In ihrer ersten Saison haben die SK Rapid Frauen kurzen Prozess mit der Konkurrenz in der Wiener Landesliga gemacht: 16 Spiele, 16 Siege, 125 Tore und nur vier Gegentreffer lautet die dominante Bilanz.
Auch die Relegation gegen Teams aus Niederösterreich und dem Burgenland war letztlich keine große Hürde - in der Spielzeit 2025/26 werden die Grün-Weißen in der 2. Frauen-Bundesliga zu sehen sein, ein Durchmarsch nach ganz oben ist nicht ausgeschlossen.
Parallel zum Einstieg von Red Bull Salzburg und dem Klassenerhalt des LASK sind die großen Schritte der Hütteldorferinnen wesentlich für das Wachstum und die Professionalisierung des österreichischen Frauenfußballs. 90minuten hat sich deshalb mit Matias Costa, als stellvertretender sportlicher Leiter mitunter federführend bei Rapid, über die Pläne für die kommenden Monate und Jahre unterhalten.

"Nichts anbrennen lassen"
Zum Einstieg berichtet Costa von den Feierlichkeiten der letzten Monate. Das Team dufte den Meisterteller beim Spiel der Profis gegen Sturm Graz im vollen Allianz Stadion präsentieren. Auch der Gewinn des Wiener Frauen Cups fand mit 1.912 Fans auf der Hohen Warte eine würdige Kulisse, zum Finale der Relegation in Bad Sauerbrunn ist eine eigene kleine Fanabordnung mitgereist.
Sportlich ging das Saisonfinale ohne viel Spannung zu Ende. Das Ziel - der Aufstieg - wurde ohne Probleme über die Bühne gebracht. "Das Team hat nichts anbrennen lassen. Sie sind voll fokussiert in jedes Spiel gegangen, haben nichts als selbstverständlich genommen. Dahinter steckt sehr viel harte Arbeit, die sich am Ende ausgezahlt hat und hoffentlich auch weiter auszahlen wird", meint Costa.
90minuten: Ihr habt euch in den letzten Monaten schon ein Stück weit darauf vorbereiten können, dass die Reise in Richtung Aufstieg führen wird. Was sind die ersten Schritte, jetzt, wo alles fix ist?
Costa: Der erste Schritt ist jetzt einmal Urlaub. Die Saison war lang, mit der Relegation hat sie sich zum Ende auch ziemlich gezogen. Am 14. Juli starten wir in die relativ kurze Vorbereitung, weil im August ja schon die Liga losgeht. Wir freuen uns darauf. Bis dahin gibt es natürlich viele Dinge vorzubereiten: Transfers, Trikots, Spielerinnenpräsentationen, Materialbestellungen, das Organisieren der Trainingsplätze.
90minuten: Zu wievielt müsst ihr diese Aufgaben abarbeiten?
Costa: Der ganze Verein arbeitet mit, es gibt eine lange Liste an Personen, die uns unterstützen. Für die Frauenabteilung sind aber vor allem Katja Gürtler und ich zuständig.
Wir glauben, dass der Kader gut genug ist, um oben mitzuspielen. Wir werden hart daran arbeiten, es auf Anhieb zu schaffen.
90minuten: Gibt es schon eine grobe Zielsetzung für die kommende Saison? Es wäre schon eine Überraschung, wenn es Rapid nicht gelingt, zumindest um den Aufstieg mitzuspielen.
Costa: Ich glaube, wenn man beim SK Rapid spielt und arbeitet, gibt es Qualitätsstandards, die man sich selbst auferlegt. Als Rekordmeister, mit einer enorm erfolgreichen Akademie, gibt es hier sehr hohe Anforderungen. Wir glauben, dass der Kader gut genug ist, um oben mitzuspielen. Wir werden hart daran arbeiten, es auf Anhieb zu schaffen. Ob es uns wirklich gelingt, werden wir aber erst sehen.
90minuten: Sie haben schon angesprochen, dass die Vorbereitung kurz ausfallen wird. Wie sieht der Fahrplan aktuell aus?
Costa: Wir werden wie im Vorjahr ein fünftägiges Trainingslager in Schielleiten abhalten, da fahren alle Teams von Nachwuchs bis zur ersten Mannschaft mit. Dort haben wir Zeit, um an Details zu arbeiten. Derzeit sind Testspiele gegen Sturm Graz, Red Bull Salzburg, ein ungarisches und eine tschechisches Team geplant. Außerdem haben wir unser erstes Cup-Spiel, für das uns noch eine Gegnerin zugelost wird. Und dann geht es auch schon in der Liga los.
