Patrick Greil: "Die Liga passt mehr zu mir als der deutsche Fußball"
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Patrick Greil: "Die Liga passt mehr zu mir als der deutsche Fußball"

Vor eineinhalb Jahren wagte der Salzburger den Sprung ins Ausland. Dort lief nicht alles wie gewünscht. Nun kehrt er in die Heimat zurück. Seine Zeit in Deutschland, Gründe für die Rückkehr und persönliche Ambitionen:

"Ein wirklich cooles, sportliches Projekt" nennt Patrick Greil seine neue Herausforderung beim SCR Altach.

Nach eineinhalb Jahren beim SV Sandhausen in Deutschlands dritter Liga verschlägt es den 28-Jährigen mitunter aufgrund des Abstieges zurück in seine Heimat.

Anlässlich seiner Rückkehr erzählt der gebürtige Salzburger im Interview mit 90minuten über seine Zeit im Ausland, die Gründe für den Wechsel zurück nach Österreich sowie seine persönlichen Ziele in der ADMIRAL Bundesliga.

90minuten: Du bist im Jänner 2024 von Wien nach Sandhausen gewechselt. Warum hast du dich damals für den Schritt ins Ausland entschieden?

Patrick Greil: Ich habe klassisch fußballermäßig den Traum gehabt, einmal im Ausland zu spielen, auch, wenn es in Deutschland nicht ganz anders ist. Trotzdem muss man sagen, dass es speziell in Anbetracht der Fußballkultur eine ganz andere Hausnummer als Österreich ist. Das wollte ich einfach einmal erleben. Zu diesem Zeitpunkt habe ich ein sehr gutes Gefühl gehabt, mit Sandhausen einen Verein zu haben, wo ich zumindest die Chance habe, in Zukunft vielleicht in der zweiten deutschen Bundesliga, die mittlerweile wirklich eine Top-Liga ist, zu spielen.

Im Nachhinein betrachtet muss man fast sagen, dass der Umbruch einfach zu groß war.

Patrick Greil

90minuten: Deine Ambition war es also, in die zweite deutsche Bundesliga zu kommen?

Greil: Genau, ja.

90minuten: Wie schnell hast du dich in Deutschland eingelebt?

Greil: Sehr schnell. Es ist eine total schöne Gegend zum Leben. Da war es jetzt für eineinhalb Jahre super, vor allem für mich und meine kleine Familie. Auch sportlich war es speziell am Anfang echt cool, muss ich sagen. Ich habe mich schnell in der Mannschaft eingelebt, das Arbeiten sehr genossen. Also sportlich hat es mir richtig Spaß gemacht, auch, weil es das erste halbe Jahr am Anfang sehr gut gelaufen ist. Sportlich eher nur das erste halbe Jahr, weil die letzte Saison nicht so gelaufen ist, wie ich und auch der Verein sich das vorgestellt haben.

90minuten: Stichwort erstes halbes Jahr. Du hast 17 Spiele in der dritten deutschen Liga absolviert, dabei sieben Tore und zwei Assists erzielt. Wie zufrieden warst du mit deinen ersten Monaten?

Greil: Definitiv zufrieden. Es war zu dem Zeitpunkt so, dass wir ein bisschen nach oben geschnuppert haben. Leider hat es dann trotzdem nicht ganz gereicht, weil wir die entscheidenden Spiele nicht gewonnen haben. Für mich persönlich war es dennoch ein gutes halbes Jahr, wo ich auf meiner Position sicher sagen konnte, dass ich gefährlich sein und der Mannschaft helfen kann. Der Start war sehr positiv.

90minuten: Wie war infolgedessen die Erwartungshaltung für die zweite Saison?

Greil: Natürlich hoch, keine Frage, sowohl von mir persönlich als auch von Vereinsseite. Dadurch, dass der Verein im Sommer wirklich angreifen wollte, wurde sehr viel umgebaut. Ich hatte dann das Gefühl, dass sie in dieser Saison vorne attackieren wollen. Im Nachhinein betrachtet muss man fast sagen, dass der Umbruch einfach zu groß war. Ich glaube, das wird der Klub selbst auch so sehen, ohne irgendjemanden einen Vorwurf zu machen. So etwas kann man meist erst im Nachgang beurteilen. Es hat zwar für 14 Runden wirklich gut funktioniert, zumindest was die Ergebnisse betrifft. In dieser Zeit hat der Verein vieles richtig gemacht. Leider hat uns das auf Dauer ein paar Probleme verschafft.

Für mich persönlich war es schon hart, weil ich von mir das Gefühl hatte, dass ich der Mannschaft helfen könnte. Mir ist aber die Möglichkeit genommen worden.

Patrick Greil

90minuten: Ihr wart zwischenzeitlich sogar Tabellenführer. Warum hat es am Anfang eben so gut funktioniert?

