Was ist beim Kapfenberger SV los?
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Was ist beim Kapfenberger SV los?

Nach einer erfolgreichen Saison müssen die Steirer überraschend ihre Ziele zurückschrauben. Der Trainer ist weg, mehrere Leistungsträger auch - was ist in Kapfenberg schiefgelaufen? 90minuten hat mit Geschäftsführer Robert Schäfer gesprochen.

Zum Ende der Saison 2024/25 war beim Kapfenberger SV noch alles in Ordnung. Mit dem dritten Tabellenplatz hatten die Steirer die Erwartungen weit übertroffen. Ismail Atalan wurde als Trainer der Saison ausgezeichnet, weil er einen jungen, entwicklungsfähigen Kader erfolgreich Offensivfußball spielen ließ. Mit einer routinierteren Defensive und etwas Glück hätte man ein Wort um den Aufstieg mitreden können.

Zwei Monate später bröckeln kurz vor dem Saisonstart Teile der Fassade. Abwehrchef David Heindl (zum FC Bayern II) und Torjäger Alexander Hofleitner (zum GAK) haben den Verein verlassen. Die bis jetzt fixierten Verstärkungen für die erste Mannschaft kommen großteils aus der eigenen Jugend. Auch Atalan ist - genauso wie Head of Football Carlos Leal - abhandengekommen, weil die Ziele aktuell nach unten korrigiert werden müssen.

"Dem Verein stehen ab Sommer deutlich geringere Sponsoreneinnahmen zur Verfügung, weshalb der Etat für die neue Saison spürbar gekürzt werden muss", erklärt der Verein selbst.

Wurde als Zweitliga-Trainer der Saison 2024/25 ausgezeichnet: Ismail Atalan
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Wurde als Zweitliga-Trainer der Saison 2024/25 ausgezeichnet: Ismail Atalan

Erfolglose Suche nach Geldgebern

Angesichts mehrerer österreichischer Vereine, deren finanzielles Überleben an dünnen Fäden hängt, könnte man es jetzt mit der Angst zu tun bekommen. Die Situation in Kapfenberg ist derzeit aber anders gelagert, wie Robert Schäfer im Gespräch mit 90minuten versichert. Der Deutsche ist mit seinem Unternehmen RTC vor einem Jahr als operativer Partner des Investors Panna Football Partners (PFP) beim KSV mit eingestiegen.

"Aus sportlicher Sicht hätte es natürlich Sinn gehabt, die Mannschaft so zu stärken, dass sie eine realistische Chance hat, aufzusteigen", erklärt Schäfer, der viel Erfahrung als Funktionär im deutschen Profifußball mitbringt. Man habe sich ernsthaft für diese Weiterentwicklung engagiert und eine Kalkulation aufgestellt: "Letztendlich hätte es aber zusätzlichen externen Invest, zum Beispiel durch neue Sponsoren, gebraucht."

Eine Finanzspritze durch den Investor, wie 2024, hätte das Problem behoben - weil der Aufstieg kaum kalkulierbar ist und man so schnell in eine sich jährlich wiederholende Schleife gerät, läuft jetzt die Umsetzung von Plan B.

Sparkurs

"Wir haben jetzt das Ziel der wirtschaftlichen Konsolidierung vorgezogen", sagt Schäfer. "Es wird für 2025/26 kein externes Geld dazukommen - das heißt, dass im Kader und der ganzen Organisation gespart werden muss. Für den KSV ist das grundsätzlich auf längere Sicht nichts Schlechtes, weil wir wirtschaftlich auf soliden Beinen stehen. Es wird nur so viel ausgegeben, wie auch relativ sicher eingenommen wird. Es entstehen also keine Löcher."

Für den KSV ist das auf längere Sicht nichts Schlechtes, weil wir wirtschaftlich auf soliden Beinen stehen.

