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Stehsatz der Woche, Vol 13: Wo bleibt der Respekt, Herr Janko?

Sky-Experte Marc Janko kanzelt Dominik Fitz aufgrund einer „Respektlosigkeit“ gegenüber Markus Suttner ab und weiß, warum die Karriere des Austrianers bisher noch nicht in Schwung gekommen ist. Das ist ebenfalls respektlos.

++ 90minuten.at Exklusiv - Von Michael Fiala ++

 

„Dominik Fitz gilt auf seiner Position als Zehner oder hinter den Spitzen als eines der größten Talente Österreichs. In der Saison 2017/18 hatte er großen Anteil am Aufstieg der Young Violets in die 2. Liga und kam auch schon in der Bundesliga zum Einsatz. Der technisch versierte Nationalspieler soll bei der Austria aufgebaut werden“, kann man auf der Austria-Homepage über Dominik Fitz lesen.

Gestern, beim Spiel gegen Hartberg, gelang Fitz in der 42. Minute ein sehenswerter Freistoßtreffer für die Veilchen zum 2:0. Zuvor kam es laut einigen Medien jedoch zum „Eklat“. Eigentlich wollte Markus Suttner, bekanntlich auch kein schlechter Schütze, diesen Freistoß ausführen. Doch Fitz schnappte sich den Ball, Suttner gestikulierte wild, Fitz blieb hart, Suttner zog Kopfschüttelnd von dannen.

 

Janko erkennt nicht …

In der Sky-Studiosendung platzte dann Experte Marc Janko förmlich der Kragen: „Die jungen Spieler hören viel zu wenig auf die Arrivierten. Für mich ist das sinnbildlich, warum er in seiner Karriere noch nicht zünden konnte und natürlich respektlos. Suttner hat schon bei so vielen guten Klubs, in den besten Ligen der Welt gespielt und hat so viel Erfahrung, da muss der Fitz eigentlich froh sein, dass er überhaupt mit ihm in einer Mannschaft spielen darf.“ Man darf schon die Fragen stellen: Dieser tolle Freistoßtreffer soll sinnbildlich für eine Karriere sein, die noch nicht zünden konnte? Noch dazu ist Fitz in diesem Frühjahr einer der wenigen Austrianer, der konstant gute Leistungen bringt. 

Keine Frage: Markus Suttner hat viel für die Austria geleistet und seine Rückkehr zu den Veilchen ist sicherlich auch eine Herzensangelegenheit und keine Geldfrage gewesen. Das ist dem arrivierten Spieler hoch anzurechnen. 

"Die jungen Spieler hören viel zu wenig auf die Arrivierten. Für mich ist das sinnbildlich, warum er in seiner Karriere noch nicht zünden konnte und natürlich respektlos." - Marc Janko über Dominik Fitz

… die Zeichen der Zeit

Doch man muss auch die andere Seite sehen und verstehen: Da regen sich Experten Jahr für Jahr darüber auf, dass aus den vielen Akademien dieses Landes nur glattgebügelte Spieler hervortreten, die keine Persönlichkeiten mehr sind. Und wenn es dann einmal jemanden gibt, der aus diesem Schubladendenken ausbricht, wird es auch kritisiert.

Gerade im Sport gibt es immer wieder Phasen, in der gestandene Profis jungen Talenten Platz machen müssen. Ein junger Torhüter löst einen arrivierte Stammkeeper ab. Der Stürmer, der in den vergangenen Jahren die Liga zerschossen hat, muss plötzlich auf der Bank Platz nehmen. Und so kann es auch passieren, dass ein für seine Freistöße gefeierter Spieler sich plötzlich nur noch in der zweiten Reihe wiederfindet. Die Szene gestern mag auf den ersten Blick respektlos erscheinen. Doch in Wahrheit ist es ein Zeichen der Zeit. Das ist sicherlich hart, aber ein Teil des Profisports.

"Es ist schon gut, wenn sie Respekt haben vor Spielern, die sehr viel erreicht haben, auf der anderen Seite sollen sie Verantwortung am Platz übernehmen, in die Fußstapfen reinsteigen." - Peter Stöger über Dominik Fitz

Peter Stöger fand dazu nach dem Spiel im Sky-Interview passende Worte: „Es ist schon gut, wenn sie Respekt haben vor Spielern, die sehr viel erreicht haben, auf der anderen Seite sollen sie Verantwortung am Platz übernehmen, in die Fußstapfen reinsteigen.“

 

Gute Karriereaussichen

Generell ist es gut und wichtig, dass TV-Experten den Mund aufmachen. Viel zu selten hört man Kritik von ebendiesen, oft wirken sie aufgrund ihrer Verbindungen schaumgebremst. Aber: Hier wurde übers Ziel hinausgeschossen. Und auch wenn Janko der Meinung ist, dass Fitz' Karriere aufgrund Vorfälle wie dieser noch nicht so richtig in Schwung gekommen ist, kann man den Austrianer beruhigen: Als Janko so alt war wie Fitz heute, hatte der Ex-ÖFB-Nationalteamspieler gerade einmal 13 Profispiele und zwei Tore in den Beinen. Fitz kommt mit seinen 21 Jahren auf 56 Bundesliga-Spiele mit 10 Toren und 10 Assists. Insofern könnte Fitz noch eine große Karriere bevorstehen. Und Janko fehlt in diesem Zusammenhang leider auch der Respekt vor Dominik Fitz‘ bisher erbrachten Leistungen …

 

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