebüt im August 2024 inzwischen endgültig vor dem Sprung in den Erwachsenenfußball.
Im November hat Zickler einen Profivertrag unterschrieben, wie im Vorjahr ist er mit ins Sommertrainingslager der ersten Mannschaft gereist, musste es dort aufgrund von Adduktorenproblemen aber zunächst ruhig angehen lassen. Weil Dresden in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist, könnte der Stiefsohn von Alex Zickler heuer auch dort debütieren - Trainer Thomas Stamm hat den Auftrag, die Jugend zu forcieren. Auf Nationalteamebene spielt Zickler, der auch für den DFB spielberechtigt wäre, inzwischen für das U19-ÖFB-Team von Oliver Lederer.
Platz 3: Thierry Fidjeu-Tazemeta (Borussia Dortmund)

Im Dezember 2024 hat Thierry Fidjeu-Tazemeta sein letztes Pflichtspiel im BVB-Nachwuchs absolviert, seitdem wird der Offensivspieler von einer nicht näher bekannten Verletzung außer Gefecht gesetzt. Es ist dementsprechend still um eines der größten österreichischen Talente geworden.
Am Talent des 17-Jährigen gibt es keinen Zweifel, auch in der Vorsaison hat Fidjeu-Tazemeta verlässlich neun Scorerpunkte in elf Spielen für die Dortmunder U19 gesammelt, zudem hat er fünf Spiele in der Youth League absolviert.
Sollte er demnächst wieder fit sein, könnte sich beim BVB in der Saison 2025/26 eine interessante Gelegenheit ergeben: Die zweite Mannschaft ist aus der 3. Liga abgestiegen, die sportliche Leitung muss sich folglich Gedanken darüber machen, wo ihre Talente in den nächsten Monaten am besten aufgehoben sind. Vielleicht rückt Fidjeu-Tazemeta so - wie sein bisheriger U19-Trainer Mike Tullberg - schon ein Stück früher in die U23 auf, um erste Erfahrungen im Erwachsenenfußball zu sammeln. Stand jetzt läuft sein Vertrag bis 2026, in der kommenden Spielzeit steht also jedenfalls eine Zukunftsentscheidung an.
Platz 2: Magnus Dalpiaz (Bayern München)

Als Defensivspieler beim FC Bayern München ist der Weg in die Profimannschaft weit und einigermaßen unberechenbar. Der 18-jährige Magnus Dalpiaz macht aber das Beste aus seiner Situation in einem enorm kompetitiven Umfeld. Zum einen glänzt das ÖFB-Talent mit seiner Vielseitigkeit: 2024/25 war er als Links-, Rechts- und Innenverteidiger im Einsatz.
Zum anderen macht Dalpiaz immer wieder mit Toren auf sich aufmerksam. Immer wieder taucht der U18-Nationalspieler im letzten Drittel auf, er bringt viel Dynamik und gute Technik mit - Abschlüsse nach Dribblings hat er ebenso im Repertoire wie Distanzschüsse und gut gesetzte Kopfbälle.
Neben Einsätzen für die Bayern-U19 stand er in der abgelaufenen Saison für die Youth-League-Mannschaft und im Frühjahr auch für die zweite Mannschaft auf dem Platz. Parallel wurde Dalpiaz nach einer Verletzungsmisere auch schon ins Training der Profis unter Vincent Kompany beordert. Anders als seine Vorgänger gab der Belgier bisher nur wenigen Eigenbauspielern Chancen in der ersten Mannschaft, das soll sich in der kommenden Saison ändern.
Ein weiterer Höhepunkt in einer überzeugenden Spielzeit: Dalpiaz durfte eine Vertragsverlängerung bis 2028 unterschreiben. Aus rot-weiß-roter Sicht darf man auf ein baldiges Debüt hoffen.
Platz 1: Christopher Olivier (VfB Stuttgart)

Christopher Olivier hat eine herausfordernde Saison hinter sich. Dabei hatte im vergangenen Sommer alles gut begonnen: Der 19-Jährige war zum ÖFB-Perspektivlehrgang von Ralf Rangnick geladen, in Stuttgart durfte er die Vorbereitung der Bundesligamannschaft mitmachen. Auch im Herbst gab es Erfolgserlebnisse, Olivier saß in der Champions League gegen Sparta Prag auf der Bank, in der 3. Liga gab er sein Debüt für die zweite Mannschaft.
Viel zunichtegemacht hat dann aber ein Knöchelbruch bei einem U19-Nationalteamspiel, mit dem die Spielzeit für ihn so gut wie beendet war - abgesehen von wenigen Kurzeinsätzen im April und Mai nach monatelanger Pause. Unterm Strich bleibt damit viel Luft nach oben für die kommende Saison. In der 3. Liga kam Olivier mehrmals auf den ungewohnten Positionen als rechter Innenverteidiger in einer Dreierkette oder Rechtsverteidiger in einer Viererkette zum Einsatz - spielerisch glänzen konnte der gelernte Mittelfeldspieler dabei nicht.
Stand jetzt bleibt das Talent aus Vorarlberg aber auch 2025/26 in Stuttgart, eine kolportierte Leihe zum SK Rapid kam nicht zustande. In den nächsten Wochen trainiert Olivier wieder mit den Profis. Ziele für die kommende Saison wären ein Debüt in der ersten Mannschaft und viel Spielpraxis in der zweiten, im Idealfall auf einer passenden Position.
Ones to Watch
Abseits von den etablierten Spielern könnten weitere Talente im Lauf der Spielzeit 2025/26 große Schritte in ihrer Karriere machen. Michael Matosevic (17) zum Beispiel: Der 17-jährige Mittelfeldspieler ist im Sommer 2024 von der SV Ried in den Nachwuchs des FC Bayern München übersiedelt. Im Frühjahr kam er dort regelmäßig zu längeren Einsätzen, was Hoffnung für die kommende Saison macht.
Stürmer Luka Mijatovic (16) ist gerade erst von der Wiener Austria nach Deutschland gewechselt und spielt dort künftig für die U17 des 1. FC Köln. Ob er sich etablieren kann, wird sich erst zeigen - vom zweitbesten Torschützen der ÖFB-U16-Jugendliga darf man sich aber viel erwarten.
Amar Selimovic (16) nahm auch erst vor ein paar Tagen den Weg von der Red Bull Akademie zur U17 des FC Augsburg auf.
Ein weiteres spannendes Talent müsste der ÖFB erst wieder von sich überzeugen: Jan-Mattis Wehrbein (17) entschied sich nach Einsätzen für Österreichs U15-Nationalteam vorerst doch für den DFB und zählt dort zum erweiterten Kreis der U17. Der junge Torwart ist gerade in die U19 von Borussia Dortmund aufgestiegen und darf sich beim BVB womöglich bald in der UEFA Youth League zeigen.