Juni

LASK siegt problemlos gegen harmloses Sturm Graz [Spiel-Analyse]

Die Linzer kontrollierten das Spiel über 90 Minuten und ließen die Gäste aus Graz kaum zu Chancen kommen. Sturm Graz hatte große Probleme, die offensiven Umschaltsituationen und die Standardsituationen des LASK zu verteidigen.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Der LASK startete wie üblich in einer 3-4-3-Formation in das Spiel gegen den SK Sturm Graz. Trainer Valerien Ismael ließ, im Vergleich zur Niederlage am vergangenen Wochenende gegen den FC Red Bull Salzburg, die Startelf beinahe gleich. Nur der Offensivspieler Dominik Frieser startete diesmal statt Samuel Tetteh. Auch die Gäste aus Graz veränderten die Startformation auf nur einer Position. Lukas Jäger spielte anstatt Niklas Geyrhofer.

Von Beginn an war klar, dass es in diesem Spiel nur selten zu langen Ballbesitzphasen einer Mannschaft kommen würde. Die Linzer pressten das ganze Spiel über die Gäste hoch an und ließen sie nicht flach aufbauen. Mehrmals hatte Jörg Siebenhandl den Ball, jedoch wurde im Aufbau der Grazer bereits jede flache kurze Anspielstation für den Tormann zugestellt, sodass dieser den Ball nur noch hoch nach vorne schlagen konnte. Zwar versucht Sturm Graz seit langem nicht mehr das gegnerische Pressing mit flachen Kombinationen zu überbrücken, allerdings waren in der Innenverteidigung der Linzer drei kopfballstarke Abwehrspieler. So kamen auch die hohen Bälle selten erfolgreich bei einem Mitspieler an und ein hoher Ball im Grazer Spielaufbau resultierte beinahe immer in einem Ballverlust.

 

Das Umschalten der Linzer

Eine der Stärken des LASK war es nach jeder Balleroberung die Unordnung des Gegners auszunutzen und in das letzte Drittel zu einer Tormöglichkeit zu kommen. Besonders auffällig war, wie viele Spieler sich in die offensive Umschaltsituation einbanden. Oft sprinteten bis zu drei Spieler nach der Balleroberung in die Tiefe. Diese Spieler waren meist die Offensiven auf der Außenbahn (Frieser, Husein Balic). Dennoch gab es meistens einen, der den Ballführenden entgegenkam. Marko Raguz startete nach einem Ballgewinn nicht in die Tiefe, sondern bot sich oft als kurze Anspielstation für den Mitspieler an. Beispielsweise kam es im Mittelfeld zu einer Balleroberung und Raguz ließ sich aus der Stürmerposition fallen. Währenddessen liefen Balic, Frieser und Reinhold Ranftl in die Tiefe. Der Stürmer ließ auf einen nachrückenden Mitspieler prallen, der daraufhin den tiefen Pass spielte.

Allerdings funktionierte in diesem Spiel nicht nur das Umschalten in die Offensive, sondern auch das Gegenpressing war oft erfolgreich. Wie zum Beispiel in der 28. Minute. (Abbildung 1 & 2)

Abbildung 1: Renner spielte einen Fehlpass und daraufhin schaltete der LASK ins Gegenpressing um.

Abbildung 2: Holland eroberte den Ball nach erfolgreichem Gegenpressing zurück.

Rene Renner spielte einen Fehlpass, der von Leitgeb abgefangen wurde. In der Folgeaktion bekam Otar Kiteishvili den Ball, wurde allerdings von zwei Seiten sofort wieder attackiert und Peter Michorl bewegte sich zudem auch noch in die Richtung des Ballführenden. James Holland kam in den Zweikampf mit Kiteishvili und konnte den Ball wieder zurückerobern. Dadurch unterbrachen die Linzer den Konterversuch der Gäste und konnten sofort wieder einen eigene offensive Umschaltsituation einleiten.

 

Linzer Außenspieler als wichtige Komponente in der Offensive

Im Spielsystem des LASK haben die Außenbahnspieler eine sehr wichtige Rolle. Vor allem in den Umschaltsituationen müssen sie in der Offensive immer wieder Tiefenläufe starten und in der Defensive Positionen von herausgerückten Mitspielern im Gegenpressing einnehmen. Jedoch sind die Flügelspieler auch im Ballbesitz wichtig. Besonders in der gegnerischen Hälfte hatten Renner und Ranftl immer wieder gute Aktionen im Spiel gegen den Sturm Graz. Auffällig sind die diagonalen Bälle aus dem Mittelfeld in die Sturmspitze oder horizontale Zuspiele in der Nähe des Sechzehners. Wie zum Beispiel in der 3. Minute. (Abbildung 3)

Abbildung 3: Ranftl spielte einen horizontalen Pass anstatt einer Flanke in den Strafraum.

Ranftl wird nach einem Ballgewinn im Mittelfeld am Flügel in die Tiefe geschickt. Dabei wurde er von zwei Gegner unter Druck gesetzt und spielte daraufhin einen flachen horizontalen Pass entlang des Strafraumes zu Raguz, der sich klug im Zwischenlinienraum positionierte. Zwar hätte er Frieser in diesem Moment auch in die Tiefe schicken können, jedoch hätte der Stürmer eine unangenehme Körperposition zur Mitte gehabt und könnte nur schwer einen Stanglpass spielen. Allerdingswurde durch den Lauf in die Tiefe von Frieser und Balic die gegnerische Abwehr ein wenig zurückgedrängt, sodass der Pass von Ranftl funktionieren konnte. In dieser Aktion konnte Raguz zwar nicht zum Abschluss kommen, allerdings sind solche flachen Zuspiele gut, wenn der Außenspieler unter Druck gesetzt wird und er keine weiteren Passmöglichkeiten hat als eine Flanke. Auch in der 57. Minute gab es ein Beispiel von Ranftl, der immer mehr horizontale Pässe spielte. (Abbildung 4)

Abbildung 4: Auch hier spielte Ranftl einen horizontalen Pass, da Michorl in einer besseren Position stand.

