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Heimo Pfeifenberger teilt Meinung von WAC-Boss Riegler "überhaupt nicht"

Am Montag ließ WAC-Präsident Dietmar Riegler aufhorchen. Seine Elf hätte "kein Bundesliganiveau". Heimo Pfeifenberger widerspricht im Interview mit 90minuten.at seinem Boss und weiß aber selber auch nicht so genau, was los ist.

Das Interview führte Georg Sander

 

Am Montag, nach der 0:2-Niederlage bei Austria Wien, ließ WAC-Boss Dietmar Riegler via 'Kleine Zeitung' wissen, dass das kommende Heimspiel gegen den LASK ein richtungsweisendes Spiel für die Zukunft von Trainer Heimo Pfeifenberger wäre. Im Gespräch mit 90minuten.at bekräftigte er das und sprach der Mannschaft gar das Niveau ab, in der Bundesliga bestehen zu können. Wir haben Pfeifenberger mit den Aussagen konfrontiert und versucht zu ergründen, woran es liegt, dass der Wolfsberger AC den an sich komfortablen Vorsprung auf den SKN St. Pölten vielleicht noch verspielen könnte. Immerhin hatte Riegler gemeint: " In einem normalen Bundesligajahr ist man mit 20 Punkten jedoch Letzter nach drei Durchgängen."

 

 

90minuten.at: Nach dem Sieg gegen Sturm dachten wohl viele, dass man den Schwung mitnehmen kann. Warum gelang das nicht?

Heimo Pfeifenberger: Wir waren letztlich selber überrascht, wie wir daheim gegen die Admira aufgetreten sind. Es gab ja keine Vorzeichen. Gegen Altach und Sturm haben wir sehr viel Selbstvertrauen getankt und dann hat gegen die Admira die Leistung nicht gepasst. Die Ausgangssituation gegen St. Pölten war uns bewusst, wir hätten sehr viel klar machen können. Wir waren in der entscheidenden Situation sehr unglücklich (Anm.: Tormann Kofler half beim spieltentscheidenden Treffer kräftig mit.). Das hat die Mannschaft nur schwer weg gesteckt. Das ist aber nicht das große Problem. Wir wissen, dass wir zu wenig Torchancen heraus spielen. Uns fehlt die Coolness, wenn wir welche bekommen. Wir spielen nicht so schlecht. Ich habe mir das Spiel gegen die Austria noch zwei Mal angesehen: Bis 30, 40 Meter vor dem Tor spielen wir gefällig, dann in der Endzone spielen wir nicht richtig fertig. Das trägt nicht zur Sicherheit bei. Ich kann dem Team nichts vorwerfen. Die Mannschaft lebt, sie ist voll intakt und sie geben immer alles. Jetzt sind wir in einer Situation, in der es sehr zach ist. Die Auf und Abs haben wir immer wieder, aus verschiedensten Gründen.

 

90minuten.at: Sie haben schon im Herbst umgestellt, von Vierer- auf Dreierkette.

Pfeifenberger: Das mussten wir. Die komplette linke Seite fiel aus: Klem, Nutz, Palla. Ich habe keinen linken Außenverteidiger. Wir haben den Wernitznig schon umfunktionieren müssen. Im ersten Viertel waren wir ja die Überraschung. Weil es ist Fakt, dass alle Experten gesagt haben, dass St. Pölten oder der WAC absteigt. Auch aufgrund der Kaderpolitik. Wir haben diesen reduziert, haben das Budget zurück gefahren, haben nur Spieler aus der zweiten Liga geholt, plus Joshua Steiger aus der Akademie. Dazu haben wir noch Tschernegg verloren. Die Ausgangssituation war schon klar, das erste Viertel war gut. Wir hatten dann sehr viele Ausfälle, aber die Mannschaft hat sich dann immer wieder rausgeholt. Auch im neuen System, das wir auch als neuen Reiz brauchten. Wir haben oft zu Null gespielt. Das neue System ware eben notwendig, im 4-4-2 ist das nicht mehr gegangen, weil die Spieler fehlten.

 

Waren gemeinsam erfolgreich: Christian Ilzer und Heimo Pfeifenberger. An Ilzers Weggang liegt die Misere aber nicht, meint Pfeifenberger

90minuten.at: Fehlt Ihnen Christian Ilzer als Trainerpartner?

Pfeifenberger: Ja, aber ob er fehlt oder nicht, steht nicht zu Diskussion. Ich habe mit Robert Ibertsberger einen Co, der total engagiert ist und selber viel Erfahrung hat. Die Probleme hatten wir ehrlicherweise auch letztes Jahr schon. Da haben wir auch wenige Tore geschossen. Und es gab mit einer ganz anderen Mannschaft auch diese Phasen, mit vielen gestandenen Spielern. Obwohl wir schon angefangen haben, mehr Junge zu haben. Das Toreschießen war in den letzten Jahren immer ein Manko beim WAC.

 

90minuten.at: Präsident Riegler sprach dem Team im Gespräch mit 90minuten.at gar das Bundesliganiveau ab.