Greil: Wir haben einfach einen Lauf gehabt. Das kann man oft gar nicht so richtig erklären. Wir haben viele Spiele gehabt, die 50:50 waren. Das ist aber in der dritten Liga üblich, muss man sagen. Es hat selten Spiele gegeben, wo eine Mannschaft die andere wirklich über 90 Minuten dominiert, außer vielleicht Bielefeld und Dresden, die einfach herausragend gut waren und das doch immer wieder geschafft haben. Bei uns waren es eben immer wieder 50:50-Spiele, die wir am Anfang noch für uns entschieden haben. Ab einem gewissen Zeitpunkt war es dann aber leider so, dass die Spiele zwar ähnlich waren, aber gegen uns ausgefallen sind. Dann ist die ganze Dynamik ein wenig gekippt. Das ist sehr gefährlich, wenn sich das zu einer Art Abwärtsspirale entwickelt. Im Winter hat es dann auch einen Trainerwechsel gegeben. Ohne irgendjemanden zu Nahe zu treten, man kann nicht sagen, warum es so war, ob es an der Mannschaft gelegen hat oder am Trainer selbst. Es hat einfach nicht funktioniert, das muss man ganz klar sagen. Davon haben wir uns leider nicht mehr gefangen.

90minuten: Wie schwierig war es dann für die Mannschaft oder auch dich als Spieler, mit diesem Negativtrend umzugehen?

Greil: Schon schwierig. Man versucht in dieser Situation natürlich alles, um dagegen zu steuern. Ich kann sagen, dass die Mannschaft wirklich versucht hat, das Ganze abzuwenden. Wir haben viel gearbeitet, hart gearbeitet. Aber irgendwie hat die Leichtigkeit in den Spielen gefehlt, um diese zu gewinnen. Es geht auch nicht mit Kampf und Krampf, vor allem nicht mit der Konstellation, die wir als Mannschaft waren. Darum war es schon schwierig, das Ganze zu erleben. Für mich persönlich war es schon hart, weil ich von mir das Gefühl hatte, dass ich der Mannschaft helfen könnte. Mir ist aber die Möglichkeit genommen worden. Das ist eine Trainerentscheidung, die ist zu respektieren. Aber ich hätte da selbst gerne mehr eingegriffen. Ich denke, dass ich nach dem Winter mit dem Trainerwechsel einen guten Start gehabt habe. Ich habe zweimal gespielt und gleich zweimal getroffen, das dritte Spiel haben wir auch gewonnen. Nach dem vierten Spiel war ich eigentlich nicht mehr wirklich Teil der Mannschaft. Das ist mir zwar nicht kommuniziert, aber signalisiert worden. Die Gründe dafür sind mir bis heute nicht bekannt. Bis zum nächsten Trainerwechsel war ich leider nur noch Begleiter, da war es aber auch schon ein bisschen zu spät. Da habe ich wieder gespielt und gegen Dynamo getroffen, den restlichen Teil der Saison habe ich krankheitsbedingt leider verpasst. Die Messe war zu diesem Zeitpunkt aber leider schon gelesen.

Es hat trotzdem richtig Spaß gemacht, in dieser Liga zu spielen, weil das Interesse an diesem Sport in Deutschland so groß ist. Selbst in der dritten Liga hast du ein ordentliches Stadion, viele, fantastische Stadien mit großen Fankulturen und richtig coolen Spielen.

Patrick Greil

90minuten: Sind bei dir in der Zeit, in der du nicht zum Einsatz gekommen bist, bereits Wechselgedanken aufgekommen?

Greil: Nein, in diesem Moment ehrlich gesagt nicht. Auch, wenn damals alles recht bescheiden war. Bin ich meinen Mannschaftskollegen und dem Verein gegenüber kollegial, indem ich trotzdem alles gebe, was ich geben kann. Indem ich die Mannschaft unterstütze und für mich selbst trotzdem versuche, im Training Gas zu geben. Ich wusste, dass meine Karriere nicht vorbei sein wird und ich im Sommer gerne fit wäre, egal, wohin mich die Reise führt. Es war also nicht zwingend ein Wunsch, sondern ziemlich klar, wenn mich der Verein nicht mehr berücksichtigt, dass es sowohl in ihrem als auch meinem Interesse ist, im Sommer einen Wechsel anzupeilen.

90minuten: Rückblickend auf deine Zeit in Deutschland: Gab es irgendein besonderes Spiel, ein Highlight für dich?

Greil: Zum Beispiel Köln zuhause im DFB-Pokal, das war sehr lässig. Dresden auswärts ist auch immer etwas Besonderes, das Stadion ist faszinierend. Ich habe schon zuvor gehört, dass es zum Spielen cool sein soll. In der dritten Liga ist es von der Spielart her definitiv anders als in Österreich, im Nachhinein betrachtet ist das aber vielleicht nicht passend für mich. Es hat trotzdem richtig Spaß gemacht, in dieser Liga zu spielen, weil das Interesse an diesem Sport in Deutschland so groß ist. Selbst in der dritten Liga hast du ein ordentliches Stadion, viele, fantastische Stadien mit großen Fankulturen und richtig coolen Spielen. Ich bereue es auf keinen Fall, es war eine super Erfahrung und ich bin froh, diesen Schritt gemacht zu haben.