Raguz ließ den Ball auf den Außenspieler prallen. Ranftl orientierte sich mit der Mitnahme gleich nach vorne und hatte auch einige Anspielstationen. Frieser positionierte sich auf der Linie und war für einen vertikalen Pass entlang der Linie anspielbar. Zudem hätte Ranftl einen diagonalen Pass in die Sturmspitze zu Balic versuchen können. Jedoch sah der Flügelspieler, dass beide Spieler nach einem Pass nicht in einer optimalen Position gewesen wären und keine Anspielmöglichkeiten gehabt hätten. Somit drehte er sich in die Mitte und spielte einen Pass zu Michorl, der komplett frei im Mittelfeldzentrum stand. Michorl schaute sich vor der Mitnahme mit Schulterblicken um und wusste daher, dass er sich gleich nach vorne aufdrehen und in die Tiefe spielen konnte.

Auch die Innenverteidiger hatten im Spielaufbau immer wieder gute Aktionen, um das Pressing der Grazer zu überspielen. Bereits in der Analyse der Linzer gegen den SK Rapid Wien wurden die andribbelnden Innenverteidiger als ein Mittel, um die erste Pressinglinie zu überspielen, erwähnt. Auch in diesem Spiel dribbelte vor allem Gernot Trauner immer wieder einige Meter nach vorne. Diesmal konnten sie allerdings, im Vergleich zur Partie gegen die Wiener, nach dem Andribbeln einen flachen vertikalen Pass in den Halbraum beziehungsweise in den Zwischenlinienraum der Abwehr und dem Mittelfeld der Grazer spielen. Wie zum Beispiel in der 16. Minute.  (Abbildung 5)

Abbildung 5: Trauner spielte einen vertikalen Pass in den Halbraum auf Frieser.

Trauner hatte im Spielaufbau den Ball und dribbelte auf die erste Pressinglinie der Grazer zu. Daraufhin wurde er von Kiteishvili attackiert. Da Kevin Friesenbichler auf einen Pass auf den äußeren Innenverteidiger spekulierte, öffnete sich der Passweg zu Frieser, der sich gut im Halbraum positionierte. Der Offensivspieler schaffte es sich mit der Mitnahme aufzudrehen und sich nach vorne zu orientieren, obwohl er von Christoph Leitgeb direkt unter Druck gesetzt wurde. So überspielte der LASK auch gleich das Mittelfeld der Grazer.

Jedoch wurden nicht nur die äußeren Stürmer im Halbraum angespielt, sondern auch Raguz oder später Klauss mit vertikalen Pässen, um daraufhin auf einen nachrückenden Mittelfeldspieler prallen zu lassen. Oft spielten die Verteidiger einen vertikalen Pass direkt zum Stürmer, der sich in den Zwischenlinienraum der Abwehr und dem Mittelfeld bewegte. Daraufhin ließen die Offensivspieler den Ball auf einen nachrückenden Zentrumsspieler prallen. So überspielten die Linzer mehrere Male das Grazer Mittelfeld.

 

Die Probleme von Sturm und der Unterschied zum LASK

Beide Mannschaften spielten sehr viele hohe Bälle und hatten kaum lange Ballbesitzphasen. Wenn man nur ein paar Ausschnitte des Spieles sieht, vor allem Situationen in denen nur hohe Bälle gespielt werden, dann könnte man sich denken, wieso der LASK 4:0 gegen die Grazer gewonnen hat. Allerdings besteht bereits bei den hoch geschlagenen Bällen ein großer Unterschied zwischen den beiden Mannschaften. Beim LASK werden hohe Bälle gezielt auf einen Offensiven gespielt, der entweder den Ball auf nachrückende Spieler prallen lässt oder den Ball ihn die Tiefe weiterleitet. Zudem kommt noch dazu, dass die Linzer viel aggressiver und dynamischer versuchen den zweiten Ball zu erobern. Dies trifft auch auf die Umschaltsituationen in der Offensive und in der Defensive zu. Vor allem im Gegenpressing waren sie nicht konsequent genug und ließen zu oft den LASK einen Konter einleiten und ausspielen.

Zwar starteten im Konter der Grazer mehrere Spieler in die Tiefe und machten einen situationsgerechten Laufweg, allerdings entschied sich der Ballführende für das falsche Zuspiel oder spielte einen Fehlpass. Dadurch waren auch die Chancen sehr gering. Graz hatte in der ganzen Partie nur zwei Torschüsse.

 

Fazit

LASK machte ein sehr gutes Spiel und zeigte wieder seine Stärken im Umschaltspiel und besonders bei den Standardsituationen. Drei der vier Tore fielen nach einer Ecke oder einem Einwurf. Mit dem ersten Sieg der Meistergruppe konnten sie nun wieder auf den dritten Platz der Tabelle rücken. Sturm Graz konnte in der Offensive beinahe nichts zeigen und hatte in der Defensive, vor allem im Umschalten in die Defensive, große Probleme gegen die Linzer. Im Laufe der Saison konnte Nestor El Maestro die Mannschaft nicht wirklich weiterentwickeln und kein erfolgsversprechendes System in das Team implementieren. Zwar schafften sie es in die Meistergruppe, allerdings scheint die Frage, warum man an ihm fest hält, nicht unberechtigt.

 

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