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Manuel Thurnwald: "Nach meiner Verletzung war es mit den Anfragen vorbei" [Exklusiv-Interview]

Im Sommer hätte Manuel Thurnwald den nächsten Schritt in seiner Karriere machen sollen, aufgrund einer Verletzung kam alles anders. Aktuell hofft der 25-Jährige, bald wieder laufen zu können.

++ 90minuten.at PLUS – Das Gespräch führte Daniel Sauer ++

 

Als Sensationsdebütant in der Europa League für den SK Rapid stieg der damals 18-jährige Manuel Thurnwald spektakulär ins Profigeschäft ein. 34-Pflichtspiele in Grün-Weiß später sollte ab 2019 beim SCR Altach der nächste Entwicklungsschritt folgen, nach vier Saisonen wäre es eigentlich wieder an Zeit für eine Veränderung gewesen. Das Ende der vergangenen Spielzeit samt knappem Klassenerhalt musste der heute 25-Jährige verletzt auslassen - doch statt im Sommer bei einem neuen Verein durchzustarten, wartet Thurnwald derzeit weiter darauf, überhaupt wieder laufen zu können. Im Exklusiv-Interview mit 90minuten.at erklärt der Verteidiger, wie es mit ihm weiter gehen soll.

 

90minuten.at: Du hast dich gegen Ende der letzten Saison verletzt, berichtet wurde über einen Ermüdungsbruch im Kniebereich. Wie geht es dir jetzt, ist das noch aktuell?

Manuel Thurnwald: Eigentlich hatte ich nie einen Ermüdungsbruch, im Juni wurde eine neue Diagnose gemacht. Aufgehört zu spielen habe ich schon im Mai, nach einem MRT bei Altach wurde mir gesagt: Ermüdungsbruch, sechs bis acht Wochen Pause. Bei einer Kontrolle im Juni ist dann aber herausgekommen, dass die Verletzung überhaupt nicht besser geworden ist. Festgestellt wurde ein Knocheninfarkt und eine Durchblutungsstörung im Knie. Ich war bei mehreren erfahrenen Ärzten, die so etwas noch nie gesehen haben. Zur Therapie war ich Mitte Juli eine Woche im Krankenhaus, nach acht Wochen Pause hätte es wieder besser gehen sollen. Als es so weit war, hatte ich beim Laufen immer noch extreme Schmerzen. Nach ein paar Wochen Muskeltraining habe ich es Ende Oktober wieder probiert, hatte aber nach fünf oder sechs Minuten wieder Schmerzen. Auf dem MRT schaut es jetzt besser aus, momentan ist aber ungewiss wann ich wieder spielen kann.

"Beim Auswärtsspiel in Hartberg hatte ich in den letzten 10 Minuten starke Schmerzen und konnte danach kaum Stiegen steigen. " - Manuel Thurnwald

90minuten.at: Deine Verletzung kam im Mai aber eigentlich ziemlich aus dem Nichts, du hast kurz davor noch regelmäßig gespielt. Haben sich die Probleme da schon abgezeichnet?

Thurnwald: Das hat eigentlich schon im letzten Jahr im Dezember angefangen. Beim Lauftraining im Urlaub hatte ich auf einmal Schmerzen, in der Vorbereitung mit Altach habe ich das dem Verein gesagt. Die Physios haben ein Läuferknie diagnostiziert, nach einer Pause habe ich ohne Probleme gespielt und trainiert. Nach der Länderspielpause im März hatte ich wieder leichte Schmerzen, mit Behandlungen ist es aber noch gegangen. Beim Auswärtsspiel in Hartberg (Anm. d. Red.: 15. April) hatte ich in den letzten 10 Minuten starke Schmerzen und konnte danach kaum Stiegen steigen. Am nächsten Tag habe ich das mit Trainer und Physios besprochen. Entschieden wurde, dass ich immer erst am Donnerstag ins Training einsteigen soll – der Trainer und ich wollten, dass ich spiele. Über die Wochen ist es immer schlechter geworden, ich habe gesagt, dass ich eine Pause brauche. Beim Wiedereinsteigen ins Training hatte ich wieder starke Schmerzen und musste abbrechen, dann wollte ich das MRT.

 

90minuten.at: Die Frage, wie du aktuell trainierst, erübrigt sich damit eigentlich – oder?

Thurnwald: Ich bin derzeit bei einem Physiotherapeuten und trainiere im Gym. Eigentlich kann ich alles machen: Radfahren, Übungen mit Gewicht, Sprünge. Nur beim Laufen habe ich Schmerzen, das verstehen die Ärzte auch nicht ganz.

 

90minuten.at: Das Timing war natürlich ungünstig. Dein Vertrag in Altach ist im Sommer ausgelaufen, hattest du danach noch Kontakt mit Vereinen?

Thurnwald: Am Anfang gab es Kontakt, da sind wir noch davon ausgegangen, dass ich zur Vorbereitung wieder mit dem Laufen anfangen kann. Nachdem herausgekommen ist, dass ich länger verletzt sein werden, war es damit eigentlich vorbei. Mit meinem Manager habe ich ausgemacht, dass ich die Reha zu Hause bei Freunden und Familie mache. Wenn ich irgendwohin gegangen wäre, wäre ich sonst wieder alleine gewesen.

"Es war komisch, weil sie mir gesagt haben, dass sie meinen Vertrag nicht verlängern wollen. Obwohl eigentlich schon bekannt war, dass ich nicht bleiben werde." - Thurnwald über den Abschied aus Altach

90minuten.at: Vor deinem Abschied aus Altach hat sich beim Verein viel getan. Es gab einen Trainerwechsel und einen Sportdirektorwechsel. Wer war zu dieser Zeit dein Ansprechpartner? War der Abschied deine Entscheidung?

