Ex-Co-Trainer Madl über Sturm: "Brauchen noch einen Qualitätsspieler"
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Ex-Co-Trainer Madl über Sturm: "Brauchen noch einen Qualitätsspieler"

Der ehemalige Co-Trainer der "Blackies" gibt am Mittwoch bei CANAL+ sein Debüt als Co-Kommentator. 90minuten hat sich mit ihm unter anderem über seine neue Aufgabe, Ex-Klub Sturm und die beiden Wiener Vereine unterhalten.

Am Mittwoch steht für den SK Sturm Graz das erste große Highlight der neuen Saison an: Im Playoff der Champions League geht es gegen den norwegischen Meister Bodø/Glimt – und an den Bildschirmen feiert ein alter Bekannter der "Blackies" sein Debüt.

Ex-Co-Trainer Michael Madl wird das Spiel bei CANAL+ als Co-Kommentator begleiten.

Bodø/Glimt - SK Sturm Graz, Mittwoch, ab 21:00 Uhr, im LIVE-Ticker >>>

Mit 90minuten spricht der Madl über seine neue Rolle, die Entwicklung von Sturm und deren Kader für die neue Saison – und seine Einschätzung zur Lage bei Austria und Rapid.


90minuten: Vor wenigen Monaten waren Sie noch Co-Trainer beim SK Sturm Graz, jetzt werden Sie ein Spiel der "Blackies" bei CANAL+ als Co-Kommentator begleiten. Wie blicken Sie auf diese Aufgabe?

Michael Madl: Ich darf am Mittwoch mein Debüt als Co-Kommentator beim Champions-League-Playoff-Spiel von Sturm gegen Bodø/Glimt geben. Es wird spannend sein, ein Spiel aus einer anderen Perspektive zu sehen und auch meinen Senf dazuzugeben. Ich freue mich schon darauf.

90minuten: Was macht den Reiz aus, Spiele live im TV analysieren zu dürfen? Auch wenn es jetzt die Premiere ist, wie stellen Sie sich die Aufgabe vor?

Madl: Wenn du direkt von der Spielerschiene in die Trainerschiene gehst, kannst du kein Spiel mehr normal anschauen und einfach genießen. Man switcht automatisch in den Modus, das Spiel zu analysieren und zu zerpflücken. Wenn ich dann vielleicht den Zuschauern einen kleinen Input oder eine Sichtweise von einem Trainer geben kann, macht es das Ganze schon ziemlich spannend und interessant für die Leute vor den TV-Geräten.

90minuten: Mit dem SK Sturm begleiten Sie am Mittwoch ihren Ex-Klub. Ist das eher Vor- oder Nachteil, wenn man persönliche Verbindungen zu dem Verein hat, den man kommentiert?

Madl: Ich sehe das durchwegs als Vorteil an, da ich ja den Großteil der Mannschaft noch kenne. Ich weiß dadurch gut, was die Jungs draufhaben und welche Ideen hinter gewissen Aktionen stecken. Aber klar ist man dann auch befangen und drückt Sturm die Daumen. Trotzdem glaube ich, dass das international sowieso für jede Mannschaft der Fall sein wird. Man hält einfach zu den österreichischen Teams. Wenn es dann, wie in meinem Fall Sturm ist, noch etwas mehr, weil der persönliche Bezug da ist.

Madl war in der Saison 2024/25 Co-Trainer von Jürgen Säumel. Zuerst bei Sturm II, dann ab November bei den Profis.
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Madl war in der Saison 2024/25 Co-Trainer von Jürgen Säumel. Zuerst bei Sturm II, dann ab November bei den Profis.

90minuten: Sturm Graz hat sich in den letzten Jahren konstant weiterentwickelt und zuletzt zwei Meistertitel in Folge gefeiert. Wie nimmt man selbst diese Entwicklung wahr, wenn man Teil des Klubs war?

Madl: Das hat damals alles mit dem Schicker Andi und der Verpflichtung von Chris Ilzer angefangen. Da ist schon sehr viel richtig gelaufen. Dann kamen die Titel in Liga und Pokal dazu. Vieles hängt damit zusammen, dass Schicker und Ilzer eine klare Spielidee und eine Philosophie über den Verein gestülpt haben. Dadurch denkt der Klub, egal ob in der ersten oder zweiten Mannschaft, in dieselbe Richtung. Das war ausschlaggebend. Zusätzlich passt dieses aggressive Verteidigen und das mutige nach vorne spielen perfekt zum Klub und das wollen auch die Zuschauer sehen.

90minuten: Nach dem Abgang von Ilzer zur TSG Hoffenheim hat Jürgen Säumel das Zepter übernommen und ist mit Ihnen gemeinsam als Co-Trainer von Sturm II aufgestiegen. Was zeichnet ihn als Trainer aus und wie sehen Sie seine Entwicklung?

Madl: Ich halte ihn für einen sehr guten Trainer. Seine menschliche Komponente ist einfach überragend, er hat ein richtig gutes Gespür in der Teamführung. Das hat man gegen Ende der letzten Saison gesehen, die Mannschaft war richtig zusammengeschweißt. Sie war eine Einheit auf dem Platz und das ist ein Verdienst von ihm als Trainer.

