xG, Form und Co.: Österreich steigt auf!
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xG, Form und Co.: Österreich steigt auf!

Wie groß sind die Chancen auf ein Weiterkommen für das ÖFB-Team? Wir haben die Gruppenphase anhand der xG-Werte durchgespielt. Ein 90minuten-Faktencheck:

Die Losfee hätte es besser mit Österreich meinen können. Gab es bei der letzten Europameisterschaft mit Nordmazedonien und der Ukraine zwei schlagbare Gegner – was letztlich auch gelang – so muss man dieses Mal gegen Vizeweltmeister Frankreich, den ewigen Geheimfavoriten Niederlande sowie die durchaus starken Polen ran. Es hätte noch schlimmer kommen können, in Topf 4 befand sich auch Italien. Aber eine Gruppe mit Slowenien/Slowakei statt den Niederlanden und Serbien/Georgien statt Polen wäre auch möglich gewesen. Andererseits: 2016 zog Österreich nebst dem späteren Europameister Portugal, Ungarn und Island und schied als Vierter dennoch aus.

Daten, bitte

Um der Frage nachzugehen, wie die Spiele ausgehen könnten, kann beispielsweise die Europameisterschaftsqualifikation herangezogen werden. Dort trafen die Mannschaften ebenfalls in Töpfe eingeteilt aufeinander. Die Daten aus diesen Spielen sehen so aus:

Da die Polen noch die Play-Off-Spiele mit in der Datenberechnung haben und hierbei die Gegner mit Estland und Wales eher einfacher waren, wird bei ihnen abgerundet. Zieht man die xG-Werte für erhaltene und geschossene Tore heran, könnten die Spiele so ausgehen:

Damit hätten Österreich und die Niederlande jeweils vier Punkte und gleich viel erzielte Tore. Ob man dann als Gruppenzweiter aufsteigt oder nicht, gilt bei gleicher Tordifferenz und erzielte Tore die Fairplaywertung. Ist bis hierhin Gleichstand, wird das besser gerankte Team vor gereiht, Österreich wäre Zweiter. Dass sich mit vier Punkten auch noch einer der besten Gruppendritten ausgeht, ist sehr wahrscheinlich. 2016 hatten nur zwei Gruppendritte vier Punkte, 2021 waren es drei. Umgekehrt gesagt: Auf Basis der xG-Werte aus der Qualifikation erreicht Österreich vier Punkte und damit allenfalls das Achtelfinale.

Und die Form?

Vielleicht kann man aber auch andere Parameter heranziehen. Etwa die Formtabelle. Hierbei könnte man verschiedenste Zeitrahmen hernehmen. Didier Deschamps letzte acht Spiele ergeben eine Bilanz von fünf Siegen, bei zwei Remis und einer Niederlage. Der am kürzesten dienende Trainer ist Michal Probierz. Der polnische Nationalcoach sitzt seit acht Spielen auf der Bank, erreichte sechs Siege und zwei Remis. ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick gewann ebenfalls sechsmal, remisierte einmal und verlor ein Spiel. Bondscoach Ronald Koeman ercoachte in den letzten acht Spielen sechs Siege, zwei Unentschieden. Würde man nur diese Spiele heranziehen, würden die Niederlande vor Österreich, Polen und Frankreich landen. Das ist dann doch recht unwahrscheinlich.

Zieht man den Zeitrahmen seit Rangnicks Antritt im Juni 2022 heran, dann kommt er in diesem Zeitraum auf 13 Siege, vier Unentschieden und fünf Niederlagen, ergibt einen Punkteschnitt von 1,95. Deschamps schaffte in den letzten 22 Partien als Nationaltrainer 15 Siegen bei zwei Remis und fünf Niederlagen. Ergibt einen Schnitt von 2,05. Koeman plus Vorgänger kämen auf 1,81 Punkte im Schnitt, Probierz auf 1,77. Gute Nachrichten also für rot-weiß-rot. In der „Rangnick-Formtabelle“ ginge sich also auch ein zweiter Platz aus.

Ja, und jetzt?

Zieht man abschließend noch die FIFA-Weltrangliste heran, gewinnt Frankreich als Zweiter vor den Niederlanden als Siebter. Österreich ist 25., die Polen auf Rang 28. Zum Drüberstreuen noch die Anmerkung, dass Österreich auch hinsichtlich der Klubstärke in der Fünfjahreswertung als 13. hinter den Topnationen liegt (FRA, 5., NED, 6.), aber vor Polen (21.). Übrigens liegt Österreich auch hinsichtlich der fiktiven Kadermarktwerte als 17. einen Rang vor den Polen. Frankreich ist 2., die Niederlande 6.

Eine Datenzusammenschau ergibt am Ende wenig überraschend, dass Österreich Zweiter oder Dritter wird. Wird man dann Dritter, müssen eben insgesamt acht Mannschaften hinter einem gelassen werden, die jeweils vier Gruppenletzten und zwei Gruppendritte. Bei den bisherigen Turnieren hatten alle mindestens einen Sieg.



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