Cem Sekerlioglu übernimmt erstmals die Verantwortung als Cheftrainer einer Profimannschaft. Nach vielen Jahren als zweites Glied in der Kette wagt der 53-Jährige nun den Schritt vom Co- zum Cheftrainer – mit einer klaren Vorstellung davon, wie seine Mannschaft auftreten soll.
"Wer mich kennt, weiß, dass ich für Ballbesitzfußball stehe. Die Formation ist für mich nur eine Zahlenkombination, um meine Idee umzusetzen", erklärt Sekerlioglu.
Bringt viel Akademieerfahrung mit
Der Wiener bringt reichlich Erfahrung mit: Bereits seit der Saison 2005/06 war er in der Akademie der Wiener Austria tätig. 2021 holte ihn Manfred Schmid als Co-Trainer zu den Profis. Nach der Entlassung bei den "Veilchen" folgten gemeinsame Stationen beim WAC und zuletzt beim TSV Hartberg.
"Im Tagesgeschäft ändert sich für mich gar nicht so viel", meint Sekerlioglu im Hinblick auf seinen neuen Job. "Trainingsplanung, Mannschaftsführung – das habe ich in den letzten Jahren verinnerlicht." Dennoch sei es etwas Besonderes, nun selbst die letzte Entscheidung zu treffen.

Von seinem langjährigen Weggefährten Manfred Schmid konnte er sich viel abschauen: "Ich habe unglaublich viel gelernt – vor allem, wie man mit Menschen umgeht und wie man in stressigen Situationen ruhig bleibt. Auch das Gesamtverständnis für einen Klub habe ich durch ihn deutlich erweitert."
Bruder hat schon bei St.Pölten gespielt
Dass ausgerechnet St. Pölten seine erste Station als Cheftrainer ist, hat für Sekerlioglu auch eine persönliche Komponente: "Das ist schon speziell für mich. Mein Bruder hat damals beim VSE St. Pölten gespielt – mit niemand Geringerem als Mario Kempes, einem argentinischen Weltmeister."
In seiner Führungsrolle setzt Sekerlioglu auf klare Prinzipien im Umgang mit der Mannschaft: "Ich bin nicht der autoritäre Typ – das war ich nie und werde ich auch nie sein. So möchte ich weder leben noch mit Menschen umgehen. Es geht nicht um Freundschaft, aber um gegenseitigen Respekt. Die Zusammenarbeit soll auf Augenhöhe stattfinden."
Er sieht sich selbst als einen Coach mit viel Präsenz und Tatendrang an der Seitenlinie: "Ich bin ein sehr energischer Mensch auf der Linie. Also, ich werde jetzt nicht nur sitzen. Das wäre mir zu langweilig. Dafür sehe ich zu viel, dass ich was korrigieren möchte."
"Keine großen Ansagen" von Sekerlioglu
In der abgelaufenen Saison belegte der SKN den vierten Rang in der ADMIRAL 2. Liga – hinter Ried, der Admira und der Vienna. Der Wiederaufstieg blieb damit einmal mehr außer Reichweite. Daher auch kein Grund für überzogene Ansagen für die kommende Saison, findet Sekerlioglu: "Ich möchte, dass der SK St. Pölten wieder eine Identität kriegt. Ich will, dass die Jungs am Platz alles lassen und die Fans das spüren."
Aber: "Ich denke, es wäre vermessen, nach all den Einschnitten – sei es beim Budget, durch strukturelle Veränderungen oder zahlreiche Abgänge – jetzt große Ansagen zu machen. Vielmehr geht es darum, dem SKN St. Pölten wieder eine Identität zu geben. Ein regionaler Weg, junge Spieler einzubauen, eine Verbindung zur Region herzustellen, sodass die Fans ins Stadion kommen."
Der 46-Jährige fügt noch hinzu: "Ich habe das Gefühl, dass das ein Fußballklub ist, wo wirklich sehr viel möglich ist. Langfristig gesehen gehört der Klub einfach nach oben, da brauchen wir nicht reden."