Arbeit, Fußball, wenig Freizeit
Die Testspiele gegen Sturm Graz und Red Bull Salzburg sind für die SK Rapid Frauen ein wichtiger Gradmesser, nicht nur für die kommende Saison. Beide Gegnerinnen spielen in der Bundesliga, wie schon im Winter sucht man also höherklassigen Vergleich.
Die Bedingungen, unter denen bei Rapid gearbeitet wird, unterscheiden sich aktuell noch von den Erstliga-Klubs. Von einem Profibetrieb ist auch dort keine Rede, der Zuverdienst räumt aber zumindest manchen Spielerinnen mehr Flexibilität ein, um ihr Leben mehr am Sport auszurichten. Bei Rapid sind pro Woche eine Athletikeinheit und Trainings mit Ball angesetzt, im Sommer wird eine zusätzliche freiwillige Session am Vormittag angeboten, in der es vor allem um Positionstraining geht. Rund 20 Spielerinnen nehmen an den Abendeinheiten teil, damit ist man angesichts der Umstände zufrieden.
90minuten: Haben Sie einen groben Überblick, in welchen Bereichen die Spielerinnen tätig sind?
Costa: Da ist im Prinzip fast alles dabei - es gibt 40-Stunden-Jobs im Büro, Schülerinnen, Studentinnen, Pädagogik. Jede richtet sich den Alltag so ein, dass sie Fußball und Rapid leben kann. Nach dem Ende der Saison hatten wir Zeit, um uns ein bisschen mehr auszutauschen und das Fazit war: Für Freunde und Freizeit bleibt eigentlich nicht mehr viel Zeit übrig, es dreht sich schon fast alles um Fußball. Es wollen aber auch alle, das muss man dazu sagen.

90minuten: Wie kann man sich die Kaderplanung vorstellen? Die Spielerinnen sind nicht über einen Vertrag an den Verein gebunden, neben dem Fußball haben sie andere Verpflichtungen.
Costa: Ich würde das als eine Art Pakt beschreiben. Die Spielerinnen haben keinen Vertrag mit uns, es gibt aber viel gegenseitiges Vertrauen. Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem wir Verträge und Vereinbarungen haben, irgendwann auch Profispielerinnen. Aktuell investieren wir sehr stark in unsere Struktur, in das Team hinter dem Team, da wollen wir so gut wie möglich gestellt sein.
90minuten: Es gibt natürlich auch einige Rapid-Spielerinnen, die in der Landesliga aufgezeigt haben. Gibt es da nicht auch den einen oder anderen Abwerbeversuch von einem Bundesliga-Klub? Wenn Lisa Rammel in der Landesliga 26 Tore schießen kann, werden das auch die Topvereine in Österreich mitbekommen.
Costa: Ich gehe davon aus, dass es so etwas gibt. Wir haben jedenfalls alle Spielerinnen halten können, was uns sehr freut und stolz macht. Ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, dass sich alle richtig wohlfühlen. Wenn man Lisa Rammel erwähnt, muss man im selben Atemzug sowieso auch Aldijana Masinovic, Jasmin König und Vanessa Rauter erwähnen, die alle extrem stark abgeliefert haben.
Wenn eine namhafte Spielerin für uns erreichbar sein sollte und wir das stemmen können, sind wir dafür natürlich offen.
90minuten: Ich nehme an, dass der Markt und das Scouting innerhalb Österreichs auch deutlich limitierter ist, als im Männerfußball.
Costa: Wir haben eine Art Scouting-System, da läuft viel über die Akademie. Bei Spielerinnen von der U14 bis zur U16 haben wir einen relativ guten Überblick, was sich in Wien und Umgebung tut. Im Bereich darüber hängt viel am persönlichen Netzwerk unseres Teams. Es gibt noch keine Chefscout-Position, aber wir wissen gut, wie der Markt aussieht. Er ist im Vergleich mit den Herren auch überschaubar. Für die neue Saison haben wir sechs Verstärkungen geholt, die alle voll in den Kampf um ihr Leiberl einsteigen werden. Die interne Konkurrenz wird uns gut tun.
90minuten: Als ein erstes Highlight habt ihr zum Start des Projekts Carina Wenninger präsentiert, die euch dann aber relativ schnell wieder verlassen hat. Ist zum Übergang in die 2. Bundesliga wieder etwas Ähnliches geplant?
