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Wer viel verdient, muss mehr zahlen [Momentum am Montag]

Die heimische Bundesliga gehört zu den Topligen des Kontinents. Das spült nebst Europacup-Einnahmen hohe Ablösesummen in die Kassen. Einiges muss aber reinvestiert werden.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander + +

 

Sturm Graz muss für einen 18-Jährigen rund zwei Millionen Euro Ablöse zahlen – unser Momentum am Montag.

So ist das eben im modernen Fußball. Hört der eine Verein mit dem interessanten Spieler, dass der interessierte Klub gerade einen großen Reibach gemacht hat, wird der Kicker gleich einmal viel teurer. In der guten alten Fußballzeit musste man bei Pressekonferenzen noch von einer vollen Kreditkarte reden, wie der Ex-Rapid-Sportchef Fredy Bickel Ende 2018. Das machte damals Aliou Badji vermutlich teurer, als er es sonst gewesen wäre. Immerhin: Sein Nachfolger Zoran Barisic konnte überraschenderweise noch viel Geld mit dem Kicker machen, der in Hütteldorf wenig Eindruck schindete. Bei Sturm-Neuzugang Rasmus Højlund soll das anders sein. Zwei der rund sechs Millionen Euro des Yeboah-Transfers machten sich per Überweisung auf den Weg von der Mur nach Kopenhagen. So ist das heute.

 

In alle Richtungen

Der heutige Transfermarkt ist ja bekanntlich - Corona hin oder her – überhitzt. Während die Blackies einen 18 Jahre alten Kicker aus Dänemark holten, ließ sich just der FC Kopenhagen den LASK-Teilzeitarbeiter Mamoudou Karamoko wiederum 1,5 Millionen Euro kosten. Der SK Rapid baggert indes Fredy Druijf an, zunächst per Leihe soll er bei entsprechenden Leistungen 2,8 Millionen Euro kosten, um 500.000 Euro mehr als Arnór Ingvi Traustason, der letztlich gefloppte Rapid-Rekordeinkauf aus 2016.

Bei den mittlerweile von und nach Österreich gezahlten Ablösen kann einen bei den Königsklasse-Kickern von Salzburg erst recht schwindlig werden. Die sollen 18 Millionen Euro für Brenden Aaronson abgelehnt haben, ein Belgrader-Talent hätte für vier bis fünf Millionen Euro wiederum kommen sollen, Marko Lazetić ging lieber zu Milan, gezahlt hätten die Bullen wohl. Bis zu den Summen braucht der Rest noch, aber das Geld fliegt, vermehrt auch in die Top10-Liga Bundesliga.

 

Was machen mit der Kohle?

Im modernen Fußball suchen vermögende Klubs immer nach möglichst guten, aber billigen Spielern. Die sind meistens entweder jung oder kicken in Ligen abseits der großen inklusive oftmals Portugal, Belgien und den Niederlanden. Und eben vermehrt in Österreich. Das Dumme ist: Gerade die Europacup-Vereine können sich keinen allzu langfristigen Qualitätsabfall leisten. Also müssen die Salzburger, Grazer, Wiener und Linzer die Abgänge adäquat ersetzen. Damit man wieder in eine Gruppenphase kommt und so das Werk'l in Bewegung hält. Das kann man jetzt gut finden oder nicht, aber so funktioniert der Fußball eben im Jahr 2022.

Die große Frage, die sich die Klubs nun stellen müssen: Wie schaffe ich den Spagat zwischen möglichst wenig Qualitätsabfall auf der einen Seite und sonstiger Entwicklung auf der anderen. Mag sein, dass das Rad'l an der Salzach schon mehr als rund läuft, komplett unabhängig von Fehleinkäufen und sportlichen Tälern sind die anderen nicht...

So zeigt sich: Wer sich auf der einen Seite im Europacup einen Namen macht und durch Prämien und Spielerverkäufe Geld verdient, der muss eben auch mehr zahlen.

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