Salzburg steht sich selbst im Weg [Momentum am Montag]
Foto © FC Red Bull Salzburg via Getty Images

Salzburg steht sich selbst im Weg [Momentum am Montag]

Red Bull Salzburg nimmt den zehnten Titel in Folge ins Visier, wird kaum zu stoppen sein. International ist man wieder einmal recht „früh“ gescheitert. Wann machen die Bullen den nächsten Entwicklungsschritt oder steht man sich selbst im Weg?

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sander + +

 

Der Schlusspfiff bei LASK gegen Red Bull Salzburg ist unser Momentum am Montag.

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54 Punkte – noch nie hatte ein Team nach 21 Runden so viele Zähler gesammelt. Die Bullen mussten überhaupt erst viermal Punkte abgeben. Sturm gewann daheim in Runde 2, Rapid und LASK trotzten im Herbst je ein 1:1 ab, im Oktober remisierte Sturm in Salzburg torlos. Die Grün-Weißen sind kein Gegner um den Titel, dafür ist man zu weit weg. Der Sieg in Linz war also im vierten direkten Duell gegen die Verfolger der erste Sieg. Macht aber nichts, alle anderen Spiele konnten mehr oder weniger furios bzw. souverän gewonnen werden. Bleibt der Vorsprung auf Sturm und LASK gleicht, dann hat Salzburg in der Finalphase fünf bzw. neun Punkte gut auf die beiden. Das wird vermutlich reichen, es müsste aus Salzburger Sicht schon viel falsch laufen. Und dann?

 

Wieder in die Champions League

Das Scheitern in der Champions League-Qualifikation war legendär, 2019/20 hatte man es dann endlich geschafft, ist seitdem dort Stammgast. In die entscheidende Phase kam man aber seit dem Europa League-Halbfinale 2017/18 (Out gegen Marseille) nicht mehr. Es reichte für zwei Achtelfinale (EL, 18/19, Napoli; CL, 21/22, Bayern). Die Qualifikation zur KO-Phase der Champions League ist mit Sicherheit noch ein tolles Ergebnis, was aber seit Jahren fehlt, ist der Killerinstinkt in der KO-Phase. Natürlich ist es isoliert betrachtet kein großes Drama - chronologisch - gegen Napoli, Frankfurt, Villarreal, Bayern und die Roma auszuscheiden. Aber es passiert seit Jahren, dass man sich in der Gruppenphase gut verkauft, der nächste Schritt aber fehlt. Und das liegt am Verhalten am Transfermarkt.

 

Viele Millionen, aber wofür?

Sieht man sich noch einmal den Transfersommer 2017 fällt auf: Gerade einmal 15 Millionen Euro (Wanderson, Laimer) verdienten die Bullen. Inklusive des Wintertransfers von Haidara war es ein Jahr später das vierfache. Im Jahr darauf war es noch viel mehr. 2016/17 verdienten sich die Salzburger übrigens ebenfalls einen goldenen Nasenring – übrigens konnte auch vor dem EL-Finale 2013/14 der Kader weitgehend zusammen gehalten werden. Mittlerweile sind die Mozartstädter im Kreise der besten 32 Teams angekommen, zumindest im Herbst, aber Sternstunden, die darüber hinaus gehen, gelingen nun einmal seit Jahren nicht mehr, wenn die Champions League-Gruppenphase als Normalität angesehen werden kann. Für Österreich, das ist offensichtlich, reicht es auch so.

 

Salzburgs Hemmschuh heißt Salzburg

Und weiter? Reicht es aus, jedes Jahr ganz viele Millionen einzunehmen, ein paar Champions League-Spiele zu spielen und dann mit den nächsten sieben, acht Jungen österreichischer Meister zu werden? Natürlich kann man nicht mit der Qualität, die Klubs wie Milan, Chelsea, Atlético oder Liverpool haben, mithalten. Aber, das zeigte sich 2017/18: mit Eingespieltheit ist schon mehr möglich. Finanziell reißt das kein Loch rein, die Stärksten der Halbfinalelf gingen dennoch um Millionensummen. Freilich, Reisende soll man nicht aufhalten, aber man muss sich das Herzstück der Mannschaft gefühlt im Halbjahrestakt herausreißen?

Salzburg ist im Konzert der Großen angekommen, schön. Was ist inzwischen die Vision? Einfach so weiter machen, ungeachtet der Tatsache, ob man einmal nicht Cupsieger wird wie dieses Jahr oder irgendwann Ligazweiter? Oder wären nicht internationale B-Klasse-Klubs wie die Rangers (EL-Finale 2021/22) oder Feyenoord (ECL-Finale 2021/22) Vorbilder? Weil wenn man böse sein will, dann ist der Output der letzten zehn Jahre mit drei Achtelfinali und einem Halbfinale eigentlich...

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