Costa: Nein, zumindest im Sommer einmal nicht. Ich glaube schon, dass Rapid in Zukunft eine attraktive Station für renommierte Spielerinnen sein wird. Wenn eine namhafte Spielerin für uns erreichbar sein sollte und wir das stemmen können, sind wir dafür natürlich offen.
Wächst die Hierarchie mit?
In Angriff genommen wurde das Projekt SK Rapid Frauen mit einem nominell breit aufgestellten Team, die meisten Beteiligten waren und sind aber weiterhin stark in andere Bereiche des Vereins eingebunden. So ist Willi Schuldes einerseits der sportliche Leiter im Frauenfußball, parallel aber auch hauptverantwortlich für den grün-weißen Nachwuchs. Steffen Hofmann, als Geschäftsführer SK Rapid, steht dem Projekt vor, muss ich aber auch um viele weitere Themen kümmern. Auch Matias Costa selbst arbeitet zusätzlich beim Special-Needs-Team mit. Viel Verantwortung in sportlichen Fragen hat Cheftrainerin Katja Gürtler, die vom Verein in Vollzeit engagiert ist.

Costa erklärt zu diesem Thema: "Wir sind zu zweit und machen alle ein bisschen von allem. Es gibt aber viele Leute, die uns zuarbeiten und uns unterstützen. Katja ist Cheftrainerin, das Ziel ist, dass sie sich zunehmend auf diese Agenden konzentrieren kann und alle organisatorischen Aufgaben bei mir liegen. Wir verbringen von Monat bis Sonntag viel Zeit im Büro und auf dem Platz. Es ist ein großes Miteinander und ein guter Austausch, wir teilen uns alles so auf, dass alles zu erledigende auch erledigt wird.
Auf Schuldes und Hofmann angesprochen betont der stellvertretende sportliche Leiter: "Sowohl Steffen als auch Willi sind bei den Top-Spielen immer dabei."
90minuten: Im vereinseigenen Podcast haben Sie erklärt, dass Ihr großes Ziel wäre, die Strukturen so weit zu festigen, dass alle Beteiligten normale Arbeitszeiten haben können. Was heißt das konkret?
Costa: Es kommt einfach viel zusammen. Wir sind in der Früh da, wir sind am Abend da, weil dann die Trainings laufen. Am Wochenende finden Spiele der ersten und zweiten Mannschaft und im Nachwuchs statt, außerdem gibt es Gegnerinnen und Spielerinnen zu beobachten. Ich könnte mich 24 Stunden lang mit Fußball beschäftigen, die große Herausforderung ist, sich hin und wieder abzugrenzen. Wir alle investieren sehr viel in unsere Jobs und in den Verein. Ich bediene mich bei Worten von Andy Marek: Wenn man nicht in der Lage ist, 110 Prozent für Rapid zu geben, dann ist man hier nicht am richtigen Platz.
Die Struktur muss natürlich mitwachsen, da läuft im Hintergrund ein Prozess. Der ist zwar heute noch nicht fertig, aber vielleicht morgen oder übermorgen.
90minuten: Lösen ließe sich das vermutlich nur mit mehr Arbeitsteilung, indem man sich ein Stück breiter aufstellt.
Costa: Wir müssen im Rahmen unserer Möglichkeiten bleiben. Unser Budget wird jetzt um ein gutes Stück anwachsen müssen, weil wir mit der U16 ein zusätzliches Team bekommen und wir in der 2. Bundesliga vor anderen Herausforderungen stehen. Die Struktur muss natürlich mitwachsen, da läuft im Hintergrund ein Prozess. Der ist zwar heute noch nicht fertig, aber - einfach gesprochen - vielleicht morgen oder übermorgen.
90minuten: Eine zusätzliche Herausforderung, die auf euch zukommt, sind Auswärtsfahrten. Bis jetzt habt ihr vor allem in Ostösterreich gespielt. Ist absehbar, wie aufwendig ihr eure Reisen gestalten wollt und könnt?
Costa: Wir müssen auf den Spielplan warten, dann werden wir uns die Option auswählen, die das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bringt. Ob das jetzt mit dem eigenen Bus, oder mit dem Zug ist, oder ob wir eine Übernachtung brauchen - sobald wir konkrete Daten haben, beginnen die Planungen. Die Frage ist auch, wie groß unser Team sein kann und wird, vielleicht sind wir manchmal auch mit einer abgespeckten Gruppe unterwegs.
Wie viel kostet der Frauenfußball bei Rapid?
