Lukas Spendlhofer: "Jeder in Graz weiß, was Sturm an Foda hat"

Lukas Spendlhofer ist eine Konstante in Sturms Abwehr. Aus St. Pöltens Akademie stammend verdelte er sich in jungen Jahren in Mailand bei Inter. Das hilft. Im Interview mit 90minuten.at spricht er darüber, den sensationellen Sturm-Lauf im Herbst und warum es nicht klappt - natürlich auch, warum Franco Foda der richtige Trainer ist.

90minuten.at: Wie zufrieden seid ihr beim SK Sturm mit der sportlichen Situation im Moment?
Lukas Spendlhofer: Im Großen und Ganzen sind wir mit der Saison sehr zufrieden. Wir haben natürlich nicht das Maximum heraus geholt, das ist uns bewusst. Aber wir haben auf jeden Fall einige Kritiker widerlegt. Es haben wohl wenige damit gerechnet, dass wir so eine Saison spielen würden. Uns war schon klar, dass wir nicht so die Konstanz haben werden; im Spätherbst und jetzt. Wir haben aber eben in fast allen Spielen gezeigt, was in uns steckt. Das haben wir am Anfang der Saison gezeigt, jetzt vielleicht nicht immer über 90 Minuten. Der Rückrundenstart war schon sehr ungemütlich.

 

Jeder hier in Graz weiß, was Sturm an Franco Foda hat. Ich war auch noch nie beunruhigt, habe mir immer gedacht, dass es so kommt, wie es jetzt ist. Und jeder hat in seiner Fußballkarriere Trainerwechsel gehabt.

Lukas Spendlhofer

90minuten.at: Wie kam es zu dem Einbruch im Herbst? Der Populist würde jetzt den Matic-Abgang zumindest fürs Frühjahr verantwortlich machen.
Spendlhofer: So einfach ist es nicht. Wir brauchen nicht drüber reden, dass der Uros uns in gewissen Situationen fehlt. Er ist ein Topspieler, der nicht umsonst zu einem Topverein gegangen ist. Bei uns hat sich Licht und Schatten abgewechselt. Daran müssen wir arbeiten – auch bei vielen Siegen war nicht 90 Minuten alles gut. Wir hatten das Spielglück auch auf unserer Seite. Aber das dürfen wir nicht überstrapazieren. Im Herbst sind dann auch noch Fehler dazu gekommen.

 

90minuten.at: Geht es noch konkreter?
Spendlhofer: Uns hat die Kaltschnäuzigkeit im Herbst brutal ausgezeichnet. Wir hatten eine super Chancenauswertung, das hat schon mit dem Spiel in Salzburg angefangen. Wir sind oft in Führung gegangen. Gegen Ende des Herbstes hatten wir zwar auch Räume, haben es aber nicht zu Ende gespielt und die Chancen von Beginn der Spielzeit gar nicht vorgefunden. Das wurde auch angesprochen. Als wir im Herbst ein paar Spiele nicht gewonnen haben, haben wir gar nicht so viel anders gemacht. Da gehen die Dinge nicht mehr so einfach. Wir haben dann nach den Niederlagen gesagt, dass wir die einfachen Dinge wieder richtig machen müssen.

90minuten.at: Ist es dann auch unruhig geworden? Immerhin hat sich der Verein mit der Vertragsverlängerung des Trainers Zeit gelassen.
Spendlhofer: Ich persönlich denke nicht, dass sich das ausgewirkt hat. Jeder hier in Graz weiß, was Sturm an Franco Foda hat. Ich war auch noch nie beunruhigt, habe mir immer gedacht, dass es so kommt, wie es jetzt ist. Und jeder hat in seiner Fußballkarriere Trainerwechsel gehabt.

 

90minuten.at: Wie kann man sich Franco Foda in Zeiten der Krise vorstellen? Wie geht er mit den Spielern um, wenn die einfachen Dinge nicht funktionieren?
Spendlhofer: Er hat das genau richtig gemacht. Zum Beispiel nach dem Austria-Spiel, der schlechtesten Saisonleistung, hat er ganz normal angesprochen. Es war ja offensichtlich, was falsch gelaufen ist. Er hat das schon negativ-kritisch angesprochen, aber nicht einen einzelnen heraus gepickt. Er hat denselben Spielern im nächsten Spiel Vertrauen geschenkt und es ist gut gegangen.

 

90minuten.at: Wie sieht es mit der Zielsetzung jetzt aus? Für den Europacup muss es jetzt Platz 3 werden, damit es ganz sicher ist.
Spendlhofer: Wir haben zwölf Punkte Vorsprung auf den Fünften, 15 auf Rapid – von dem her schauen wir nicht nach hinten. Wir sind an Altach und Austria knapp dran, wenn wir zu diesem Zeitpunkt der Meisterschaft so knapp dran sind, muss man eigentlich nicht viel dazu sagen.

 

90minuten.at: Atmosphärisch hatte man den Eindruck, dass Sturm irgendwann eine Angst vor der eigenen Stärke entwickelt hat.
Spendlhofer: Natürlich waren wir schon weit vorne, aber es war uns klar, dass wir ein paar Spiele auch nicht gewinnen werden. Das ist normal. Diese Spiele gewinnt dann eben Salzburg, weil sie die Qualität haben. Dann schaut das ganz anders aus. Das war im Herbst eine schöne Momentaufnahme, wir haben schönen Fußball gespielt. Wenn du ganz vorne bleiben willst, darfst du dir manche Sachen nicht leisten. Und wir sind einerseits eine junge Truppe und wurden andererseits im Sommer komplett neu zusammen gewürfelt. Also ist das von dem her ok. Wären wir eine eingespielte Truppe mit vielen Routiniers und wir wären acht Punkte vorne gewesen, wäre das freilich etwas anderes gewesen. Wir wissen ja, dass wir ab und an unnötig Punkte liegen lassen.

 

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