Foto: © Screenshot Sky Sport Austria

Salzburg überspielt das Pressing der Austria [Spiel-Analyse]

Austria Wien versuchte es gegen die Dreierkette vom FC Red Bull Salzburg mit einem Mittelfeldpressing. Allerdings konnten die Roten Bullen vor allem in der ersten Hälfte immer wieder die erste Pressinglinie überspielen.

Exklusiv: PUSHNews von 90minuten.at

Eine Spiel-Analyse von Simon Goigitzer

 

 

Red Bull Salzburg und Trainer Jesse Marsch wechselten das Personal wieder auf mehreren Positionen, denn unter der Woche steht das nächste Champions League-Spiel an. Besonders war es wichtig den Spielern, die am Mittwoch gegen den SK Rapid Wien spielten, mehr Erholungszeit zu geben, da der Cup-Schlager in die Verlängerung ging und sich die Profis sonst nicht völlig regenerieren könnten. Die roten Bullen spielten in einer 3-1-4-2-Formation und Marin Pongracic konnte nach langer Verletzungspause seine Rückkehr feiern. Anders als im ÖFB-Cup spielte FK Austria Wien diesmal in einer 5-3-2/5-3-1-1-Formation.

 

Salzburg überbrückt das Pressing der Austria

Salzburg baute mit einer Dreierkette auf. Mohamed Camara agierte als einziger Sechser und die beiden Flügelspieler Patrick Farkas und Maximilian Wöber waren im Ballbesitz meist auf der Höhe der beiden Achter. Die Hausherren hatten von Anfang an mehr Ballbesitz und versuchten besonders über die Halbräume mit vertikalen Pässen nach vorne zu kommen. Auch diagonale Pässe von den äußeren Innenverteidiger in den Raum zwischen der Mittelfeld- und der Abwehrlinie wurden immer wieder gesucht. Die beiden Achter Majeed Ashimeru und Masaya Okugawa positionierten sich auch öfters gut für vertikale Zuspiele oder öffneten, durch ihre Bewegungen, Passwege für diagonale Pässe in die Spitze.

Die Wiener Austria presste in einem 5-3-1-1. Christoph Monschein war die einzige Spitze und Dominik Fitz agierte hinter dem Stürmer als Zehner. Die Wiener attackierten ab der Höhe der Mittellinie, hatten aber gegen das Aufbauspiel der Salzburger große Probleme. Im Pressing leitete Monschein den Aufbau der Salzburger auf eine Seite und stellte den inneren Innenverteidiger in den Deckungsschatten. Wenn bei den Salzburgern ein äußerer Innenverteidiger den Ball hatte, schob ein äußerer Mittelfeldspieler des Dreiermittelfelds der Austria heraus und attackierte den Abwehrspieler. Fitz stellte Camara zu, der in der ersten Hälfte aufgrund der Manndeckung kaum zu Bällen kam. Das Problem beim Attackieren der Austria war, dass Salzburg zwischen Monschein und Fitz immer wieder horizontale Pässe spielen konnte. Zusätzlich schob das Mittelfeld der Wiener sehr eng und weit auf die ballnahe Seite. Dadurch ergab sich, nach dem horizontalen Pass, sehr viel Platz auf der anderen Seite. Besonders in der ersten Hälfte waren es Pässe von Pongracic auf Andre Ramalho, die das Pressing der Violetten auflöste.

Abbildung 1: Salzburg überspielt die erste Pressinglinie der Austria mit einem horizontalen Pass auf Ramalho. Der Innenverteidiger hatte dann genug Platz/Zeit den Raum vor sich anzudribbeln.

Wie zum Beispiel in der 11. Minute. Pongracic hatte den Ball und spielte einen horizontalen Pass auf Ramalho, der sich vor dem Zuspiel noch aus dem Deckungsschatten von Monschein herausbewegte. Sobald der Innenverteidiger den Ball bekam, bewegte sich Ashimeru in die Tiefe. Der Kapitän spielte gleich nach der Annahme einen vertikalen Pass zum Achter und somit war auch die Mittelfeldreihe überbrückt. Zudem bekam Ashimeru den Ball auf den richtigen Fuß und konnte sich offen in die Spielrichtung drehen. Mit nur zwei Pässen waren zwei Pressinglinien der Austria überspielt und Salzburg spielte sich ohne Probleme in das letzte Drittel.

