Alex Prass: "Dürfen jetzt nicht in Größenwahn verfallen"
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Alex Prass: "Dürfen jetzt nicht in Größenwahn verfallen"

Der ÖFB-Teamspieler spricht mit 90minuten über seine Entwicklung in Hoffenheim, den harten Konkurrenzkampf, Ex-Klub Sturm Graz und das große Ziel WM 2026. Eine Antwort hat er auch für Ex-Teamkollege Jusuf Gazibegovic parat.

Im Sommer 2024 wechselte Alexander Prass für rund zwölf Millionen Euro von Meister Sturm Graz in die deutsche Bundesliga zur TSG 1899 Hoffenheim.

Der 24-Jährige hatte in seinem Premierenjahr keine einfache Zeit, die TSG kämpfte fast bis zum Ende der Saison um den Klassenerhalt. Prass selbst lief, auch aufgrund von Sprunggelenksproblemen, 23 Mal in der Liga auf und steuerte zwei Assists bei.

Der Start in die neue Spielzeit verlief nun zumindest für den Klub deutlich vielversprechender, Hoffenheim hat drei der ersten fünf Pflichtspiele gewonnen.

Der ÖFB-Legionär ist jedoch aktuell hinter Bazoumana Toure nur Joker im linken Mittelfeld und auch links hinten hat Bernardo die Nase vorn. Einzig gegen den FC Bayern durfte Prass in der Startelf ran, ansonsten kam er auf vier Kurzeinsätze.

90minuten hat sich mit dem 13-fachen ÖFB-Teamspieler über seine aktuelle Situation, den Konkurrenzkampf im Team, Ex-Klub Sturm und den großen WM-Traum unterhalten.

90minuten: Du bist seit knapp einem Jahr bei der TSG Hoffenheim, wie hast du dich in Mannschaft und Stadt eingelebt?

Alexander Prass: Grundsätzlich gut, ich fühle mich hier in Hoffenheim sehr wohl. Es ist schön zu leben hier und von daher passt es sehr gut.

Die Umstellung war nicht ganz so einfach. In der deutschen Bundesliga ist natürlich alles um einiges größer und was die Strukturen betrifft ein Stück weit professioneller. Auch vom sportlichen Niveau her.

Alexander Prass über seinen Wechel nach Deutschland.

90minuten: Wie groß war die Umstellung von der österreichischen in die deutsche Bundesliga – sportlich, aber auch abseits des Platzes?

Prass: Die Umstellung war schon nicht ganz so einfach. In der deutschen Bundesliga ist natürlich alles um einiges größer und was die Strukturen betrifft ein Stück weit professioneller. Auch vom sportlichen Niveau her. Zu Beginn ging in Hoffenheim alles sehr schnell und ich hatte wenig Vorbereitung. Das war sicher auch ein Grund, warum ich eine Weile gebraucht habe, bis ich hier sportlich so richtig angekommen bin.

90minuten: Ihr habt in der vergangenen Saison lange Zeit gegen den Abstieg gespielt, am Ende wurde die Liga aber doch souverän gehalten. Wie hast du deine erste Saison in Deutschland erlebt?

Prass: Es war für uns alle keine leichte Saison. Wenn es dem Verein und der ganzen Mannschaft nicht gut geht, du schlechte Resultate hast und gegen den Abstieg kämpfst, ist es auch persönlich für einen - speziell im ersten Jahr - schwierig. Aber im Endeffekt ist diese Spielzeit endgültig abgehakt, der Blick geht nur noch nach vorne.

90minuten: Bei der TSG gab es im Sommer einen großen Umbruch, der Saisonstart verlief erfolgreich. Zwei Siege aus vier Spielen und im Cup eine Runde weiter. Was ist in diesem Jahr für euch möglich?

Prass: Wichtig ist, dass wir in dieser Saison von Spiel zu Spiel denken und nicht in Größenwahn verfallen, nur weil wir gute Ergebnisse in der Vorbereitung und einen ordentlichen Saisonstart hatten. Es geht für uns darum, uns jetzt weiter gemeinsam konstant zu verbessern.

Alexander Prass und Chefcoach Christian Ilzer kennen sich bereits aus gemeinsamen Sturm-Zeiten.
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Alexander Prass und Chefcoach Christian Ilzer kennen sich bereits aus gemeinsamen Sturm-Zeiten.

90minuten: Mit Andreas Schicker und Christian Ilzer sind zwei Vertraute aus Sturm-Zeiten ebenfalls zur TSG gekommen. Welche Bedeutung haben die beiden für dich?

Prass: Wir kennen uns schon länger, somit ist es zwischen uns manchmal sicherlich auch etwas vertrauter. Aber ich sehe deswegen keinen Vorteil für mich. Das Verhältnis ist ganz normal, wie mit jedem anderen Spieler aus dem Kader auch.

90minuten: Speziell Ilzer war in der vergangenen Saison immer wieder in der Kritik. Wie geht man als Spieler generell mit öffentlicher Kritik am eigenen Trainer um?

Prass: Du bekommst es natürlich über die Medien mit. Im Endeffekt nützt es der Mannschaft aber überhaupt nichts, sich mit so etwas zu beschäftigen. Wir sind gerade in solchen Situationen als Mannschaft gefordert, die entsprechende Leistung auf den Rasen zu bringen. Und ich glaube, das ist uns im Endeffekt dann auch ganz gut gelungen.

