Transferaktie? Sturms Johnston: "Schaue nicht gerne in die Zukunft"
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Transferaktie? Sturms Johnston: "Schaue nicht gerne in die Zukunft"

Transfergerüchte sehen den jungen Verteidiger schon in England oder Deutschland. Dabei blüht Max Johnston bei Sturm Graz gerade erst richtig auf. 90minuten hat mit ihm über seine Entwicklung in Graz und persönliche Ziele gesprochen.

Wenige Wochen vor dem Start in die Transferphase hat die Gerüchteküche Betriebstemperatur erreicht. Geht es nach diversen Medienberichten, könnte Rechtsverteidiger Max Johnston von Sturm Graz trotz Vertrag bis 2027 nach England wechseln, vielleicht auch nach Deutschland. Davon will der 21-Jährige derzeit gar nichts wissen: "Ich schaue nicht allzu gerne in die Zukunft", erklärt er im Gespräch mit 90minuten.

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Dass er sich innerhalb kurzer Zeit in die Auslage gespielt hat, ist unbestritten. Gegenüber dem schottischen 'Daily Record' gab Sportdirektor Michael Parensen schon zu Protokoll: "Max wird für viele Vereine interessant sein, wenn er so weitermacht wie bisher. Viele Scouts aus ganz Europa kommen zu unseren Spielen, einige werden ein Auge auf ihn haben."

Irgendwann in die Premier League

Johnston wäre nicht der erste Sturm-Spieler, der den direkten Sprung in eine der großen Ligen schafft. Biereth, Højlund, Emegha, Prass und auch sein Positionsvorgänger Jusuf Gazibegović haben den Verein als Plattform für Talente etabliert.

Einen Zukunftsplan lässt sich der Schotte dann doch entlocken: "Ich habe mir Ziele gesteckt, die ich in meiner Karriere erreichen möchte. Auf einem so hohen Level wie in der Premier League zu spielen, wäre toll. Viele große schottische Spieler waren in England aktiv, das inspiriert natürlich."

Max Johnston im Champions-League-Einsatz
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Max Johnston im Champions-League-Einsatz

Ob schon im Sommer Angebote aus der Premier League daherkommen, wird sich zeigen. Mit Champions-League-Erfahrung im Lebenslauf hat Johnston seit dieser Saison jedenfalls noch bessere Argumente und große Ambitionen: "Wenn du mit irgendeinem Spieler sprichst, der in der Champions League gespielt hat, wird er dir sagen, dass er nächstes Jahr auch unbedingt wieder dabei sein will. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich würde viel dafür tun, um es wieder dorthin zu schaffen."

Vater Allan als Vorbild

Viel Unterstützung holt sich Johnston von seiner Familie. Vater Allan war als Profi für Sunderland, die Glasgow Rangers, Middlesbrough und Stade Rennes aktiv, außerdem hat er 18 Länderspiele für Schottland absolviert. Später wurde er Trainer und betreute in der Saison 2021/22 sogar seinen Sohn.

Die Verbindung war und ist immer noch eng: "Auch im Nachwuchs hat er mir immer geholfen und mit mir analysiert, das macht er bis heute. Er ist immer noch der Erste, der mir sagt, woran ich arbeiten soll. Auch meine Mama hat sich immer sehr für mich eingesetzt. Dafür bin ich beiden sehr dankbar."

"Sehr leicht, sich hier wohlzufühlen"

In Graz angedockt hat der junge Verteidiger im Juli 2023, obwohl es namhafte Alternativen gegeben hätte. Unter anderem war er zu Besuch bei Norwich City, auch über Interesse des FC Augsburg wurde berichtet. "Ich hatte mehrere Optionen, nach den ersten Gesprächen mit Sturm hatte ich aber schnell ein gutes Gefühl. Mir war schnell klar, dass ich hierherkommen möchte."

Ausschlaggebend waren Gespräche mit Trainer Christian Ilzer und Sportchef Andi Schicker, die Johnston eine Perspektive gezeigt haben. Auch über die spätere Zusammenarbeit gibt es nur Gutes zu sagen: "Sie haben sehr darauf geachtet, dass ich mich in ihrem Spielstil zurechtfinde und haben mir dabei oft geholfen. Wir haben gemeinsam viel auf dem Platz analysiert, dafür bin ich sehr dankbar, weil ich mich so sehr gut weiterentwickeln konnte."

Ich hatte mehrere Optionen, nach den ersten Gesprächen mit Sturm hatte ich aber schnell ein gutes Gefühl.

Max Johnston

Der Wechsel ins Ausland verlief reibungslos: "Ich habe mich hier sehr gut eingelebt. Jede Person im Verein war von Tag eins weg hilfsbereit, alle wollten, dass ich mich hier willkommen und zuhause fühle. Dafür bin ich auch sehr dankbar", erinnert sich Johnston und ergänzt: "Auch die Fans, wenn man sie in der Stadt trifft, fragen immer gleich, wie es mir geht. Das macht es schon sehr leicht, sich hier wohlzufühlen."

Nur an den Deutschkenntnissen gilt es noch zu arbeiten, derzeit nimmt der 21-Jährige Online-Unterricht. Darauf angesprochen, muss er lachen: "Es ist wirklich nicht so einfach. Die wichtigen Fußball-Wörter und Kommandos auf dem Platz verstehe ich, aber es gibt schon noch Luft nach oben."

Eigenen Weg gegangen

Vereinswechsel von der Insel nach Europa sind bei vielen britischen Talenten nach wie vor unbeliebt. Nach dem Auslaufen seines Vertrages bei Ausbildungsverein Motherwell - knapp außerhalb von Glasgow gelegen - war genau dieser Weg für Johnston aber eine ernsthafte Option.