Zum einen verzichtet man in Hütteldorf noch auf große Investitionen in den Kader - abgesehen von Ausbildungsentschädigungen fließen keine Ablösen, die Spielerinnen beziehen kein Gehalt. Zum anderen fallen Kosten für Infrastruktur verhältnismäßig wenig ins Gewicht, Trainings und Spiele werden in der Regel auf der bestehenden Anlage in Hütteldorf ausgetragen.
Andererseits gibt es auch einnahmenseitig viel Luft nach oben. Für die Heimspiele in der Liga wurde bisher kein Eintrittspreis verlangt, bei größeren Events im Stadion, wie dem Heimspiel gegen die Nürnberger U20 im Juni 2024, nur wenige Euro. Ob hier nach dem Aufstieg Änderungen vorgenommen werden, lässt sich Rapid noch offen. Sollte für die kommende Saison ein Abo angeboten werden - vielleicht auch in Kombination mit Spielen der Herren-Teams - wäre das aber nicht überraschend. Über all diesen Punkten steht die Frage: Wie wirtschaftet der Frauenbereich des SK Rapid?
90minuten: Es war schon angesprochen, dass das Budget mit der sportlichen Entwicklung mitwachsen muss. In welcher Größenordnung bewegt sich die Frauenabteilung?
Costa: Ich würde mich da gerne bedeckt halten. Wir haben einen Betreuer:innenstab, Physios, eine Sportpsychologin, eine Utensilienmanagerin, die rund um die Uhr für die Spielerinnen da ist. Da wird viel investiert. Auch bei den Spielen braucht es Personal, vor allem bei denen im Stadion. Jetzt kommen Reise- und Hotelkosten dazu, die nicht unbeachtlich sein werden. Wenn man jetzt noch Flutlicht und die Kosten für die Platznutzung in Hütteldorf dazurechnet, kommt schon ein größerer Betrag zusammen.
90minuten: Wirtschaftet die Frauensparte unabhängig, oder läuft das über den Gesamtverein?
Costa: Es gibt im Verein eine Marketingabteilung, eine Kommunikationsabteilung und so weiter. Da läuft viel bei Steffen zusammen. Sie wissen, welches Budget wir brauchen und die Gelder werden dementsprechend aufgestellt.
Derzeit werden wir schon noch zu einem Teil vom Gesamtbudget erhalten, ohne das ginge es noch nicht.
90minuten: Ich frage auch, weil es inzwischen ja eigene Sponsoren für den Frauenbereich gibt. Landet das Geld, das die Männer- und Frauenteams hereinbringen, am Ende im selben Topf, oder fließt es direkt in den Frauenfußball?
Costa: Für dieses Thema gibt es wahrscheinlich bessere Ansprechpersonen. Grundsätzlich gilt: Wir sind Teil des SK Rapid und werden vom Verein finanziert. Derzeit werden wir schon noch zu einem Teil vom Gesamtbudget erhalten, ohne das ginge es derzeit noch nicht.
90minuten: Es soll ja durchaus Sponsoren geben, die Wert darauf legen, dass Rapid sich auch im Frauenfußball engagiert. Dadurch würde sich auch ein Mehrwert für den Gesamtverein und den Männerbereich ergeben, weil sich vielleicht das eine oder andere Unternehmen zusätzlich gewinnen lässt, oder größere Pakete geschnürt werden können. Ist das ein Wunschgedanke, oder läuft das wirklich so?
Costa: Das stimmt schon. Die Kollegen und Kolleginnen von der Wirtschaft und im Marketing machen ihren Job richtig gut, uns fehlt es an nichts. Natürlich ergeben sich zusätzliche Einnahmequellen, aber wie gesagt: Auch das Budget muss an die Gegebenheiten angepasst werden. Wir haben leider keine unlimitierten finanziellen Mittel, mit denen wir einfach so einen reinen Profibetrieb aufziehen könnten. Ich glaube, das kommt alles mit der Zeit.

90minuten: In eurer ersten Saison habt ihr bei den Spielen selbst auf Einnahmen verzichtet und freien Eintritt angeboten. Wie zufrieden seid ihr mit den Zahlen?
Costa: Wir freuen uns über jeden und jede, die zuschauen kommt. Einige Gesichter haben wir sehr oft gesehen, das freut uns natürlich umso mehr. Bei einigen Spielen hatten wir trotz kalten Temperaturen 200, vielleicht 250 Fans dabei, bei Topspielen sind es rund 1.000. Es sind also nicht mehr nur die Verwandten, die dabei sind. Es ist ein öffentliches Interesse da. Die Stimmung ist immer gut, es sind viele Familien und Kinder da. In der 2. Bundesliga werden wir wieder auf dem Trainingsplatz West 1 spielen, wie es langfristig in der Bundesliga aussehen wird, müssen wir noch prüfen.
