Foto: © GEPA

Der Politik ist der Amateurfußball wieder einmal egal [Momentum am Montag]

Keine Spitze ohne Breite, heißt es landläufig. Das stimmt im Fußball, die Politik stellt im Lichte der Corona-Pandemie aber unverständliche Hürden für den Kick unterhalb der ersten beiden Ligen auf.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander + +

 

Der Moment, als die aktuelle Covid-Schutzmaßnahmen-Verordnung herausgegeben wurde, ist unser Momentum am Montag.

Wer wann welchen Sport betreiben mag, das liegt dieser Tage nicht nur in den Händen von Sportlern, Verbänden und Vereinen, sondern beim Gesundheitsministerium. Das führte schon zu kuriosen Themen, etwa, dass die Austria ein Testmatch gegen einen unterklassigen Verein zuerst absagte. Denn zwar dürfen Spitzensportler gegeneinander testen, ob Teams der höchsten beiden Spielklassen auch gegen unterklassige Klubs testen, war unklar. Später wurde es klar gestellt, dass Klubs der höchsten beiden Ligen gegen Amateurklubs zu spielen können. Untereinander ist das derzeit nur mit 25 Personen möglich und nachdem es bekanntlich ein paar mehr Amateur- und Nachwuchsmannschaften als Teams in den höchsten beiden Ligen gibt, ist das eine schwierige Situation.

 

Vorgaben-Wirrwarr

Die Amateurvereine waren durchaus kreativ in der Auslegung einer Regel, die schwer verständlich ist. Schließlich sind mit zwei Mal elf Spielern die 25 Personen schnell beinahe ausgeschöpft. Was die Vereine so machten, muss nicht extra erwähnt werden. Es gab dann vergangene Woche eine neue Chance für das Gesundheitsministerium. Viel Hoffnung legten ÖFB und Sport Austria auf die am Freitag neu herausgegebene Verordnung, intensiv waren die Bemühungen, diesen Umstand zu reparieren. Erste Bewegung gab es dann am Samstag, nachdem die 25-Personen-Regel für Sport im Freien nicht wirklich gefallen war. Das Ministerium teilte mit: „ Das Gesundheitsministerium hat die Auslegung von Sport Austria, wonach Trainer:innen, Betreuer:innen etc. als Personen, die zur Durchführung der Sportveranstaltung erforderlich sind, nicht in die Teilnehmer:innenhöchstzahl einzurechnen sind, geteilt.“ Somit dürften drei Ersatzspieler dabei sein. Gratulation!

 

Bei allem Verständnis

Natürlich ist die Corona-Lage nicht einfach und sie ändert sich ständig. Aber im bald dritten Jahr der Pandemie könnte man sich schon irgendwann einmal überlegt haben, wie mit dem mitgliederstärksten Sportverband umgegangen werden könnte. 75 Prozent der Bevölkerung sind doppelt geimpft, Schulkinder werden regelmäßig getestet und überhaupt ist die Ansteckungswahrscheinlichkeit beim Sport im Freien laut Studien nicht sonderlich hoch.  Und weil Fußball eben am besten gegeneinder gespielt wird, wird es langsam Zeit, dass das Gesundheitsministerium hier halbwegs logische, nachvollziehbare Lösungen erlässt. Hieß es nicht irgendwann, dass Bewegung gesund sei? Wenn das schon kaum vonseiten des Bildungsministeriums schulisch organisiert wird, dann sollte wenigstens Sport in der Freizeit möglich sein. Gerade für die Kinder ist das wichtig. Sie wenden sich vom Fußball ab. Wird man diese für Fußball oder Bewegung im Allgemeinen wieder gewinnen können?

 

Niemand weiß, wie es weiter geht?

Je länger diese Pandemie dauert, desto mehr weiß die Wissenschaft schließlich über das Virus. Was man freilich nicht weiß: Ob die Pandemie mit der aktuellen Omikron-Welle vorbei sein wird. Die Impfpflicht deutet ja darauf hin, dass es im Herbst 2022 wieder eine Welle geben könnte. Dazwischen wird es wieder einmal - vielleicht - ein "Sommer wie damals". Man wäre in den Ministerien jedenfalls sehr gut beraten, sich mit der Möglichkeit weiteren Wellen zu befassen und vielleicht schon vorab zu definieren, was möglich sein kann und soll.

Wie wichtig der Sport, die Bewegung, der Fußball, das Vereinsleben ist, das sollte sich mittlerweile dann doch bis in die höchsten Kreise durchgesprochen haben. Angesichts so mancher Verordnung muss man das aber irgendwie schon wieder bezweifeln...

Folge oder schreibe 90minuten.at-Chefredakteur Georg Sander:

Twitter: @sander_georg

E-Mail: g.sander@90minuten.at

90minuten.at-exklusiv

Schon gelesen?