90minuten: In der kommenden Saison geht es für dich zurück in die Heimat, zu Altach. War es dein Wunsch, zurück nach Österreich zu kommen, oder hat sich das einfach so ergeben?

Greil: Nein, es war schon ein Wunsch, weil ich davor schon in Österreich gespielt habe und die Liga kenne. Ich habe auch das Gefühl gehabt, dass diese Liga mehr zu mir als Spieler passt, als der deutsche Fußball, speziell in der dritten Liga. Im Endeffekt habe ich mich daran orientiert, dass ich vor allem sportlich wieder eine coole Phase erlebe, dass ich Spaß am Sport habe und erfolgreich spielen kann. Ich habe das Gefühl gehabt, dass Österreich in der Hinsicht eine tolle Liga ist, natürlich ist die Bundesliga auch für mich als Österreicher etwas Besonderes. Du wächst damit auf. Ich finde die Liga wirklich cool, es sind wahnsinnig tolle Vereine, die in den letzten Jahren sehr gute Arbeit geleistet haben. Die Infrastruktur ist auch wesentlich besser geworden, die Stadien sind extrem schön und immer vernünftig besucht. Es ist eine coole Plattform, deswegen war der Wunsch sehr groß, zurück nach Österreich zu kommen.

Es ist doch etwas anderes, wenn man nur sporadisch teilnimmt. Das macht nicht wirklich Bock.

Patrick Greil

90minuten: Warum ist es ausgerechnet Altach geworden?

Greil: Ich habe ein sehr gutes Gefühl gehabt, danach bin ich bei der Entscheidung gegangen. Unabhängig davon haben auch die Parameter gut gepasst. Es waren super Gespräche mit der Vereinsführung, mit dem Trainer. Cool an diesem Verein finde ich, dass sie wirklich einen Weg haben, den sie gehen wollen. Sie haben einen Plan, wie sie das machen wollen, eine top Infrastruktur. Es ist ein Verein, der in den letzten Jahren vernünftig gearbeitet hat. Ein Klub, der bodenständig ist, sich in der Bundesliga etabliert und daraus richtig viel gemacht hat, vor allem, was die Infrastruktur betrifft. Die ist faszinierend, etwa das Trainingszentrum oder das Stadion. Nun wollen wir sportlich nachziehen. Aus diesem Grund finde ich, dass es für mich ein wirkliches cooles, sportliches Projekt ist.

90minuten: Gab es auch andere Interessenten oder vielleicht sogar Angebote?

Greil: Es gab Interessenten, konkret ist es sonst aber nirgends geworden.

90minuten: Welche persönlichen Ziele setzt du dir für deine erste Saison zurück in Österreich?

Greil: Erst einmal, dass ich wieder in die Konstanz des Spiels reinkomme. Es ist doch etwas anderes, wenn man nur sporadisch teilnimmt. Das macht nicht wirklich Bock. In erster Linie habe ich jetzt Lust, dass ich wieder konstant meine Leistungen bringen kann, mich in den ersten Wochen gut einlebe. Dass ich hart arbeite und körperlich auf einem guten Niveau sind, woraus in weiterer Folge die Leistungen auf dem Platz resultieren sollen, indem ich meine Qualitäten hoffentlich gut einbringe, indem ich nach vorne hin gefährlich bin oder den letzten, vorletzten Pass spielen kann. Das sind die ersten Ziele. Dann wird man sehen, wo uns das als Mannschaft hinführt.

90minuten: Worauf freust du dich am meisten?

Greil: Altach hat angerufen. Das Erste, worauf ich mich gefreut habe, war der Rasen. Das klingt jetzt vielleicht verrückt, aber ich muss sagen, ich habe dort schon ein paar Mal gespielt, und habe den Platz sehr gut in Erinnerung. Es war so ein schöner Rasen zum Spielen, auf den freue ich mich sehr. Generell natürlich auf die ersten Heimspiele, auch lässige Auswärtsspiele, die auf mich in der Bundesliga warten.

90minuten: Wird es doch ein bisschen besonders, wenn du wieder auf deinen Ex-Klub Rapid triffst?

Greil: Das wird sich zeigen. Ich freue mich wahrscheinlich schon darauf, wieder mal hinzukommen. Wie viele aus meiner Zeit bekannte Gesichter noch da sind, wird sich zeigen. Die Veränderungen waren in den eineinhalb Jahren doch relativ groß, mal schauen, was sich im Sommer noch tut. Das werde ich aber nicht an die große Glocke hängen.

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