Etwas Größeres als West 1, das aber kleiner ist als das Allianz-Stadion, wäre das optimale Szenario. Es gibt Leute im Verein, die sich darüber Gedanken machen.
90minuten: Was ist die Wunschlösung? Auch ein halbleeres Allianz-Stadion wäre eine nette Kulisse, wenn es machbar ist.
Costa: Wir würden natürlich gerne nur im Stadion spielen (lacht). Es ist natürlich ein Kostenfaktor, es extra für uns aufzusperren. Auch der Rasen ist ein Hindernis, weil der Profi-Betrieb der Herren stattfinden muss, wenn dann noch ein zweites und drittes Team dazukommen, wird das schwierig. Wir werden als Verein eine gute Lösung finden, die dem ganzen auch würdig sein wird.
90minuten: Gibt es eine Zwischenlösung zwischen dem Trainingsplatz West 1 und dem Stadion?
Costa: Etwas Größeres als West 1, das aber kleiner ist als das Allianz-Stadion, wäre das optimale Szenario. Wir können aber nicht einfach mit dem Finger schnipsen und dann steht etwas da. Es gibt Leute im Verein, die sich darüber Gedanken machen und hoffentlich bald eine Lösung haben.
Keine Frist für Profibetrieb
Sollte schon in der kommenden Saison der Aufstieg in die Frauen-Bundesliga gelingen, wäre das nicht automatisch der Startschuss für Profifußball bei den Rapid-Frauen. Vorbereitungsarbeiten im Hintergrund bestätigt Matias Costa allerdings. Derzeit gibt es in Österreich keinen Verein, der seinem gesamten Frauen-Kader das hauptberufliche Fußballspielen ermöglicht - ein erster Schritt wäre, allen Kickerinnen Sozial- und Pensionsversicherung zu ermöglichen, wie es der SKN St. Pölten macht.
90minuten: Profifußball war schon ein paar Mal angesprochen, dieses Thema hängt natürlich über dem Gesamtprojekt. Langfristig wird natürlich erwartet, dass es bei Rapid in diese Richtung geht. In Österreich gibt es - das muss man auch sehen - aber noch nicht viele Vereine, die das ansatzweise stemmen können. Gibt es einen Zeithorizont, in dem ihr dieses Ziel erreichen könnt und wollt?
Costa: Es gibt Pläne, die über Zeiträume von drei bis hin zu zehn Jahren verschiedene Szenarien durchspielen. Wann genau es wirklich so weit ist, lässt sich noch nicht sagen. Wenn Sie mich fragen, sind die drei Jahre ein Stück zu früh und zehn Jahre ein Stück zu spät. Irgendwann dazwischen sollte es passieren, auch hier brauche ich das Wort Prozess: Wir werden nicht auf einen Schlag 25 Profispielerinnen haben, sondern zuerst eine, dann zwei, später die dritte.
90minuten: Habt ihr eine Vorstellung davon, wie viel das kosten würde?
Costa: Ja, das möchte ich aber nicht verraten.
Es gibt kleine Aufwandsentschädigungen. Bei anderen Vereinen würden sie wahrscheinlich mehr bekommen.
90minuten: Werden die Spielerinnen aktuell für den relativ großen Aufwand, den sie betreiben, entschädigt?
Costa: Es gibt kleine Aufwandsentschädigungen. Würden unsere Spielerinnen zu anderen Vereinen wechseln, würden sie dort wahrscheinlich mehr bekommen. Wir bewegen uns da noch in einem niedrigen Bereich. Den Spielerinnen geht es hier aber nicht schlecht. Bei Rapid wird viel Geld in die Rahmenbedingungen gesteckt, für die man woanders vielleicht privat aufkommen müsste. Natürlich haben wir noch Luft nach oben, aber da wird auch noch viel kommen. Um im fußballerischen Sprachgebrauch zu bleiben: Aus einem gesicherten Rückhalt, den wir aufgebaut haben, wollen wir jetzt nach vorne spielen.
90minuten: Gibt es bei diesen Entschädigungen eine Sprung mit dem Aufstieg von der Landesliga in die 2. Bundesliga?
Costa: Einen kleinen Sprung, ja.
