
Anderson und Blau-Weiß Linz: Kein Transfer, dafür bald Staatsbürger?
Auf die Abschiedsgerüchte um die Linzer Stammkraft angesprochen, schiebt Blau-Weiß-Sportdirektor Christoph Schößwendter direkt einen Riegel vor. Dazu wird grade fleißig an einer österreichischen Staatsbürgerschaft gebastelt.
Glaubt man der Gerüchteküche, müssen sich Fans von Blau-Weiß Linz aktuell Sorgen um den Verlust eines Leistungsträgers machen.
So heißt es: Anderson könnte schon bald zum türkischen Süper-Lig-Mittelständler Konyaspor wechseln. Davon will Sportdirektor Christoph Schößwendter aktuell aber nichts wissen: "Es gibt eine Anfrage aus der Türkei, aber nicht direkt vom Verein, sondern über Berater. Für uns ist das kein Thema. Er ist ein extrem wichtiger Spieler, den wir nicht abgeben möchten", erklärt er gegenüber 90minuten.
Aus sportlicher Sicht gäbe es auch keinen Grund, nicht am 27-Jährigen festzuhalten: Nach seinem Wechsel von Austria Lustenau zu Blau-Weiß im vergangenen Sommer war Anderson sofort auf der rechten Außenbahn gesetzt, 34 Einsätze samt acht Torbeteiligungen stehen zu Buche, nur eine Partie hat er verpasst. Es gibt aber einen weiteren Grund, warum der Brasilianer auch in Zukunft enorm wertvoll für Blau-Weiß Linz sein kann.
Pass in Reichweite
Anderson spielt seit Jänner 2019 in Österreich, zuerst für den SCR Altach, dann für den FC Dornbirn und Austria Lustenau. Über 150 Pflichtspiele hat er so im heimischen Profifußball gesammelt. Schon vor einem Jahr wurde über Bemühungen berichtet, ihn zum österreichischen Staatsbürger zu machen - im Lauf der Saison 2025/26 sollte das jetzt möglich sein.
"Er lebt inzwischen seit sechs Jahren in Österreich, ihm fehlt nicht mehr viel, bis er die Staatsbürgerschaft beantragen kann", sagt auch Schößwendter.

Formal erfüllt Anderson schon jetzt den Großteil der Voraussetzungen. Der mündliche Teil der B2-Deutschprüfung ist bereits positiv absolviert, der schriftliche soll bald erledigt werden. Als letzte Hürde bleibt dann ein Test über Grundkenntnisse der demokratischen Ordnung und Geschichte Österreichs.
Vom Sportdirektor gibt es Lob für die bisher erbrachten Leistungen: "Er ist sehr fleißig beim Lernen. Es ist schon das Ziel, dass er die B2-Prüfung in den nächsten Wochen abschließt."
Blau-Weiß Linz unterstützt seinen Spieler in diesem Prozess, mit dem Ziel, die Einbürgerung möglichst schnell umzusetzen. Erfahrungen konnte man schon in den letzten Jahren sammeln, Stürmer Ronivaldo hat seinen Pass im Februar 2024 erhalten.
Viele Vorteile für den Verein
Sollte Anderson beim Verein bleiben, könnte er - bei schneller Bearbeitung durch die Behörden - schon zum Start in die Frühjahrssaison als Österreicher geführt werden. Das hätte nicht nur wesentliche Vorteile für ihn, sondern auch seinen Arbeitgeber: Blau-Weiß Linz hält am Österreicher-Topf fest und kann deshalb pro Spieltag maximal sieben Legionäre in den Kader nominieren. Einer dieser Plätze würde nach einer Einbürgerung frei werden.

Auch die Spielzeit des Flügelspielers würde ab diesem Zeitpunkt in die Berechnung des Österreicher-Topfes einfließen. In der Saison 2024/25 hat Anderson 2.501 Bundesliga-Minuten absolviert, die zweitmeisten aller Linzer Feldspieler. Wie groß der finanzielle Unterschied für Blau-Weiß in der Endabrechnung ausfällt, hängt auch von der Konkurrenz ab - ein mittlerer bis hoher fünfstelliger Betrag ist über eine ganze Spielzeit gesehen aber jedenfalls realistisch.
Verhandlungsspielraum
Das Transferfenster ist bis Anfang September geöffnet, Konyaspor hat also noch genug Zeit, um ein konkretes Angebot vorzulegen. Sportdirektor Schößwendter und Geschäftsführer Christoph Peschek hätten angesichts der bevorstehenden Einbürgerung aber gute Gründe, um in Verhandlungen hart zu bleiben.
Auch für Anderson könnte die Ausgangslage kaum besser sein: Sein Vertrag in Linz läuft noch bis Juni 2026, eine Verlängerung wäre angesichts seines gestiegenen Werts für den Verein wohl mit einer Gehaltserhöhung verbunden.
Nach aktuellem Stand gibt es in dieser Geschichte keinen Verlierer, die nächsten Wochen bleiben trotzdem spannend.