Pfeifenberger: Diese Meinung teile ich absolut nicht. Das ist den Spielern gegenüber ungerecht. Sie haben schon oft genug bewiesen, dass sie auch gute Spiele spielen können. Auch in dieser Saison schon. Sie hat schwierige Zeiten mitgemacht, mit den ganzen Kreuzbandrissen, den ganzen Verletzungen und privaten Probleme in der Mannschaft, dem ganzen Druhmherum. Das Team hat das immer wieder weg gesteckt. Das hat mit Bundesliganiveau nichts zu tun. Jetzt ist das eben eine schwierige Phase. Ich habe und hatte immer das Vertrauen in die Spieler. Ich ärgere mich auch oft, wenn wir Spiele – auch durch individuelle Fehler – leicht hergeben. Aber das gehört auch dazu. Über die Mannschaft lasse ich nichts kommen. Nichts!

  

90minuten.at: Gegen den LASK fordert der Präsident eine Reaktion. Warum wird es gegen die Linzer Ihrer Meinung nach nun besser laufen als zuletzt?

Pfeifenberger: Es liegt an uns, wie wir rein gehen. Ob wir mit den drei Niederlagen oder den nicht geschossenen Toren hadern. Wir müssen handeln, bereit sein, konsequent sein. Wir brauchen Intensität im Zweikampfverhalten, die ich aber gegen die Wiener Austria gesehen habe. Jetzt haben wir wieder ein Heimspiel und wir müssen ausblenden, was rundherum ist. Wir müssen versuchen, einen einfachen, geradlinigen Fußball zu spielen und auch ein Risiko eingehen. Das heißt nicht, dass ich undiszipliniert bin. Für mich ist es dann so: Jetzt haben wir drei Mal verloren und es hauen alle auf die Mannschaft hin. Das ist jetzt der beste Zeitpunkt, etwas zu zeigen. Es kann nicht mehr schlimmer werden. Ich bin überzeugt, dass das Team das jetzt schafft.

 

90minuten.at: Es laufen viele Verträge aus. Ich habe gestern den Präsidenten gefragt, ob hier ein Sportdirektor entlastend sein könnte. Andere Teams haben den auch. Wie sehen Sie das?

Pfeifenberger: Fakt ist, dass der Verein eine Philosophie hat und die kenne ich auch. Man muss akzeptieren, wenn der Verein glaubt, dass das der richtige Weg ist. Wenn man sagt, ich mache das nicht, weil das, das und das fehlt, nimmt man den Job nicht an. Das sage ich den Spielern auch immer, auch wenn die Verträge auslaufen. Was gibt es schöneres, als wenn der Vertrag ausläuft? Da kann ich zeigen, dass ich lebe, dass ich ein Teamplayer bin. Das ist für mich die höchste Priorität. Wenn ich alles für die Mannschaft gebe, ist die Chance sehr groß, dass ich wieder einen neuen Vertrag bekomme, sei es hier oder woanders. Das spricht sich ja herum. Man wird ja heute von oben bis unten durchgescannt; ihr analysiert alles, jeder weiß über die Fähigkeiten und den Charakter Bescheid. Ich habe es immer in der eigenen Hand.

 

90minuten.at: Sie tragen seit November 2015 trotzdem gewissermaßen einen Umbau. Der WAC könnte eine ähnliche Struktur wie andere Bundesligisten auf Sicht auch brauchen, oder?

Pfeifenberger: Das ist immer die Entscheidung des Vereins. Es geht auch um finanzielle Möglichkeiten. Wie bei vielen ist es auch bei uns. Wenn der Dietmar (Anm.: Riegler) nicht ist, ist da zugesperrt. Dann ist der Verein zu, es hängt alles vom Dietmar ab. Wir haben das Budget in der Saison drastisch reduziert, bei den Personalkosten, beim Kader. Wenn man bei der Weiterentwicklung Schritt halten will, muss man sich Gedanken machen und sehr aktiv alles durchleuchten und versuchen, das Optimale aus den Möglichkeiten herauszuholen. Als kleiner Verein muss man die Kräfte stark bündeln. Weiterentwicklung braucht jeder, den brauchen Sie in Ihrem Job auch. Es darf kein Stillstand herrschen.

 

90minuten.at: Sie wollen diesen Weg auf jeden Fall weiter gehen?

Pfeifenberger: Auf alle Fälle. Bevor es da Diskussionen um meine Person gibt, ist es Fakt, dass die persönlichen Eitelkeiten im Fußball niemanden interessieren. Es geht nur um den Verein, mir geht es speziell um die Mannschaft. Ich bin voll präsent, das spürt auch das Team. Ich bin schon lange im Fußball und habe viel erlebt. Es war im Sommer meine Entscheidung, diesen Weg zu gehen und das ziehe ich durch. Ich bin überzeugt, dass es der richtige Weg ist, auch wenn er holprig ist und Kritik auf mich herein prasselt. Das gehört dazu und das ist auch der Reiz. Wenn immer alles so dahin plätschert, ist es ja auch fad.

 

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