90minuten: Für Aufsehen gesorgt hat die Kooperation mit Schalke 04. Was hat es damit auf sich?
Costa: Im Winter waren einige Verantwortliche bei uns, wir haben einen Tag miteinander verbracht und uns sehr intensiv ausgetauscht. Wir haben gemerkt, dass es viele Baustellen gibt, die sich ähneln. Es handelt sich um zwei traditionsreiche Klubs, die sich - im Frauenbereich - im Aufbau befinden. Jetzt tauschen wir uns in etwa einmal im Monat in einer Runde mit einigen anderen Vereinen online aus. Es gab auch schon erste Ideen, sich gegenseitig Spielerinnen zu empfehlen, daraus hat sich leider noch nichts ergeben.
Es handelt sich um zwei traditionsreiche Klubs, die sich - im Frauenbereich - im Aufbau befinden.
90minuten: Auch bei Schalke ist der Frauenfußball aktuell noch Amateursport. Was kann man voneinander lernen, wenn man auf einer ähnlichen Stufe steht?
Costa: Ein Beispiel: Schalke hat gerade zwei Revier-Derbys gegen Dortmund gespielt. Beide wurden als Hochrisikospiele eingestuft. Trotzdem müssen und wollten sie ihrem Umfeld, das sehr familiär ist, in dem auch viele Kinder dabei sind, ein Stadionerlebnis bieten können, in dem sich niemand Sorgen machen muss. Es gab keine Ausschreitungen, aber man muss natürlich vorbereitet sein. Mit diesem Thema werden auch wir uns beschäftigen müssen.
90minuten: Bei den SK Rapid Frauen gab es von Beginn weg viele Erfolgsgeschichten, bis jetzt ist alles sehr positiv verlaufen. Trotzdem wird es Themen geben, die ihr selbstkritisch reflektiert. In welchen Punkten würden Sie sich Verbesserungen wünschen, oder sie einfordern?
Costa: Das ist eine gute Frage, gar nicht einfach zu beantworten. Ich würde die Antwort gerne positiv formulieren: Wir wünschen uns für die Spielerinnen irgendwann einen besseren finanziellen Rahmen, wir wünschen uns eine Stadion-Lösung, die eine richtige Größe für uns hat, wir wünschen uns ein eigenes Trainingszentrum. Ich sehe diese Punkte aber eher als Ziele, wir werden in bester Rapid-Manier die Ärmel hochkrempeln und darauf hinarbeiten.
90minuten: Wie zufrieden sind Sie mit dem Rückhalt im Verein?
Costa: Ich glaube, wir sind schon jetzt sehr stark im Verein verankert. Der Leiter der Akademie schaut uns fast täglich zu. Wir haben einen regen Austausch mit Markus Katzer und seinem Team. Alle Abteilungen arbeiten uns zu, wenn wir das brauchen. Auch dass Steffen Hofmann - die Galionsfigur in Hütteldorf - über dem Projekt steht, ist nicht selbstverständlich. Wir sind ein wichtiger Teil der Rapid-Familie.
90minuten: Ich würde zum Abschluss gerne einige kurze Fragen stellen. Wann sehen wir den SK Rapid in der Frauen-Bundesliga?
Costa: Wenn ich es mir aussuchen kann, ist es Mitte August 2026 soweit.
90minuten: Wann sehen wir die erste Profi-Spielerin beim SK Rapid?
Costa: In den nächsten drei bis zehn Jahren (lacht).
90minuten: Wann startet Rapid den nächsten Anlauf auf den Frauen-Fanrekord? (Anm: 8.832 beim Spiel zwischen SKN St. Pölten und FC Barcelona)
Costa: Schauen wir einmal, wen wir im Cup zugelost bekommen. Ich glaube, unsere Fans sind bereit, jetzt brauchen wir einfach das nächste große Spiel, damit wir die Hütte einmal voll bekommen.
90minuten: Was muss passieren, damit Sie sich irgendwann zurücklehnen können im Wissen: Jetzt läuft alles so, wie ich mir das am Anfang vorgestellt habe?
Costa: Zurücklehnen wird sich wahrscheinlich nicht ausgehen. Wenn wir in der Bundesliga angekommen sind, der Nachwuchs so gut funktioniert, wie bei den Jungs und wir vielleicht bei einer U10-Spielerin sagen können: 'Die wird später für uns in der ersten Mannschaft spielen' - dann ist dieser Aufbauprozess, an dem wir immer noch arbeiten, vielleicht abgeschlossen. Dann sind wir angekommen.