"Ich habe der Vereinsführung gleich gesagt, dass ich nur für den Übergang bereit bin. Dieses Nicht-Bereitsein ist insofern spannend, als dass man als ehemaliger Profi die Last und Bürde, sofort mit einer großen Erwartungshaltung konfrontiert zu sein. Die ist einerseits die, dass sich die Leute erwarten, dass er so gut wie als Spieler sein wird. Und andererseits hat man selbst auch die Last, wenn man nicht davon überzeugt ist, bereit zu sein."
90minuten.at: Nach der Karriere haben Sie bei den Kindern angefangen, haben es von der Pike auf gelernt. Andere Trainer, wie Didi Kühbauer, sind recht schnell Cheftrainer geworden. Was hat es Ihnen gebracht, das so zu lernen, wie sie es haben? Abgesehen von dem Intermezzo als Kurzzeit-Sturm-Trainer nach Hyballa.
Schopp: Ich habe damals schon immer gesagt, dass ich mich noch nicht in der Position sehe, Cheftrainer bei einer Kampfmannschaft in der österreichischen Bundesliga zu sein. Es war für mich ein Entgegenkommen gegenüber dem Verein, der mich gebeten hatte, für diese sechs Spiele zu helfen. Ich habe der Vereinsführung gleich gesagt, dass ich nur für den Übergang bereit bin. Dieses Nicht-Bereitsein ist insofern spannend, als dass man als ehemaliger Profi die Last und Bürde, sofort mit einer großen Erwartungshaltung konfrontiert zu sein. Die ist einerseits die, dass sich die Leute erwarten, dass er so gut wie als Spieler sein wird. Und andererseits hat man selbst auch die Last, wenn man nicht davon überzeugt ist, bereit zu sein. Ich habe schon als Spieler Dinge ernsthaft und lange hinterfragt, wollte alles verstehen. Das ist klarerweise sehr mühevoll, weil das eine detaillierte und aufwendige Arbeit ist. Aber mein Erfolg als Spieler basiert auf sehr detaillierten Analysen meiner Persönlichkeit, wo meine Stärken und Schwächen waren. So bin ich es auch als Trainer angegangen. Ich war darauf bedacht, einen Schritt nach dem anderen zu machen, habe ganz unten in der U10 angefangen. Dann habe ich den Individualtrainer gemacht, bin in die Akademie gegangen, habe die U18 übernommen. Erst im Zuge dessen wurde ich Amateurtrainer und dann ergab sich die kurzfristige Möglichkeit, als Cheftrainer zu arbeiten. Ich bin ganz bewusst wieder einen Schritt zurück gegangen.
90minuten.at: Warum?
Schopp: Ich wusste, dass es für mich noch so viele Dinge gab, die ich noch besser entschlüsseln wollte, bessere Antworten wollte. Ich habe die Zeit als Amateurtrainer sehr genossen, konnte da viele Dinge probieren und die Jungs waren offen für Input. Ich wollte Dinge ausprobieren, die im Erwachsenenbereich so nicht möglich sind. Es war eine Suche danach, wofür ich stehe, welches Spiel mich als Trainer definieren soll. Erst aufgrund der Erfahrungen im Jugendbereich war für mich klar, wie mein nächster Schritt ausschauen kann. Was ich aus meiner Zeit aus Italien sehr intensiv und konkret verfolgt habe, sind die Spielanalysen. Die sind in meiner Herangehensweise eine massive Unterstützung. Ich habe in Deutschland auch die Ausbildung zum Spielanalysten gemacht, habe bewusst den Schritt in den Profibereich gewählt. Ich wollte nicht in die erste Reihe, sondern unterstützen. Es war für mich sehr wichtig, weil ich da zunächst mit einem jungen und sehr interessanten Trainer zusammen arbeiten durfte, mit Oliver Lederer. Er hatte interessante und tolle Ansätze. Aufgrund der Erfahrung in St. Pölten ist mein Bild noch um einen großen Bereich gewachsen. Für mich ist es jetzt toll und interessant, die Möglichkeit in Hartberg zu bekommen und all die Sachen, die ich über Jahre als Trainer gelernt habe, step by step umzusetzen. Für den Werdegang vom Spieler zum Trainer gibt es unterschiedliche Wege. Manche kommen schnell in diese verantwortungsvolle Position. Meine Erfahrung sagt, dass das meistens nur die sind, die am Platz schon absolute Leader waren, wie Pep Guardiola. Es gibt Ausnahmen, die diese Fähigkeit mitbringen, die Kompetenzen, die sie als Spieler haben, auch als Trainer sofort umzusetzen. Ich wusste, dass ich das nicht sofort hatte. Das war nicht mein strategischer Plan. Nie.