Ich hatte immer im Kopf, dass ich etwas anderes ausprobieren möchte. Als sich Sturm gemeldet hat, habe ich mir gedacht: 'Das passt gut'

Max Johnston

Das Angebot von Sturm Graz kam daher genau zum richtigen Zeitpunkt: "Ich hatte immer schon im Kopf, dass ich gerne etwas anderes ausprobieren möchte. Als sich Sturm gemeldet hat, habe ich mir gedacht: ‘Das passt gut’. Einmal außerhalb des Vereinigten Königreichs zu spielen war für mich einfach eine spannende Herausforderung und ich bin auch jetzt noch zu 100 Prozent glücklich mit der Entscheidung."

Schwieriger Start in Graz

Dabei verliefen die ersten Monate überhaupt nicht nach Wunsch. Der Transfer kam erst Ende Juli - fünf Tage vor dem ersten Bundesligaspieltag 2023/24 zustande. Obwohl Johnston bei Motherwell zuletzt Stammspieler in der schottischen Premiership war, die qualitativ ähnlich der Bundesliga einzuschätzen ist, musste er sich hinten anstellen: "Es lief zuerst nicht so wie geplant. Aber wenn man zu einem großen Verein kommt, dauert es, bis man die Abläufe und Kultur richtig verinnerlicht hat. Diese Phase hat geholfen, daran zu arbeiten."

Max Johnstons Einsatzzeiten für Sturm Graz:

Saison

Spiele

Einsatzminuten

2023/24

29

765

2024/25

28

1.782


Die Rechtsverteidigerposition hatte Jusuf Gazibegović fest im Griff, bis in den November hinein kam der Schotte vor allem in der zweiten Mannschaft zum Einsatz. Konkret abgesprochen war das vorab nicht, Zweifel kamen aber trotzdem keine auf: "Gute Dinge brauchen Zeit", meint Johnston gegenüber 90minuten.

Sein Zugang ist ein anderer: "Rückblickend macht es den Weg ja noch spannender. In den ersten Monaten habe ich für die zweite Mannschaft gespielt, die Saison darauf dann in der Champions League. Die Erfolgserlebnisse fühlen sich so noch viel besser an."

Insgesamt fällt die Bilanz bisher sehr positiv aus. "Die zwei Jahre waren wirklich toll. In der ersten Saison habe ich weniger gespielt, als ich mir erhofft und erwartet habe - andererseits war es ein extrem erfolgreiches Jahr für den Verein. Es war aufregend, ein Teil davon zu sein."

Das Erfolgsjahr 2025

Spätestens mit Ende Februar diesen Jahres ist Johnson auch sportlich so richtig in Graz angekommen. Rotationen und die Rolle als Backup sind Geschichte, im Saisonfinish wurde er Stammspieler und damit ein wichtiger Faktor für Trainer Jürgen Säumel. Wirklich groß besprochen wurde auch diese Entwicklung vorab nicht, auch in diesem Fall ist es kein Problem: "Das hat sich eigentlich von selbst ergeben. 'Gazi' hat den Verein im Winter verlassen, ich habe mich hineingehängt und im Training gut gearbeitet."

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Auch im Nationalteam gelang nach mehreren Einberufungen seit 2023 endlich das Debüt. Gegen Griechenland war ihm im März nur eine Minute vergönnt, in Zukunft sollen weitere folgen. "Es war ein sehr stolzer Moment für mich und meine ganze Familie, vor allem weil wir an dem Abend ja gewonnen haben. Das werde ich nie vergessen."

Mit Blick auf die WM-Qualifikation im Herbst und die Endrunde im kommenden Jahr hat Max Johnston derzeit jedenfalls gute Karten: Nationalteam-Rechtsverteidiger Anthony Ralston ist bei Celtic Glasgow nur noch Reservist.

Nächster Titel in Reichweite

Vorerst sind die Gedanken aber beim Saisonfinale. In den drei verbleibenden Runden trifft Graz zuerst auf Red Bull Salzburg, dann den SK Rapid - am letzten Spieltag wartet der immer noch gefährliche Wolfsberger AC. Gegen die Kärntner hatte Sturm in den letzten Begegnungen wenig Erfolg, aus drei Spielen wurde nur ein Punkt mitgenommen.

Was macht sie so unangenehm? "Sie sind gut organisiert und haben klare Vorstellungen, wie sie spielen wollen. Das macht es schwierig für uns. Aber genau deswegen müssen wir in diesen Spielen unsere beste Leistung bringen. Sie haben gute Offensivspieler, darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir wissen, wer gerade gut in Form ist."

Die Zielsetzung bleibt gleich: Wir wollen ganz oben stehen und die Liga gewinnen.

Max Johnston

Verstecken will sich der Titelverteidiger in der entscheidenden Phase klarerweise nicht. Johnston spricht offen: "Die Zielsetzung bleibt gleich: Wir wollen ganz oben stehen und die Liga gewinnen. Das haben wir zu Beginn der Saison gesagt, daran hat sich auch nichts geändert."

Für alle anderen Themen bleibt im Sommer ausreichend Zeit. Gewinnt Sturm den Titel, könnte Johnston den Verein als zweifacher Meister auf einem echten Höhepunkt verlassen. Andererseits würde dann erneut eine attraktive Europacupsaison im Herbst winken, auch für einen Verbleib gibt es also Argumente.

VIDEO: Die Transferflops des SK Sturm


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