Robert Schäfer

Die ein oder andere Veränderung im Kader wird noch notwendig sein, in etwa die Hälfte aller geplanten Spar- und Umstrukturierungsmaßnahmen sind umgesetzt. Läuft alles nach Plan, sind im mit September alle Schritte erledigt. Auf die Zulassung für die nächste Spielzeit soll es im Übrigen keine Auswirkungen geben.

Wie gut sind die Rahmenbedingungen?

Dass sich die Sponsorensuche schleppend gestaltet, hat die handelnden Personen in Kapfenberg auf dem falschen Fuß erwischt. Dabei haben schon viele andere Vereine das Potenzial in ihrer Region überschätzt. Nur weil Großbetriebe in der Nähe eines Fußballvereins angesiedelt sind, heißt das nicht, dass sie auch Interesse an einer Zusammenarbeit haben - unabhängig davon, ob sie vielleicht selbst davon profitieren könnten.

KSV-Geschäftsführer Rober Schäfer
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KSV-Geschäftsführer Rober Schäfer

Schäfer glaubt jedenfalls weiterhin an das Projekt: "Die Rahmenbedingungen in Kapfenberg sind eigentlich sehr gut. Mit dem Mürztal gibt es ein großes Einzugsgebiet, in dem wir als einziger Profiverein vertreten sind. Hier sind auch viele große Unternehmen angesiedelt. Es gibt also eine wirtschaftliche Basis."

Der Geschäftsführer der "Falken" ergänzt: "Ein großer Betrieb profitiert davon, einen lokalen Verein zu unterstützen. Damit gibt man den Mitarbeiten ein gutes Gefühl, dadurch ist die Stadt in aller Munde, damit bekommt man vielleicht sogar neu Mitarbeiter. In anderen Ländern sind solche Gedanken stärker verankert."

Wir haben gemerkt, dass sich sportlicher Erfolg nicht sofort in Mehreinnahmen umlegen lässt.

Robert Schäfer

Eine Lehre, die man aus der vergangenen Saison mitnimmt: "Wir haben gemerkt, dass sich sportlicher Erfolg nicht sofort in Mehreinnahmen umlegen lässt. Ich glaube, dass das vielen Zweitligisten ähnlich geht."

Philosophie soll bleiben

Der Erfolg bei der weiteren Sponsorensuche wird ein Stück weit davon abhängen, ob sich mit dem Kapfenberger SV eine positive Geschichte erzählen lässt. Seit einem Jahr bemüht man sich redlich um eine Vergrößerung der eigenen Reichweite und kann in diesem Bereich Erfolge vorweisen, damit hat man sich selbst eine Bühne aufgebaut.

Ideal sind die Starbedingungen für 2025/26 aber nicht: Die Basis aus dem Vorjahr musste man zum Teil einreißen, ein sportlich erfolgreicher Saisonauftakt wäre wichtig, um ein Signal nach außen zu senden.

Der Fußball bleibt, nur die Protagonisten haben sich geändert.

Robert Schäfer

Geleitet wird die Mannschaft künftig von einem Trainerduo, bestehend aus Mario Grgic und Vladimir Petrovic. Dazu meint Schäfer, der grundsätzlich von einem Neuanfang spricht: "Unsere beiden Trainer werden die Philosophie aus dem letzten Jahr fortsetzen. Der Fußball bleibt, nur die Protagonisten haben sich geändert." Einen Nachfolger für Carlos Leal wird es nicht geben, die Rolle eines Sportdirektors erfüllt das Trainerteam in Absprache mit Schäfer und Teammanager Daniel Racic.

Weitere Spielerverkäufe sind durchaus erwünscht, parallel will man in Kapfenberg nach kreativen Wegen suchen, um sich zu verstärken. Das passiert einerseits über Probetrainings, andererseits über noch abzuschließende Leihgeschäfte. Groß im Fokus bleibt auch die eigene Akademie. Die neue Devise in Kapfenberg: "Wir müssen über das Kollektiv kommen, das wir uns jetzt aufbauen. Umbrüche wird es im Fußball immer geben. Jetzt ist er einfach von unserer Seite ein Stück weit mit forciert."



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