Die Jubiläumssaison des Österreicher-Topfes ist vorbei: 20 Jahre ist das Fördersystem mittlerweile alt.
Beliebt ist es nicht mehr wirklich, Jahr für Jahr äußern sich Bundesliga-Funktionäre kritisch, schon in einem Jahr könnte das zum Aus für das aktuelle Modell führen: Die im Österreicher-Topf befindliche Summe stammt zum Großteil aus den TV-Einnahmen der Liga, der zugehörige Vertrag läuft mit Ende der Saison 2025/26 aus. Wie es dann weitergeht, ist offen.
Kurz vor der Öffnung des Sommer-Transferfensters ist aber ohnehin wichtiger, welche Summen sich die Bundesligisten in der Saison 2024/25 erspielt haben. 90minuten hat nachgerechnet.
Hartberg als großer Gewinner
Größter Profiteur der abgelaufenen Saison war der TSV Hartberg. Die Steirer haben dabei vor allem von Leihgeschäften profitiert: Justin Omoregie (Red Bull Salzburg), Elias Havel (LASK), Furkan Demir (SK Rapid) und Muharem Huskovic (Austria Wien) haben nennenswerte Minuten absolviert, die Aufgrund ihrer Einstufung als U22-Spieler vierfach gezählt werden.
Alleine diese vier Kicker machen in der Endabrechnung einen Unterschied von mehreren hunderttausend Euro.
Die Österreicher-Topf-Saisontabelle für 2024/25:
Verein | Österreicher-Minuten inkl. Vierfach-U22-Minuten | |
---|---|---|
TSV Hartberg | 44.246 | |
WAC | 31.506 | |
Austria Klagenfurt | 29.890 | |
SCR Altach | 29.682 | |
GAK | 26.169 | |
WSG Tirol | 23.545 | |
Austria Wien | 22.055 | |
Blau-Weiß Linz | 21.786 |
Auch wenn Austria Klagenfurt - getragen vor allem von Jannik Robatsch - in dieser Wertung den dritten Platz belegt, erhält der Absteiger am Ende den kleinsten Anteil: Klagenfurt entschied sich erst nach den ersten beiden Abrechnungsperioden für eine Teilnahme am Österreicher-Topf, weshalb erst für die dritte Periode Geld an die Kärntner ausgeschüttet wird. So ließ Klagenfurt viel Geld liegen.
Die ausgestiegenen Vereine zum Vergleich:
Verein | Österreicher-Minuten inkl. Vierfach-U22-Minuten | |
---|---|---|
SK Rapid | 20.962 | |
Red Bull Salzburg | 16.064 | |
LASK | 13.977 | |
Sturm Graz | 7.838 |
Einfache Regeln
Die Regeln für eine Teilnahme sind unkompliziert: Vereine durften bisher pro Spieltag maximal sechs Legionäre in den 18er-Matchkader nominieren. Ab der kommenden Saison 2025/26 gibt es die Möglichkeit, den Matchkader auf 19 oder 20 Spieler zu vergrößern, womit auch ein siebter Legionär erlaubt wäre.
Alle von ÖFB-Spielern absolvierte Minuten werden zusammengezählt, die Minuten von U22-Kickern (Stichtag 2024/25: 1.1.2003) zählen dabei vierfach, um den Einsatz von jungen Talenten besonders zu fördern. Als Ausnahme geführt werden ausländische U22-Spieler, die vor ihrem 18. Geburtstag erstmals in Österreich angemeldet wurden. Sie gelten für den Österreicher-Topf nicht als Legionäre, ihre Minuten werden aber nicht gezählt.

Von dieser Regelung regelmäßig Gebrauch gemacht hat der WAC: In 18 Spielen haben die Wolfsberger sieben Legionäre eingesetzt, die Kriterien aber trotzdem eingehalten, weil der 19-jährige Slowene Erik Kojzek in der eigenen Akademie ausgebildet wurde.
