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Markus Kraetschmer: „Die Ost-Tribüne ist keine autonome Zone“

Im Interview mit 90minuten.at blickt Austria-Vorstand Markus Kraetschmer noch einmal auf die Länderspiel-Premiere in der Generali-Arena zurück und welche Lehren man daraus ziehen kann.

Das Gespräch führte Michael Fiala

 

90minuten.at: Wie lautet Ihr Fazit der ÖFB-Premiere in der Generali-Arena nach dem freundschaftlichen Länderspiel gegen Schweden?

Markus Kraetschmer: Mit der Organisation sind wir sehr zufrieden, wir haben auch höchstes Lob von ÖFB und der UEFA bekommen – es wurde gut gearbeitet. Auf der anderen Seite ist es natürlich schade, dass wir nicht mehr Zuschauer begrüßen durften. Es wäre allerdings zu kurz gedacht, das nur auf das Desinteresse der Austria-Fans zurückzuführen, man muss die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Ich habe auch unmittelbar nach dem Länderspiel gesagt: Die Generali Arena ist die Heimat der Austria, sie ist aber auch Heimat für andere Fußballveranstaltungen wie etwa dem Cup-Finale, dem CL-Finale der Frauen und auch für Länderspiele.

90minuten.at: Wie lautet Ihre Analyse, warum  nur knapp über 11.000 Fans gekommen sind?

Kraetschmer: Es ist ein generelles Thema aktuell, dass Freundschaftsspiele immer schwieriger zu vermarkten sind. Wenn man nicht gerade gegen Deutschland oder Brasilien spielt, wird es schwer. Wenn ich mich zurückerinnere, hat Franco Foda bei seinem Debüt gegen Uruguay auch nicht viel mehr Fans angezogen, gegen die Slowakei in Wien waren gut geschätzte 10.000 im Happel Stadion. Auch international hat man gerade gesehen, dass bei Portugal gegen Kroatien einige Ränge auch ziemlich leer waren.

 

90minuten.at: Wie schätzen Sie die Preispolitik bei diesem Länderspiel gegen Schweden ein? (Anm.: Eine Vollpreiskarte auf der Längsseite hat 48 Euro gekostet)

Kraetschmer: Mir ist das zu Ohren gedrungen, dass die Preispolitik nicht besonders gut angenommen wurde. Das ist aber eine autonome Entscheidung des ÖFB, der hat das Stadion gemietet. Die Leute selektieren immer mehr, für ein Top-Spiel sind sie bereit, Geld auszugeben, für Spiele gegen Schweden, noch dazu wenn diese nicht in Top-Besetzung antreten, wird es dann nicht angenommen.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

90minuten.at: Schlussendlich gibt es aber auch die Fan-Thematik, die reingespielt hat.

Kraetschmer: Es war von uns gut gemeint, aber es wurde nicht angenommen. Ich finde es schade, weil das Nationalteam sollte alle Fans begeistern.

 

90minuten.at: Wie kann man das Fan-Thema mit ÖFB-Spielen in der Generali-Arena für die Zukunft lösen?

Kraetschmer: Es hat im Vorfeld einige gute Gespräche mit dem Klub, gemeinsam mit Vertretern des ÖFB und den Fans gegeben. Wir haben auf die Wünsche der Fans Rücksicht genommen und auch klar gesagt, dass wir die Bereiche wie Graffitis schützen mit einer Plane, was auch so durchgezogen wurde. Es wurde aber auch kommuniziert, dass die Ost-Tribüne keine autonome Zone ist und auch für andere Matches zur Verfügung steht. Bis auf drei Fanklubs wurde allerdings das Angebot nicht wahrgenommen, wir haben dann sogar Karten zugekauft, um sie für einen besseren Preis weiterzugeben. Wir werden das Thema jedenfalls bei der nächsten Fanklubsitzung erneut ansprechen. Wir müssen aber auch eruieren, was gewesen wäre, wenn es ein Bewerbsspiel gegeben hätte, ob dann die Tribüne auch so leer geblieben wäre. Ich kann nur betonen, dass die Zusammenarbeit mit dem ÖFB top war und ich es schade fand fürs Nationalteam, dass das Stadion nicht ausverkauft war.

