Rapid, sei wie Hartberg! [Momentum am Montag]
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Rapid, sei wie Hartberg! [Momentum am Montag]

Der SK Rapid Wien scheidet mit 1:2 gegen den TSV Hartberg aus dem ÖFB-Cup aus. Kleinklub-Trainer Ferdinand Feldhofer muss beim Großklub sein Wissen anwenden. Am besten recht großzügig!

+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander + +

 

Das Tor zum 1:2 von Philipp Sturm in der Nachspielzeit der ersten Hälfte im Cup-Viertelfinale Rapid gegen Hartberg ist unser Momentum am Montag.

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Stark angefangen, stark nachgelassen – so präsentierte sich der SK Rapid am vergangenen Samstag gegen den TSV Hartberg. Wieder einmal ein Coup der Steirer, die nun gemeinsam mit Ried und dem WAC sowie Seriensieger Red Bull Salzburg im Cup-Halbfinale stehen. Für die seit 2008 titellosen Rapidler war's das wohl mit dem Sieg eines Bewerbs. In der Liga ist man aktuell 21 Zähler hinter den Bullen und rittert überhaupt noch um den Einzug in die Meistergruppe. Ried liegt mit 24 Zählern punktgleich auf Rang 6, dahinter liegen die Veilchen und die Hartberger mit nur drei Punkten Rückstand. Auch der LASK (20) und die WSG Tirol (19) sind nicht gänzlich aus dem Rennen. Viel Spielraum hat die Feldhofer-Elf nicht, die nächsten zwei Gegner in der Liga lauten Salzburg und Sturm. Klar, die Conference League könnte man theoretisch auch gewinnen, nach Vitesse Arnheim warten aber Kaliber wie AR Rom, Feyenoord Rotterdam oder Stade Rennes. Mit im Bewerb sind auch noch Klubs wie Leicester City oder Olympique Marseille. Aus die Maus also. Aber was tun? Ein Blick auf einen der viel geschmähten „Dorfvereine“ hilft.

 

Provinzkick?

Der TSV Hartberg nutzte mit der Ligareform ein Zeitfenster. Als Tabellenzweiter 2017/18 und nach zweifacher Lizenzverweigerung schaffte es man in die Bundesliga und entwickelte sich dort massiv weiter. Noch nicht in allen Belangen, man werfe nur einen Blick auf die Infrastruktur oder den Umstand, dass sich Abwehrchef Ingenieur Thomas Rotter bei der Gemeinde um Wasser und Abwasser kümmert und Zweiergoalie Florian Feist nebenbei noch sowohl Tormanntrainer im nahen Lafnitz, als auch Baumeister ist. Wie soll so ein Provinzverein, ein „Dorfverein“ (Hartberg selbst hat knapp 7.000 Einwohner, der Bezirk rund 90.000), Vorbild für einen riesigen Klub wie Rapid sein?

 

Wenn du nicht wie Salzburg sein kannst, sei wie Hartberg

Aus einem einfachen Grund ergibt es Sinn für Rapid, in „Dorfverein“-Dimensionen zu denken: Das Werk'l läuft und für ein Modell à la Salzburg hat Rapid schlichtweg nicht genug Geld. Die Hartberger haben einen soliden Stamm, der über Jahre schon zusammen ist (Swete, Rotter, Kainz, Heil Tadic), holen immer wieder spannende Kicker (Farkas, Diarra, Sonnleitner) und brachten schon den einen oder anderen Spieler ordentlich weit. Florian Flecker wechselte etwa zu Union Berlin, Sascha Horvath konnte um einiges an den LASK verkauft werden. Indes stimmt das Spiel am Platz, egal ob der Trainer Christian Ilzer, Markus Schopp oder nun Kurt Russ heißt. Darüber hinaus parkt Salzburg Talente wie Samson Tijani oder Youba Diarra bekam bzw. bekommt. Diese Idee ist skalierbar und auf Rapid anwendbar.

 

Der Wechsel-Trainer

Denn genauso sieht es bei Rapid derzeit ohnehin aus, zumindest was Kicker betrifft, die jahrelang da sind, spannende Neuzugänge, Leihspieler und so weiter. Ferdinand Feldhofer ist es zudem gewohnt, dass viele Spieler kommen und gehen. Leistungsträger verabschieden sich im (Halb-)Jahrestakt. Verstärkungen werden geliehen. Warum auch nicht? Mag sein, dass Rapid ein zehnmal höheres Budget als Hartberg hat, zehnmal besser muss man deswegen nicht gleich sein und auch mit – Hausnummer – 40 Millionen Euro ist man europäisch ein kleines Licht. National wähnt man sich klarerweise weiter vorne, der selbstauferlegte Druck führt aber wiederum dazu, dass Rapid – analog zum Nationalteam – stets zwischen himmelhochjauchzend und zutodebetrübt hin- und herschwingt. Natürlich ist die Erwartungshaltung in Hartberg viel geringer als in Wien-Hütteldorf. Rapid muss etwa in die Meistergruppe, der TSV kann.

Wenn man aber nicht endlich einsieht, dass man sich an die Gegebenheiten des modernen Fußballs, siehe oben, anpassen muss, um langfristig Erfolg zu haben, wird es halt weitergehen mit dem Weiterwurschteln. Ein TSV tut sich offenbar leichter, den Umstand zu akzeptieren, wie der Hase derzeit läuft. Würde Rapid nicht schaden....

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