Nachwuchs als großer Faktor
Um einen großen Anteil des Österreicher-Topfes einstreichen zu können, muss ein Verein im Lauf der Saison regelmäßig mehrere ÖFB-Talente aufbieten.
Ein gutes Beispiel ist Blau-Weiß Linz: Die österreichischen Spieler des Vereins haben 2024/25 insgesamt 21.417 Minuten in der Bundesliga absolviert. Damit läge man theoretisch vor der Wiener Austria sowie der WSG Tirol und auf Tuchfühlung mit dem GAK und WAC. Weil der einzige eingesetzte U22-Spieler, Lukas Ibertsberger, aber nur 123 Minuten absolviert hat, belegen die Linzer den letzten Platz.
Ohne Vierfachwertung der U22-Minuten stünde der SCR Altach sogar noch vor Hartberg auf Platz eins der Topf-Wertung. Die Vorarlberger hatten mit rund 78 Prozent der Minuten den geringsten Legionärsanteil aller Bundesligisten.
Die U22-Statistik der Bundesliga für 2024/25:
Verein | U22 | U22 x 4 | Anzahl U22-Spieler |
---|---|---|---|
TSV Hartberg | 7.178 | 28.712 | 12 |
WAC | 3.245 | 12.980 | 4 |
Austria Klagenfurt | 3.069 | 12.276 | 7 |
WSG Tirol | 1.692 | 6.768 | 3 |
SCR Altach | 1.613 | 6.452 | 3 |
GAK | 1.466 | 5.864 | 3 |
Austria Wien | 610 | 2.440 | 6 |
Blau-Weiß Linz | 123 | 492 | 1 |
Nicht teilnehmende Vereine: | |||
Red Bull Salzburg | 3.400 | 13.600 | 4 |
SK Rapid | 1.483 | 5.932 | 6 |
Sturm Graz | 910 | 3.640 | 5 |
LASK | 635 | 2.540 | 6 |
Wer bekommt wie viel Geld?
Gesicherte Zahlen zum Volumen des Österreicher-Topfes gibt es nicht. Die unten abgebildeten Beträge sind deshalb grob gerundet. Laut 90minuten-Informationen kann von rund 6,1 Millionen Euro ausgegangen werden, die über drei Abrechnungsperioden auf die sieben und im dritten Zeitraum acht teilnehmenden Vereine aufgeteilt werden.
Ausblick auf 2025/26
Mit dem SK Austria Klagenfurt hat die Bundesliga einen Österreicher-Topf-Wackelkandidaten verloren: Die Kärntner hatten bis zuletzt immer auf eine Teilnahme verzichtet, erst nach dem Grunddurchgang der Abstiegssaison entschied man sich um.
Neu dazu kommt die SV Ried als Aufsteiger, die sich signifikante Einnahmen erwarten darf. Trotz zwei absolvierten Spielen weniger als die Bundesligisten wären die Innviertler 2024/25 in den Top 3 gelandet, hätten also einen hohen sechsstelligen Betrag verdient. Die acht eingesetzten U22-Spieler behalten diesen Status auch für ein weiteres Jahr, damit dürfte für ein solides Fundament gesorgt sein.
Die Saisonbilanz der SV Ried:
Österreicher-Topf | U22-Minuten (Vierfach) | U22 Spieler |
---|---|---|
30.581 | 13.044 | 8 |
Gegenüber 90minuten signalisierte WAC-Trainer Didi Kühbauer schon im Winter, nach lukrativen Spielerverkäufen nicht mehr auf die Förderung angewiesen zu sein.
Die Wiener Austria hätte mit mehreren vielversprechenden Talenten gute Gründe für eine weitere Teilnahme, ist durch die Europacup-Teilnahme aber ein Stück weniger darauf angewiesen. Von einem Comeback seitens Rapid, Salzburg, Sturm Graz oder LASK ist nicht auszugehen.
Für die Saison 2025/26 ist daher mit sechs bis acht Teilnehmern zu rechnen.