Thurnwald: Es war eigentlich schon länger klar, dass ich etwas Neues probieren will. Das habe ich dem Verein und dem damaligen Sportdirektor schon mitgeteilt, als Miroslav Klose noch Trainer war. Wegen meiner Verletzung bin ich nach Wien gefahren, die Trennungen vom Sportdirektor und von Klaus Schmidt habe ich gar nicht vor Ort mitbekommen. Nach dem Urlaub wurde der neue Sportdirektor vorgestellt. Es war komisch, weil sie mich angerufen und gesagt haben, dass sie meinen Vertrag nicht verlängern wollen. Obwohl eigentlich schon bekannt war, dass ich nicht bleiben werde.

 

90minuten.at: Du hast erwähnt, dass du gerne etwas Neues probieren möchtest. Wo soll es hingehen, sobald du wieder fit bist?

Thurnwald: Das ist momentan schwer zu sagen. Sollte ich im Jänner wieder fit sein, würde ich gerne in Österreich bleiben. Nachdem ich jetzt ein halbes Jahr nicht gespielt habe, wäre es wahrscheinlich nicht einfach, ins Ausland zu gehen.

 

90minuten.at: Wäre das ursprünglich dein Ziel gewesen?

Thurnwald: Ja, schon. Es hätte aber auch nicht unbedingt sein müssen. Momentan möchte ich eigentlich nicht zu weit weg von hier. Ein halbes Jahr Pause ohne Training ist schon lang. Ich kann auch selber noch nicht sagen, ob ich im Jänner wieder fit bin.

 

90minuten.at: Wie schauen die nächsten Schritte aus, um wieder fit zu werden?

Thurnwald: Es geht eigentlich nur mehr darum, dass ich ohne Schmerzen laufen kann. Mein Physio vermutet, dass der Schmerz vielleicht gar nicht vom Knochen, sondern von der Sehne kommt. Man muss jetzt einfach etwas ausprobieren. Dann werde ich wieder mit Laufen beginnen, danach gibt es vielleicht die Möglichkeit, bei einem Verein mitzutrainieren. 

 

90minuten.at: Dein ehemaliger Teamkollege Johannes Tartarotti hat gerade beim SKN St. Pölten unterschrieben, wäre die 2. Liga für dich auch ein Thema?

Thurnwald: Eigentlich würde ich lieber in die Bundesliga, ich kann aber nichts ausschließen. Ich weiß nicht, wie die Vereine in der Bundesliga jetzt über mich denken – nach so langer Verletzungspause kann man das einfach nicht sagen. Es ist schon denkbar, aber oberste Priorität hat die Bundesliga.

"Wenn man jedes Jahr um den Abstieg spielt, ist es mental extrem anstrengend. Auch deswegen wollte ich etwas Neues probieren." - Manuel Thurnwald

90minuten.at: Wie hast du die letzte Saison insgesamt erlebt? Der Abstiegskampf hat sich einige Zeit gezogen, wie anstrengend war das als Teil des Teams?

Thurnwald: Die letzten zwei Jahre waren eigentlich genau gleich und das Gegenteil zu den ersten zwei – da haben wir super gespielt. Es war schon brutal, im Frühjahr mussten wir performen und punkten, sonst wären wir abgestiegen. Für mich war es in beiden Saisonen blöd, weil ich verletzt war und nicht wirklich helfen konnte. Wenn man jedes Jahr um den Abstieg spielt, ist es mental extrem anstrengend. Auch deswegen wollte ich etwas Neues probieren.

 

90minuten.at: Persönlich ist es aber eigentlich gut gelaufen, du hast in der letzten Saison sieben Tore in der Liga vorbereitet – das ist ein Viertel aller Tore, die Altach insgesamt erzielt hat.

Thurnwald: Am Anfang ist es für mich super gelaufen, nach fünf Spielen hatte ich mehrere Assists. Ich finde, dass wir auch gut gespielt haben. Wir haben aber über mehrere Spiele nicht die Punkte gemacht, die Stimmen von außen fordern dann, dass man nicht von hinten heraus spielt, sondern gut verteidigt und kompakt steht. Wir haben das System umgestellt und Punkte geholt, es war aber eher ein Auf und Ab. Im Frühjahr haben wir fast nur verloren, der Trainer umgestellt und neue Spieler ausprobiert. Damals hat auch unser Top-Scorer Atdhe Nuhiu nicht gespielt, ich als Top-Assistgeber auch nicht. Das war schon komisch. Unter Klaus Schmidt haben wir versucht hinten gut zu stehen, in den letzten Spielen kannst du dir nicht mehr viel erlauben. Für den Kopf ist das nicht einfach, wir haben es aber gut gemacht und den Klassenerhalt fixiert.

 

90minuten.at: Du warst vier Jahre in Altach, nach deinem Jugendverein Rapid war es die zweite Station deiner Karriere. Wie blickst du auf diese Zeit zurück, wie konntest du dich weiterentwickeln?

Thurnwald: Bei Rapid war es am Schluss nicht einfach, ich wollte eigentlich nur spielen und mich auf Fußball konzentrieren. Die ersten zwei Jahre waren super und wir hatten keine Abstiegssorgen. Alex Pastoor hat mir vertraut und versichert, dass ich Fehler machen kann und er mich trotzdem spielen lässt. Für mich war es extrem wichtig, dass ich einen Trainer so hinter mir habe und ich glaube, dass ich das auch zurückgezahlt habe. Für mich war es eine super Erfahrung, ich war zum ersten Mal in meinem Leben alleine und weit weg von zu Hause. Man wird selbstständiger und entwickelt sich weiter.

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