90minuten: Du selbst bist in den vier Pflichtspielen bisher nur von der Bank gekommen und hast mit Bernardo bzw. Bazoumana Toure zwei starke Konkurrenten. Gegen Bayern standest du dann erstmals in der Startformation. Wie nimmst du deine Situation aktuell wahr? Spornt dich so ein Konkurrenzkampf direkt mehr an?

Prass: Für mich persönlich ist das auch eine neue Situation. Ich hatte in den letzten Jahren immer einen Stammplatz. Die Konkurrenz hier ist allerdings sehr groß und die Jungs machen es auch einfach richtig gut. Wenn wir dann zudem noch gute Leistungen zeigen, hat der Trainer keine großen Gründe, etwas zu verändern. Für mich gilt es einfach, das Maximum im Training und in meinen Einsätzen herauszuholen und zu versuchen, so nah wie möglich an die Startelf heranzukommen. Wenn sich dann die Chance bietet, muss ich sie nutzen.

Sie haben sicher aktuell nicht die einfachste Phase, aber ich denke schon, dass beide die Kurve kriegen werden.

Alexander Prass über seine beiden Ex-Klubs.

90minuten: Vor deinem Wechsel nach Hoffenheim hast du drei Jahre bei Sturm gespielt, warst Teil einer höchst erfolgreichen Mannschaft. Wie blickst du heute auf deine Zeit bei den "Blackies" zurück?

Prass: Die Verbundenheit mit Verein und Stadt ist noch immer groß, weil es einfach eine sehr schöne Zeit war. Wenn es sich ausgeht, verfolge ich auch noch die Spiele. Mittlerweile sind zwar einige neue Gesichter dort, trotzdem kenne ich noch einige aus gemeinsamen Tagen. Ich wünsche dem Verein und der Stadt nur das Beste.

90minuten: Deine beiden Ex-Klubs Sturm und Salzburg sind nicht optimal in die Saison gestartet und haben die Champions League verpasst. Glaubst du, dass für die beiden Vereine die Europa League in der aktuellen Situation der bessere Wettbewerb ist?

Prass: Ich möchte und kann das aus der Distanz gar nicht wirklich beurteilen. Sie haben sicher aktuell nicht die einfachste Phase, aber ich denke schon, dass beide die Kurve kriegen werden.

90minuten: Dein ehemaliger Teamkollege Jusuf Gazibegovic hat jüngst in einem LAOLA1-Interview mit einem Augenzwinkern gesagt, dass er dich bei einem direkten Duell in die rechte Hosentasche stecken würde, was entgegnest du ihm?

Prass: Gazi und ich kennen uns schon seit rund zehn Jahren. Ich weiß das einzuordnen und würde ihn sowieso nie so ernst nehmen (lacht). Aber ich weiß ja auch, wie er das gemeint hat. Und beim Länderspiel haben wir uns dann tatsächlich zumindest für ein paar Minuten auf dem Feld getroffen. Aber schön, wenn er so ein Selbstvertrauen hat. Vielleicht sehen wir uns dann ja in rund zwei Wochen gegen Köln.

Der 24-Jährige kommt mittlerweile auf 13 Länderspiele für das ÖFB-Team.
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Der 24-Jährige kommt mittlerweile auf 13 Länderspiele für das ÖFB-Team.

90minuten: Deine Leistungen bei Sturm haben dir schließlich auch das Debüt im Nationalteam ermöglicht. Mittlerweile kommst du auf 13 Länderspiele. Wie siehst du deine Rolle im Team?

Prass: Ich bin da, wenn ich gebraucht werde. Das geht damit los, dass ich einfach verfügbar und fit bin, was mir in den letzten Monaten leider aufgrund von Verletzungen nicht immer gelungen ist. Zudem brauche ich natürlich auch im Verein die nötige Spielzeit, um überhaupt erstmal für eine Nominierung in Frage zu kommen. Im Team habe ich dann mit Phillipp (Mwene Anm.) einen sehr guten Spieler auf meiner Position, der das die letzten Jahre hervorragend gemacht hat. Aber man hat dann auch bei der EURO gesehen, dass es schnell gehen kann und dann rutscht man rein.

90minuten: Das Ziel ist mit der WM 2026 klar – der Quali-Start war optimal. Was stimmt dich zuversichtlich, dass ihr es zur WM schafft?

Prass: Die Zuversicht ist sehr groß. Aber das ganze Land geht ja gefühlt schon davon aus, dass wir fix qualifiziert sind. So ist das aber nicht. Wir haben jetzt einen großen Schritt gemacht mit dem Auswärtssieg in Bosnien, aber es warten noch weitere unangenehme Spiele auf uns und die müssen wir erstmal erfolgreich bestreiten.

90minuten: Wie groß wäre der Traum für dich, im Sommer dabei zu sein?

Prass: Jeder kleine Junge träumt davon, bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein. Das ist einfach das größte, das es im Fußball gibt. Ich kann von meiner Seite aus nur alles geben, damit wir als Mannschaft dorthin fliegen und dass ich am Ende dann auch dabei sein kann.

90minuten: Lass uns zum Abschluss noch kurz über deine persönliche Zukunft sprechen. Wo siehst du dich selbst in den nächsten Jahren und welche Ziele möchtest du noch erreichen?

Prass: Es ist immer schwierig, in die Zukunft zu blicken. Für mich wird es jetzt wichtig sein, dass ich gut in die Saison reinfinde. Ich möchte mich einfach stetig verbessern, mehr Minuten sammeln und mit Hoffenheim eine erfolgreiche Saison spielen. Mit dem Nationalteam liegt der Fokus natürlich klar auf der WM-Qualifikation und im Anschluss daran, auch zur WM zu fliegen. Das ist der große Traum.

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