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SKN-General Manager Blumauer: "Bei den ersten Namen war Ranko Popovic noch gar nicht mit dabei"

Der SKN St. Pölten plant gerne in Dreijahresschritten. Meistens ist man schneller dran. Wie damit umzugehen ist, skizziert General Manager Andreas Blumauer im 90minuten.at-'Jahresgespräch'.

Das Gesrpäch führte Georg Sander

 

Im Frühjahr stand der SKN St. Pölten noch mit einem Fuß in der Zweitklassigkeit. Mit einem fulminantem Saisonstart und lediglich einer Niederlage sowie drei Remis in den ersten zehn Runden ercoachte sich Didi Kühbauer seinen Traumtrainersessel beim SK Rapid Wien. Auch mit Ranko Popovic konnte man sich halten, ist vier Runden vor Ende des Grunddurchgangs sechs Zähler vor dem siebtplatzierten TSV Hartberg und war nur an zwei Spieltagen nicht Zweiter oder Dritter. Im 90minuten.at-'Jahresgespräch' gibt SKN-General Manager einen ehrlichen Einblick in die Arbeit in den letzten Monaten, erklärt, wie man sich in der Liga nun etablieren will, wenn man tatsächlich bereits zehn Runden vor Schluss den Klassenerhalt sichern kann.

90minuten.at: Das Jahr 2018 entpuppt sich als sehr erfolgreich. Hat man nach dem turbulenten Klassenerhalt irgendwie mit so etwas in der Richtung rechnen können?

Andreas Blumauer: Ich sage es ganz offen: Mit einem derartigen Lauf haben wir nicht rechnen können. Wir sind nach der letzten Saison sehr stark in uns gegangen und haben das heurige Jahr als Konsolidierungsjahr gesehen. Da hätte es darum gehen sollen, nicht abzusteigen. Dass es so positiv läuft, sportlich und wirtschaftlich, damit haben wir nicht gerechnet.

 

90minuten.at: Haben Sie im Laufe der Herbstsaison die Ziele korrigiert? Eigentlich zwei Mal: Während des Laufs und nach Kühbauers Abschied zu Rapid?

Blumauer: Bei uns sind Zielsetzungen selten kurzfristig, eigentlich immer mittelfristig. Vor fünf Jahren haben wir in der 2. Liga einen Dreijahresplan gemacht, um in die Bundesliga aufzusteigen. Das ist uns nicht nach drei, sondern nach zwei Jahren gelungen. Nach dem Aufstieg haben wir unsere Ziele neu definiert: Wir wollten es innerhalb von drei Jahren schaffen, dass die Top6 in Reichtweite sind. Uns ist klar, dass das schwierig sein wird. Es gibt in der österreichischen Zweiklassengesellschaft die großen Vereine inklusive LASK und da ist ein sechser Platz offen, um den sich in der Regel andere Vereine streiten. Wir wollten innerhalb von drei Jahren um diesen sechsten Platz mitspielen können. Wie schon beim Aufstieg sind wir ein Jahr früher dran. Wir nehmen es gerne mit, geplant war es nicht, dass wir eine gute und realistische Chance haben, ins Meisterplayoff zu kommen. Das werden wir nicht jedes Jahr schaffen, aber man muss nah dran sein.

 

90minuten.at: Wenn man sich durch die Vita von Didi Kühbauer blättert merkt man, dass es mit ihm schnell hoch geht, dann aber auch wieder runter. Ist es jetzt gar nicht so schlimm, wenn man jetzt gleich einen neuen Trainer hat?

Blumauer: Ich kann nicht in die Zukunft schauen. Ich weiß nicht, wie es mit Didi weitergegangen wäre. Wir haben alles versucht, dass er bleibt, weil wir von ihm und davon, dass der Erfolg bleibt, überzeugt waren. Es ist jetzt anders passiert, er wollte unbedingt weg und wir hatten keine Chance, ihn zu halten. Jetzt haben wir einen Trainer, von dem wir ebenfalls überzeugt sind, dass er den Weg so weiter gehen kann und wird.

