"Die Abwehr war zu weit auseinander in Tiefe und Breite, wir haben uns das mit Jano und Erhardt per Videoanalyse angeschaut."
90minuten.at: Die Abstände zwischen defensivem Mittelfeld und innerhalb der Verteidigung wirken nun enger.
Baumgartner: Das ist richtig. Die Abwehr war zu weit auseinander in Tiefe und Breite, und es waren immer wieder individuelle Fehler, die zu Toren geführt haben. Wir haben gesagt, dass wir bei Ballverlust die Mitte zumachen müssen. Das ist in unserem System ganz wichtig. Wir haben viel trainiert und gesprochen. Zum Beispiel haben wir uns mit Jano und Erhardt per Videoanalyse das beste Agieren angeschaut. In Vorbereitungsspielen kann man im Match viel coachen, das geht in der Meisterschaft weniger gut, weil es die Spieler nicht so gut hören. Und Sie haben das richtig beobachtet, das war einer der Schwerpunkte, an denen wir angesetzt haben. Auch das Umschaltspiel von der Defensive zur Offensive haben wir viel trainiert. Natürlich war auch die Abstimmung der Sechser, wenn einer der beiden auf die Seite raus geht, ein großes Thema. Ich habe häufig ein 4-2-3-1 spielen lassen, damit zwischen den Linien weniger Platz ist.
90minuten.at: Wie haben Sie das erreicht?
Baumgartner: In vielen kleinen Spielformen wollten wir, dass die Spieler im Block aggressiv gegen den Ball arbeiten. Da gibt es genug Trainingsformen; das muss man immer wieder erklären, auch wie man aus dem Deckungsschatten kommt, raus läuft, die Passwege zustellt. Wie man sieht, gelingt uns das im Moment sehr gut. Auch die individuellen Fehler sind weniger geworden. Sie führen nicht mehr so leicht zu Toren.
90minuten.at: Systeme beziehen sich oft auf die Defensivstaffelung. Das ist trainierbar. Wie bekommt man die Aggressivität in der Offensive rein, dass man die letzten Meter geht. Defensive ist harte Knochenarbeit, Offensive spielt sich auch im Kopf ab?
Baumgartner: Wir haben natürlich unsere Offensivmuster und die Freiheit offensiv kreativ zu handeln, aber wir haben auch einiges umgestellt. Die Spieler sind oft kurz gekommen, statt in die Tiefe zu gehen. Auch bei den Vertikalläufen. Hier haben wir angesetzt. Wenn die Spieler dann in die entsprechenden Situationen kommen, dann sollten sie im Kopf haben, dass sie in die Tiefe gehen, um Raum zu schaffen und den Passgeber zu animieren, den Ball über die Abwehr zu chippen oder durchzustecken. Das klappt noch nicht immer. Beim Tor gegen Rapid hat das super geklappt. Das geht nicht immer auf, aber wir versuchen es zu machen, auch wenn man dann das eine oder andere Mal im Abseits steht. Wir wollten die Offensivmuster eintrainieren, aber die Spieler haben die Freiheit, so zu handeln, wie sie es im Kopf haben. Wir beeinflussen aber schon im Training, was sie da im Kopf haben. Die Motivation kann man durch Ansprachen und Gespräche mit Einzelnen schon herstellen, aber wir versuchen das oft in Spielformen zu machen.