Seit Sommer 2023 arbeitet die Admira mit dem schottischen Serienmeister Celtic Glasgow zusammen. Die oft verwendete Bezeichnung 'Kooperation' korrigiert Sportdirektor Ralf Muhr im Gespräch mit 90minuten gleich bei der ersten Gelegenheit: "Da muss man bei der Diktion aufpassen. Eine festgeschriebene Kooperation ist es ja eigentlich nicht." Auf die Frage, welche Bezeichnung er für zutreffender hält, muss er lachen und findet die Lösung "intensiven Austausch".
Wie auch immer man die Zusammenarbeit nennt - als außenstehende Person könnte man den Eindruck gewinnen: Sie existiert nicht mehr. Drei Leihspieler aus Glasgow hat die Admira über die letzten beiden Spielzeiten erhalten, Außenbahnspieler Matthew Anderson war sogar zweimal in der Südstadt. Im Kader der Saison 2025/26 sucht man vergeblich nach einem Celtic-Spieler.
Die bisherige Bilanz:
Spieler | Position | Bei der Admira | Pflichtspiele |
---|---|---|---|
Matthew Anderson | Linksverteidiger | 2023-2025 | 44 |
Ben Summers | Mittelfeld | 2024-2025 | 19 |
Tobi Oluwayemi | Torwart | 2023-2024 | 9 |
"Damit ein Spieler aus Schottland zu uns wechseln kann, müssen sich alle Seiten - die beiden Vereine und der Spieler samt seinem Management - einigen. Auch aufgrund der personellen Fluktuation bei Celtic war das in der letzten Transferperiode leider nicht möglich", erklärt Muhr.
Hier kommt wieder der relativ lose aufgesetzte Rahmen zum Tragen: Es gibt keinen Vertrag und dementsprechend keinen Zwang. Celtic kann Spieler in die Südstadt verleihen, muss es aber nicht tun. Umgekehrt hat die Admira keine Verpflichtungen und viele Freiheiten bei der Spielerauswahl.
Da der "intensive Austausch" Vorteile für beide Seiten bringt, wird er jedenfalls fortgesetzt. Celtic möchte Nachwuchstalente in einem professionellen Umfeld außerhalb der Komfortzone für Aufgaben in der ersten Mannschaft vorbereiten. Die Admira erhält im Idealfall Zugriff auf Rohdiamanten, ohne finanzielles Risiko eingehen zu müssen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Den grundsätzlichen Prozess in einem Transferfenster kann man sich so vorstellen: Zuerst müssen sich die Niederösterreicher überlegen, auf welchen Positionen Spieler gebraucht werden. Bevor ein Spieler von Celtic geholt wird, wandert der Blick zuerst in den eigenen Nachwuchs - so zumindest die Idee.
Ein Beispiel dafür wie es nicht funktionieren sollte, hat man gleich 2023/24 geliefert: Matthew Anderson hätte als linker Außenverteidiger spielen sollen, parallel war Eigenbauspieler David Puczka auf derselben Position bereit für den Durchbruch. Auch wenn letztlich eine Lösung gefunden wurde, gilt es ähnliche Szenarien in Zukunft zu vermeiden.

Basierend auf den Anforderungen der Admira wird von Celtic pro Transferperiode ein Vorschlag mit sechs bis acht Spielern erstellt, die für eine Leihe infrage kommen könnten. Im Anschluss wird in Gesprächen die Perspektive auf Spielzeit ausgelotet, bevor der Spieler letztlich selbst seinen Segen geben muss.
Hier versteckt sich die größte Hürde. Auch wenn über die letzten Jahre viele Weltklasse-Spieler ihre ersten Schritte in der 2. Liga gemacht haben, hält sich der Reiz bei schottischen Talenten in Grenzen. Darauf angesprochen meint Muhr: "Für viele ist es einfach kein logischer nächster Schritt. Die erste, zweite und dritte Option sind oft andere Vereine auf der Insel, in der näheren Umgebung. Wir haben viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Am besten ist es natürlich, wenn Celtic-Spieler gut bei uns funktionieren, bisher war das der Fall. Das sollte in Zukunft helfen."
Summers-Transfer geplatzt
Kurz vor Ende der Transferphase im September kursierte der Name Ben Summers als möglicher Kandidat für die Admira durch die Medien. Der 21-Jährige hatte in der Südstadt nach guten Leistungen im Herbst ein durchwachsenes Frühjahr absolviert. Trotzdem durfte er bei Celtic Teile der Vorbereitung mit der ersten Mannschaft absolvieren, für mehr reichte es am Ende aber nicht.
Geplatzt ist der erneute Wechsel nach Österreich am Geld, seitens Celtic wurde ein permanenter Transfer forciert. Da das Gehaltsniveau in Schottland deutlich über dem der Admira liegt, hatte der Zweitligist von Beginn weg schlechte Karten.

Auch Matthew Anderson, der sich über zwei Saisonen als Leistungsträger etablieren konnte, war für die Admira nicht zu halten. Nach 90minuten-Informationen waren auch heimische Bundesligisten an einer Verpflichtung interessiert, zu einer Einigung kam es nicht. Anderson hat Celtic inzwischen verlassen und spielt für KV Kortrijk, den Tabellenzweiten der zweiten belgischen Liga.
Leihgeschäfte sind finanzierbar, weil die Admira nur Teile der Kosten - bestimmte Prämien und eine Wohnung zum Beispiel - tragen muss.
Verstärkung im Winter?
Auf mögliche Verstärkungen im Winter-Transferfenster hält sich Muhr vorerst bedeckt: "Wir sind im Austausch". Es ist davon auszugehen, dass er sich zumindest um den einen oder anderen Spieler bemühen wird.
Möglichkeiten, von den Schotten zu profitieren, gibt es aber auch abseits der im Fokus stehenden Spielertransfers. Mehrere Trainer aus der Südstadt haben seit 2023 in Schottland hospitiert, auch im sportwissenschaftlichen Bereich gab es Treffen.
Celtic stellt den Leihspielern eine Art Individualcoach zur Seite, der eine Schnittstelle zum Stammverein soll.
Muhr selbst lobt vor allem die Entwicklungsarbeit als sehr lehrreich: "Celtic stellt den Leihspielern eine Art Individualcoach zur Seite, der eine Schnittstelle zum Stammverein sein soll. Bei der Betreuung geht es dann nicht nur um die Leistung in Spielern oder um Daten, sondern auch verstärkt um Persönlichkeitsentwicklung. In einer fremden Stadt oder einem fremden Land zu spielen, ist natürlich ein Abenteuer. Das kann für die Entwicklung nur gut sein, ich finde das sehr spannend." In Österreich, so der ehemalige Austria- und LASK-Funktionär, gäbe es das in dieser Form noch nicht.
In die Zukunft blickt Ralf Muhr derzeit optimistisch: "Ich weiß, dass alle Seiten diesen Austausch trotz der Kürze schon positiv bewerten." Obwohl im Sommer keine Leihe zustande gekommen ist, muss man sich aktuell also keine Sorgen um ein Ende der Zusammenarbeit machen - nur die Erwartungen gilt es zu dämpfen, solange die "Kooperation" informell bleibt.