"Bei den ersten Namen, die wir auf das Papier geschrieben haben, war Ranko noch gar nicht mit dabei. Dann haben wir aber gesagt, dass wir uns noch vor den Namen anschauen wollen, was der neue Trainer können muss." - Andreas Blumauer über die Trainersuche

90minuten.at: Nach welchen Parametern haben Sie Ranko Popovic aus dem Hut gezaubtert?

Blumauer: Nachdem wir gewusst hatten, dass Didi weggeht, haben wir uns zusammen gesetzt und überlegt, wen wir holen können. Bei den ersten Namen, die wir auf das Papier geschrieben haben, war Ranko noch gar nicht mit dabei. Dann haben wir aber gesagt, dass wir uns noch vor den Namen anschauen wollen, was der neue Trainer können muss. Da kam immer wieder, dass wir nicht einen brauchen, der den Spielern das Fußballspielen beibringt – sonst wären wir nicht dort, wo wir sind. Wir haben stundenlang diskutiert und es geht da hauptsächlich um die Social Skills. Der Trainer muss gut mit den Spielern arbeiten können und sich persönlich weiter entwickelt. Er muss einen guten persönlichen Zugang finden, eine Art Vaterfigur sein soll. Sie sollen Respekt haben, wie vor Didi. Umgekehrt soll er auch eine Art freundschaftlicher Beziehung aufbauen.

 

90mintuen.at: Wie stark hat man sich überlegt, was er spielen lassen will? Das Team versucht es unter Popovic mehr mit spielerischer Linie.

Blumauer: Unser Spiel musste sich anpassen, weil das von Didi eingeführte System von den anderen Vereinen schon ein bisschen durchschaut worden ist, was keine große Überraschung war. Am Anfang der Saison waren wir das Überraschungsteam, weil keiner damit umgehen konnte, dass wir so erfolgreich sind. Dann haben sich die Vereine mehr und mehr darauf eingestellt. Es war klar, dass Ranko nicht alles über den Haufen wirft, weil er eine bestehende Mannschaft übernahm. Aber leichte Anpassungen waren klar und Voraussetzung, weil nicht eine lange Zeit dasselbe System spielen können und glauben, dass wir damit erfolgreich sind. Sein Konzept war da sehr schlüssig.

 

90minuten.at: Die Ergebnisse wären unter Kühbauer wohl auch so gewesen, weil man nicht erwarten kann, dass der Lauf so weiter geht.

Blumauer: Genau so sehe ich das auch.

 

90minuten.at: Welche Rolle spielt in dem Zusammenhang der neue Sponsor? Geht es Hand in Hand, dass man auch spielerischer agieren will? Kicker, die das können, sind notgedrungen teurer.

Blumauer: In diesem Zusammenhang hat der Sponsor keinen Input. Er will sich in den Sport nicht einmischen. Bei der Weiterentwicklung des Vereins hat er eine große und wichtige Rolle. Wir wollen das tun. Wir haben eine komplexe Planung, da sagen wir, dass es nichts hilft, wenn wir sagen, dass wir mittelfristig in die Top6 kommen wollen. Die Rädchen müssen schon ineinander greifen. Damit ein Ziel realistisch ist, müssen die anderen dazu passen. Ich muss etwas dafür tun, um Sechster zu werden. Die Strategie dahinter hängt auch mit der wirtschaftlichen Weiterentwicklung zusammen. Das war auch in der Dreijahresplanung dabei. Wir hätten nicht gedacht, dass wir so schnell einen passenden Partner finden. Spusu hat das Hauptsponsoring übernommen, ohne dass die bestehenden großen Sponsoren etwas verlieren. Das ist eine Gradwanderung, weil die Hypo und die NV prominent auf Dress bzw. Stadion sind. Da muss man dem Neuen auch etwas bieten. Spusu hat gemeint, wir sollen etwas vorschlagen und das hat gepasst, man hat sich geeinigt.

 

Auf Seite 2 des Interviews nimmt Andreas Blumauer zum hohen Personalanteil im Budget Stellung, erklärt den derzeitigen Zugang zur Akademie. Thema ist weiters die Aufregung um den TV-Vertrag sowie der kommende Transferwinter.

 

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