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Yusuf Demir: Zurück in die Wohlfühloase? [Momentum am Montag]

Der 18-jährige Rapid-Kicker Yusuf Demir ist nach einem halben Jahr in Barcelona zurück in Wien. Was bleibt übrig?

+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander + +

 

Der Moment, als der SK Rapid die Rückkehr von Yusuf Demir verkündete, ist unser Momentum am Montag.

Vor ein paar Jahren noch hätte der FC Barcelona vermutlich ziemlich ung'schaut zehn Millionen und mehr auf den Tisch gelegt, um dem SK Rapid Yusuf Demir abzuluchsen. Der Spieler wollte, Rapid nicht um jeden Preis, da kann man hart verhandeln. Der finanziell angeschlagene Superklub und Zoran Barisic einigten sich bekanntlich auf eine Leihgebühr von einer halben Million Euro und eine Kaufpflicht in der Höhe von zehn Millionen Euro, wenn Demir zehn Pflichtspiele absolviert. Das wollte man dann doch nicht, holte lieber um 55 Millionen Euro Fernan Torres. Der ist zwar mit 21 nicht viel älter als der Wiener, aber Nationalspieler und kam immerhin von Manchester City.

 

Der talentierte Yusuf D.

Dass die Katalanen offenbar länger mit Rapid feilschten und ihn nicht quasi sofort zurück schickten, zeigt wohl, dass man Demirs Talent sehr wohl erkannte. Aber die Bundesliga ist eben nicht die Premier League. Immerhin: So mancher deutscher Bundesligist hätte die zehn Millionen Euro auf den Tisch legen können, im Gegensatz zu den strauchelnden Spaniern. Barisic, zumindest hierzulande ein anerkannter Sportchef und durchaus auch gevifter Verhandler, vereinbarte aber nicht nur eine Rückkehr nach Hütteldorf und eben keinen Wechsel in eine Topliga, sondern verlängerte auch mit dem Spieler. Das macht ihn gemeinhin teurer. Noch teurer könnten Demir weitere gute Auftritte im Dress des SK Rapid machen. Dann wird er auch mehr als zehn Mille kosten. Natürlich besteht aber auch das Risiko einer schwachen Phase oder gar Verletzung und schon wären die zehn Millionen Euro oder mehr nur noch ein Luftschloss. Aber ist er nun gescheitert, der talentierte Offensivkicker?

 

Der richtige Schritt zur richtigen Zeit

Die Zeit in Barcelona wird Yusuf Demir mit Sicherheit eine positive Lehre sein. Der Schritt zurück zu Rapid ist mit Sicherheit richtig. Denn für einen Spieler in seinem Alter geht es hauptsächlich darum, möglichst viele Spiele auf möglichst hohem Niveau zu bestreiten. Offenbar schätzt man im Team Demir die Wahrscheinlichkeit auf „viele Spiele auf möglichst hohem Niveau“ in Österreich höher ein als bei den gehandelten deutschen Vereinen. Und letztlich gilt auch: Talente gab es landauf, landab schon sehr viele. Den Schritt zum tatsächlichen Star zu machen, das ist die wahre Herausforderung, vor der Yusuf Demir steht. Vielleicht gibt es auch den Medien insgesamt zu bedenken, Superlativen auf Teenager anzuwenden, wie etwa Supertalent.

 

Aber wie geht es weiter?

Fraglich ist dennoch, wie Trainer Ferdinand Feldhofer einen Spieler integrieren will, der vermutlich nur ein paar Monate in Hütteldorf ist. Denn: Die zehn Millionen Euro, die Barcelona hätte zahlen müssen, wäre sowieso schon Rapid-Rekord. Jedes Tor würde ihn teurer machen, aber ein Verbleib über den Sommer hinaus schient doch sehr unwahrscheinlich. Und dann müsste der Kicker innerhalb eines Jahres die dritte Integration in eine Mannschaft wegstecken: Alles keine einfachen Aufgaben für einen Teenager und alle, die mit ihm arbeiten.

Damit stellt sich dann die Frage, inwieweit Wien-Hütteldorf nun eine echte Wohlfühloase für Yusuf Demir sein kann, auch wenn der Schritt im Moment der richtige ist.

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