"Wir haben das Gefühl, gegen keinen chancenlos zu sein. Es ist halt doch um einiges schwieriger als in der zweiten Liga. "
90minuten.at: Taktisch haben Sie viel ausprobiert - zuerst mutig, dann wieder gesicherte Defensive. Haben Sie Dinge falsch eingeschätzt?
Daxbacher: Wir haben gegen die Austria mit einer Dreier-/Fünferkette begonnen, das ist eine eher defensive Ausrichtung gewesen, wir haben knapp verloren. Gegen Sturm habe ich uns zu viel zugemutet, mit dem 4-3-3. Das war wohl zu offensiv. Die anderen Spiele haben wir mit unserer Aufstiegstaktik bestritten, die auch nicht unbedingt offensiv ausgerichtet ist, sondern auf das Kommenlassen. In Altach hat das ganz gut funktioniert, da hat sich die Gegner schwer getan, das Spiel zu gestalten. Gegen den SKN und Rapid haben wir verloren, das kann man aber nicht an der Ausrichtung fest machen. Wir haben beide Male das erste Tor bekommen, St. Pölten danach hat komplett zugemacht. Gegen Rapid haben wir riskiert, weil es nicht anders ging. Wenn man verliert, muss man immer hinterfragen. Wenn Sieg und Niederlage so knapp zusammen liegen, ist die Leistung aber grundsätzlich in Ordnung.
90minuten.at: Wo sehen Sie die Stärken Ihres Teams?
Daxbacher: Wir haben das Gefühl, gegen keinen chancenlos zu sein. Es ist halt doch um einiges schwieriger als in der zweiten Liga. Wir haben die Mannschaft nicht großartig verändert und es geht um Kleinigkeiten, Nuancen, um zu gewinnen. Beispielsweise die erste Torchance zu nützen, gegen Rapid geht ein Kopfball von Baumgartner nicht rein, die Hütteldorfer machen ihr Tor. Da kann man jetzt viel hinein interpretieren, aber ich sehe, dass die Mannschaft alles versucht, selbstbewusst in die Spiele reingeht und keinen Angsthasenfußball praktiziert. Der Kritik, die kommt, wenn man nicht punktet, muss man sich aber stellen. Vielleicht werden wir punkto Aufstellung, Taktik oder System etwas ändern.
90minuten.at: Sie sagen, Nuancen müssen sich ändern. Aber jede Mannschaft tut sich leichter, wenn man das erste Tor macht. Wie kommt man dorthin? Muss man das, was man nach Rückstand macht - mehr Risiko - von Anfang an machen?
Daxbacher: Auch zu null spielen ist immer wieder ein Thema. Das ist die Basis für den Erfolg. Das sieht man in St. Pölten und beim LASK. Die stehen einmal kompakt. Die kontern uns nicht aus, dann passiert es uns aus einer Standardsituation. Wenn ich Nuancen sag, dann meine ich, dass wir mal kein Tor bekommen und die sich bietenden Chancen nützen. Das ist aber natürlich ein Standardsatz, der aber natürlich seine Gültigkeit hat.
90minuten.at: Ein anderer Trainer würde sagen: Wir müssen durch Vertikalpässe schneller ins letzte Drittel vorstoßen, um Chancen zu kreieren.
Daxbacher: Das habe ich neulich bei einem Pressegespräch ausführlich gesagt, weil ich weiß, dass man das heutzutage gerne hört. 'Spielverlagerung, durch diagonales Spiel den Gegner aufreißen' und so weiter. Das sind auch nur Standardsätze, die man im Moment sehr gerne gebraucht. Es ist einfach notwendig, weiterzumachen und optimistisch zu bleiben. Es bringt ja nichts, auf die Mannschaft draufzuhauen, das hat sie sich nicht verdient. Leistung, Einsatz, Bereitschaft, Klima - das stimmt alles. Der Umschwung wird gelingen.
90minuten.at: Konnte Sie ein gegnerischer Trainer überraschen?
Daxbacher: Das kann ich mit Sicherheit mit Nein beantworten, weil wir uns sehr gut vorbereiten. Wir haben auch immer die Aufstellung erraten, außer bei Rapid durch die Rotation. Auch vom System her wussten wir immer genau, was auf uns zukommt. Dann geht es darum, wer am Feld die stärkere, glücklichere Mannschaft ist. Altach kam genau so, wie wir es erwartet haben. Eine Überraschung gibt es in der Liga kaum, jeder analysiert das und weiß meistens um die Stärken und Schwächen. Das alleine reicht aber nicht. Es kommt auch drauf an, wie das die Teams umsetzen. Die Zeit, da man nicht wusste, was auf einen zukommt, ist lange vorbei. Diese Informationsflut, die man jetzt hat, nützt man natürlich.