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"Der Durst ist nicht das Problem" vs "Klub-Saufen ist nicht gleich Team-Saufen"

Martin Hinteregger hat im Rahmen des ÖFB-Lehrgangs über den Durst getrunken und seine Strafe bekommen. Jürgen Pucher und Michael Fiala besprechen in einem Pro und Contra, wie man mit diesem Verhalten umgehen soll.

Pro Hinteregger: Der Durst ist nicht das Problem

Von Jürgen Pucher

 

Martin Hinteregger hat getrunken. Mittlerweile hat auch der ÖFB via Aussendung die kursierenden Geschichten zum 27. Geburtstag des Innenverteidigers bestätigt. Der Durst von Hinteregger hat zum Startelf-Debüt von Stefan Posch in der Nationalmannschaft geführt, nicht muskuläre Probleme des Frankfurt-Spielers. Laut ÖFB ist aber alles wieder gut. Franco Foda lässt ausrichten, der Spieler sei reuig. Und Hinteregger selbst lässt sich wie folgt zitieren: „Ich habe am Samstag meinen Geburtstag gefeiert und hier eine Grenze überschritten. Ich habe mich beim Trainer, bei der Mannschaft und dem Betreuerteam für mein Verhalten entschuldigt.“

"Hinteregger ist hinsichtlich Einsatz, Leistungsbereitschaft und Konstanz ein Vorzeigeprofi, dem man auf dem Platz wohl noch in kaum einem Fall etwas ankreiden hätte können. Und das sind doch eigentlich die Tugenden, die dem gemeinen Fußballbeobachter immer ganz besonders wichtig sind." - Jürgen Pucher

Nun kann man natürlich moralinsauer daherkommen und über dieses nicht sehr spitzensportfördernde Verhalten den erhobenen Zeigefinger präsentieren. Natürlich sollte man sich zwei Tage vor einem wichtigen Spiel nicht ansaufen. Andererseits sollte man auch die „Kirche im Dorf lassen“, um eine der Lieblingsredewendungen des Teamchefs zu verwenden. Hinteregger ist hinsichtlich Einsatz, Leistungsbereitschaft und Konstanz ein Vorzeigeprofi, dem man auf dem Platz wohl noch in kaum einem Fall etwas ankreiden hätte können. Und das sind doch eigentlich die Tugenden, die dem gemeinen Fußballbeobachter immer ganz besonders wichtig sind.

Viel wird außerdem (zurecht) geschimpft, über die nur noch gleichgeschalteten, roboterhaft auftretenden Musterprofis, die sich im Spitzenfußball allerorts tummeln. Es ist doch eigentlich ganz angenehm, wenn ab und zu auch ein paar dabei sind, die nicht immer nur das tun, was von ihnen erwartet wird. Das Problem der Geschichte ist wenn dann ein ganz anderes: Als Marko Arnautovic seinerzeit – nach dem Spiel gegen Bosnien wohlgemerkt, nicht zwei Tage vorher – mit Edin Dzeko um die Häuser zog, war die Aufregung noch sehr viel größer als jetzt bei Hinteregger. Wie immer, wenn der Stürmer die vorgezeichneten Pfade des tugendhaften Fußballprofis ein wenig verlassen hat.

Beim „Blondschopf“-Verteidiger, wie die Medien ihn oft liebevoll nennen, wird das ganze dann durchaus ein wenig in die Lausbubenecke hinübergeschrieben. Selbiges gilt für die Kommentare in den sozialen Medien. Wenn der andere Nationalspieler, mit derweil immerhin noch weitaus größeren Verdiensten um das Team, aber eben mit serbischem Migrationshintergrund, zu später Stunde gesichtet wird, ist das Ganze aber ungleich schlimmer. Noch dazu mit einem anderen „Jugo“ vom Gegner. Dass Arnautovic dabei offensichtlich nicht einmal betrunken war, spielt keine Rolle. Der rassistische Unterton war damals kaum zu überhören bzw. zu überlesen. Das war und ist ein Problem, nicht wenn ein Fußballer ab und zu über die Stränge schlägt.

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