Fünf Tore und zwei Assists. Nach nur zehn Spielen hat Christoph Baumgartner seine beste Bundesliga-Saison bei RB Leipzig in Sachen Scorerpunkte bereits eingestellt.
Der Niederösterreicher und die "Roten Bullen". Was im Sommer 2023 mit einem 25,5-Millionen-Transfer begann, wirkte zwei Saisonen lang wie ein Missverständnis.
Doch in seiner dritten Spielzeit bei den Ostdeutschen ist der 26-Jährige endlich angekommen.
Neuer Trainer, neuer Spirit, neue Hierarchie
"Es hat sich einiges verändert", sagt der ÖFB-Star. Und alles zum Positiven.
Leipzig-Experten sind sich sicher: "Der beste Baumi aller Zeiten!"
Mit den Veränderungen meint er gar nicht nur seine eigene Situation, sondern auch jene des gesamten Teams. Ein Kaderumbruch und die Ankunft von Trainer Ole Werner tragen Früchte.
Baumgartner freut sich: "Wir haben es geschafft, einen neuen Teamspirit zu kreieren – das hat uns letztes Jahr sicher am meisten gefehlt. Das Teamgefüge, das Gefühl, dass jeder für jeden alles gibt, hat gefehlt."
Mein Wort hat mehr Gewicht!
In der Hierarchie innerhalb der Mannschaft habe sich einiges getan. "Es sind Spieler weggefallen, die definitiv polarisiert haben", sagt der ÖFB-Legionär. Und "Baumi" ist einer der Gewinner, wurde zum Mitglied des Mannschaftsrats.
Schon im Sommer hatte Sportchef Marcel Schäfer dem Offensivspieler die Pläne offenbart: "Ich hatte mit Gespräche mit ihm, in denen er mir gesagt hat, dass er nicht nur auf dem Feld, sondern auch in der Kabine eine neue Rolle für mich sieht."
Ein langer Sommer
Das hat sich bewahrheitet. "Mein Wort hat mehr Gewicht. Ich bin einer, der viele Sachen erkennen und eine Mannschaft mitleiten kann. Das geht aber nur, wenn du am Platz stehst und Leistung bringst", sagt er.
Und das gelingt ihm bestens. Dabei war im Sommer viel Ungewissheit dabei. "Die Zeit, bis die Transferperiode vorbei war, war für mich lang und nicht so einfach, weil einige Dinge nicht ganz klar waren", gibt Baumgartner zu.
Erst am 29. August herrschte Klarheit, da wurde Xavi Simons an Tottenham verkauft. "Mit diesem Transfer war mir klar, dass die Tür für mich geschlossen ist", sagt der 54-fache Internationale.
Neue Rolle am Feld
Auf dem Feld profitiert Baumgartner davon, nimmt eine zentrale Rolle im Spiel des neuen Trainers ("Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass er einen klaren Plan mit mir hat") ein.
Ich liebe den Fußball viel zu sehr, um auf der Bank zu sitzen.
Er beschreibt: "Es ist ein Hybrid auf Acht und Zehn. Mir kommt entgegen, dass ich aus dieser Position immer die Möglichkeit habe, in die Box zu gehen und aus dem Rücken des Gegners zu kommen. Es ist eine meiner Stärken, mit einem guten Timing so in die Box zu kommen, dass ich schwer zu verteidigen bin. Ich verteidige im Zentrum gerne richtig mit – nicht nur anlaufen, sondern wirklich mitarbeiten."
Die harte Zeit in Leipzig ist vorerst zu Ende. Die Zweifel des Sommers ausgeräumt.
Die Sucht wird gestillt
"Ich habe offen und ehrlich gesagt, dass die letzten zwei Jahre nicht zufriedenstellend waren – daran habe ich einen großen Anteil, aber auch der Verein, weil ich nicht so das Vertrauen bekommen habe", so Baumgartner.
"Ich liebe den Fußball viel zu sehr, um auf der Bank zu sitzen. Ich will dieses Gefühl haben, vor vollen Stadien zu spielen. Das ist wie eine Sucht. Wenn du diese Sucht nicht befriedigst, ist es ganz, ganz schwierig."
Doch das ist vorbei, aktuell wirkt es, als ginge alles ganz, ganz leicht.
Harald Prantl