Sturm hat gute Perspektivspieler im Sommer dazugeholt. Trotzdem werden sie noch was tun müssen. Vor allem im Sturm brauchen sie noch einen Qualitätsspieler, der dir 10, 15 oder sogar 20 Tore machen kann.

Michael Madl über den Kader von Sturm Graz.

90minuten: Im Sommer gab es im Kader zwangsläufig wieder einige Veränderungen. Wichtige Spieler haben den Klub verlassen, fünf Neue wurden dazugeholt. Wie bewerten Sie das bisherige Transferfenster von Sturm?

Madl: Ich beginne einmal mit den Abgängen. Mit Gregory Wüthrich und Malick Yalcouye haben zwei Leistungsträger den Verein verlassen. Trotzdem war es wichtig, den Stamm an sich zu halten. Jon Gorenc-Stankovic ist noch da, Lavalee kann hinten übernehmen und Kiteishvili in der Offensive. Zudem haben sie gute Perspektivspieler dazugeholt. Trotzdem werden sie noch was tun müssen. Vor allem im Sturm brauchen sie noch einen Qualitätsspieler, der dir 10, 15 oder 20 Tore machen kann. Auch wenn sich Leon Grgic richtig gut entwickelt hat, wird er seine Leistung nicht über die gesamte Saison bringen können. Aber das ist ganz normal in dem Alter.

90minuten: Was trauen Sie Sturm in dieser Saison zu?

Madl: Das absolute Maximum. Sie sind im Cup noch dabei und da ist immer alles möglich, mit relativ wenigen Spielen einen Titel zu holen. Wenn Sturm auf ein oder zwei Positionen transfertechnisch noch was macht und vielleicht etwas mehr Breite im Kader hat, dann traue ich ihnen von der Qualität und Mentalität her zu 100 Prozent den Meistertitel zu.

In seiner letzten Saison als Profi hatte Madl 2020/21 bei der Wiener Austria Peter Stöger als Trainer.
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In seiner letzten Saison als Profi hatte Madl 2020/21 bei der Wiener Austria Peter Stöger als Trainer.

90minuten: Sie waren als Spieler neben Sturm auch lange für die Wiener Austria aktiv. Nach einer starken Vorsaison ist der Start komplett misslungen. Wie sehen Sie aktuell die Situation in Wien-Favoriten?

Madl: Es ist ganz schwierig, wenn man nach so einer unglaublich starken Saison, wo du bis zum letzten Spieltag um den Meistertitel mitspielst, dann so in die neue Saison reinstartet. Sie haben im vergangenen Jahr alle überrascht und dann schraubst du automatisch die Erwartungen in die Höhe. Was prinzipiell ja auch gut ist, wenn dann der Start aber so wie jetzt ist, ist das für größere Vereine wie die Austria, Rapid oder Sturm generell schwierig. Dann gibt es relativ schnell auch Gegenwind.

90minuten: Glauben Sie, dass Stephan Helm das Ruder nochmal herumreißen kann?

Madl: Ich bin mir sicher, dass er das schaffen wird. Weil die Qualität sowohl im Verein, als auch in der Mannschaft da ist.

90minuten: Beim großen Rivalen in Hütteldorf läuft es zurzeit etwas anders. Peter Stöger, ihr ehemaliger Trainer bei den "Veilchen", hat so etwas wie eine Aufbruchsstimmung in den Verein gebracht. Was trauen Sie Rapid unter ihm zu?

Madl: Rapid gehört definitiv zu den Anwärtern auf den Titel. Der Kader ist von außen betrachtet richtig gut und die Wahl von Markus Katzer Peter Stöger als Trainer zu installieren war auch sehr gut. Stöger ist ein Menschenfänger, ein unglaublich empathischer Typ, der die Mannschaft erreichen kann. Bei der hohen individuellen Qualität, die sie haben und auch bei den großen Egos, die solche Qualitätsspieler mitbringen, ist er der absolut richtige Trainer.

Aktuell juckt es mich nicht, an die Seitenlinie zurückzukehren. Ich genieße die Zeit mit meiner Familie und meiner kleinen Tochter. Die hätte ich bei Sturm einfach nicht mehr gehabt.

Michael Madl über seine Zukunft.

90minuten: Sie sind im Mai aus privaten Gründen als Co-Trainer von Sturm zurückgetreten. Juckt es Sie bereits wieder, an die Seitenlinie zurückzukehren oder bleiben Sie erstmal in der Rolle als Co-Kommentator im TV?

Madl: Aktuell juckt es mich nicht, an die Seitenlinie zurückzukehren. Ich genieße die Zeit mit meiner Familie und meiner kleinen Tochter. Die hätte ich bei Sturm einfach nicht mehr gehabt. Mit den ganzen internationalen Spielen bist du automatisch viel weniger zu Hause. Daher habe ich diesen Schritt im Mai auch bewusst gesetzt. Ob es mich dann in Zukunft häufiger auch in eine Expertenrolle verschlägt, werden wir sehen. Aber wie bereits erwähnt, es ist eine spannende Aufgabe und ich freue mich darauf. Hoffentlich mache ich es auch gut.

90minuten: Zum Abschluss noch ein Tipp. Wer wird 2025/26 Meister in der ADMIRAL Bundesliga?

Madl: Ich glaube, es werden three in a row für den SK Sturm Graz.

90minuten: Vielen Dank für das Gespräch!

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