 

"Die Osttribüne steht beim Cup-Finale jedenfalls nicht als Fantribüne für andere Klubs zur Verfügung, das haben wir unseren Fans zugesichert. " - Markus Kraetschmer

90minuten.at: Sie waren ja auch lange Zeit als Vertreter der Bundesliga im ÖFB-Präsidium. Ist es aus Ihrer  Sicht notwendig, dass der ÖFB in Wien Länderspiele in einem kleineren Stadion abhält? Wäre es nicht völlig ausreichend, wenn die sogenannten Punktspiele im Abo im Happel-Stadion stattfinden und der Rest in den Bundesländern?

Kraetschmer: Das muss man mehrschichtig sehen. Einerseits war es jetzt ein Testlauf mit der neuen Generali Arena für kleinere Länderspiele. Ich möchte auch daran erinnern, dass der Vertrag mit dem Happel-Stadion noch nicht unter Dach und Fach war, als das Länderspiel gegen Schweden an die Generali Arena vergeben wurde. Dass Länderspiele in den Bundesländern auch nicht immer Zuschauermagneten sind, hat man auch gesehen. Salzburg stand dieses Mal auch nicht zur Verfügung, weil zum Zeitpunkt der Vergabe befürchtet wurde, dass es zu viele Spiele in Salzburg geben könnte, da mit Salzburg, Liefering und den internationalen Spielen von Salzburg der Rasen darunter zu sehr leiden könnte. Ich kann natürlich dem Ansatz, dass man nur die großen Bewerbsspiele in Wien im Happel-Stadion spielen sollte, etwas abgewinnen, es ist aber nicht das Allheilmittel und es ist gut, wenn es mit der Generali Arena einen weiteren möglichen Standort gibt.

 

90minuten.at: Die Generali-Arena ist ja auch bekanntlich künftig der Austragungsort des Uniqa ÖFB-Cup-Finales. Hier könnte es ja zu der Situation kommen, etwa dass eine große zur Austria konkurrierende Mannschaft wie Rapid oder  Sturm ins Finale einzieht.

Kraetschmer: Das ist das große Drohszenario, dass beide Klubs ins Finale einziehen, doch wir haben uns die Wahrscheinlichkeit angesehen, das ist ziemlich gering ..

 

90minuten.at: … aber würde es nicht zu internen Problemen mit den Austria-Fans führen, wenn einer von beiden Vereinen ins Finale kommt?

Kraetschmer: Die Osttribüne steht beim Cup-Finale jedenfalls nicht als Fantribüne für andere Klubs zur Verfügung, das haben wir unseren Fans zugesichert. Bezüglich Sturm Graz haben wir es übrigens demnächst selbst in der Hand, das Szenario nicht wahr werden zu lassen. Ich verstehe übrigens nicht ganz, warum das bei uns nicht funktionieren soll, was in anderen Ländern auch funktioniert. In der Schweiz war das Cup-Finale im Stadion der Young Boys, in Deutschland ist es im Stadion der Hertha, obwohl dies natürlich ein Spezialfall ist. Wir sollten die Dinge nicht übertreiben, die wo anders normal sind. Das Signal sollte sein, offen zu sein.

(Interview wird unterhalb fortgesetzt)

Deine Stimme ist gefragt!

90minuten.at: Also wird sich die Austria weiterhin bemühen, dass Länderspiele in der Generali Arena stattfinden?

Kraetschmer: Es war jetzt das erste Spiel, da muss man mit der Bewertung vorsichtig sein, warum es nicht angenommen wurde. Und wir haben dem ÖFB bereits klar kommuniziert, dass wir uns wieder zur Verfügung stellen …

 

.. auch wenn das Fan-Thema weiter bestehen bleibt?

Kraetschmer: Das ist ein Prozess, hier müssen wir noch viel kommunizieren und regelmäßig austauschen, um diese Situation zu verbessern.

Danke für das Gespräch!

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