Die Passabfolge vom linken Innenverteidiger zu Ramalho war vor allem in den ersten 45 Minuten ein Mittel, um das Pressing der Wiener zu überspielen. Der rechte Innenverteidiger hatte oft sehr viel Platz/Zeit und konnte immer wieder Pässe nach vorne spielen. Besonders vertikale Pässe zum Achter wurden gespielt, allerdings hatte Ramalho auch zwei andere Möglichkeiten immer wieder Pässe in das letzte Drittel zu spielen. Die Möglichkeiten waren jeweils abhängig von der Position vom Innenverteidiger und der Staffelung der Austria. Zu einem waren die Optionen aber diagonale Bälle in die Spitze (Abbildung 2), Pässe auf den Flügel oder auch Flanken vom Halbfeld in den Sechzehner. In der 16. Minute kam es zu einer Situation für einen diagonalen Pass in die Spitze. Ramalho bekam den Ball wieder von der linken Seite und spielte direkt einen Pass zwischen den Linien zu Ashimeru, der einen Doppelpass mit Koita probierte.

Abbildung 2: Ramalho spielte einen diagonalen Pass in die Spitze zwischen den Linien.

Wenn der Pass vom Innenverteidiger auf den Flügel kam, hinterlief Ramalho sogar als Innenverteidiger den Außenspieler und versuchte für seinen Mitspieler Platz zu schaffen. Das Hinterlaufen diente auch dazu, dass der Außenspieler nicht in einen 1-gegen-2-Situation gelangt. Sowohl beim Passen auf dem Flügel oder beim Flanken aus dem Halbfeld von Ramalho drängte Salzburg die Austria sehr weit nach hinten. Dadurch war die Position von Ramalho schon sehr hoch und es gab eher wenige Möglichkeiten noch vertikale oder diagonale Pässe zu spielen.

Die Wiener Austria hatte große Probleme die Pässe zu und von Ramalho zu verteidigen. Dominik Prokop stand viel zu weit weg, um den Innenverteidiger überhaupt unter Druck zu setzen. Der linke Achter bei den Violetten schob beim Verteidigen viel zu weit mit und stand auch sehr tief. Dadurch ließ er den Halbraum für die Salzburger viel zu offen. Prokop hätte den Halbraum abdecken können, indem er weiter vorne hätte stehen sollen und dadurch hätte er auch die Möglichkeit gehabt, den horizontalen Pass zu Ramalho zu verhindern.

 

Austria weiterhin mit fehlerhaften Entscheidungen im Ballbesitz

Die Veilchen hatte von Beginn an sehr wenig Ballbesitz. Auch, wenn sie versuchten flach aufzubauen, kam es schon früh zu einem hohen Ball zu Monschein oder es kam im Ballbesitz zu einem Fehlpass. Der hohe Pass zum Stürmer war dann oft nur eine Notlösung gegen das hohe Pressing der Salzburger. Auch der Offensivspieler konnte mit diesen Bällen sehr wenig anfangen. Aber was genau fehlte in diesem Spiel, um das Pressing von Red Bull flach zu überspielen?

Die Violetten bauten auch mit einer Dreierkette auf. Tarkan Serbest war der einzige Sechser, James Jeggo und Prokop agierten als Achter. Am Anfang des Spieles kam die Austria durch lange vertikale Pässe in die Spitze nach vorne. Allerdings funktionierten diese Pässe nach 20 Minuten nicht mehr, da Salzburg im Pressing enger agierte und auch die Bewegungen der Austriaspieler zu starr waren, um flache Passwege zu öffnen. Neben dem starren Aufbauspiel kamen auch viele Fehlentscheidungen und Fehlpässe zustande.

Abbildung 3: Alexander Grünwald wollte zu Prokop spielen, allerdings kam der Pass zu ungenau und die Austria verlor den Ball. (Die Pfeile in Farbe Schwarz wären die Optionen für Prokop, falls der Pass angekommen wäre)

Wie in der 45. Minute. (Abbildung 3). Die Gastmannschaft war im Ballbesitz und wurde in der eigenen Hälfte von den Salzburgern angepresst. Nach einem Doppelpass von Alexander Grünwald und Serbest versuchte Grünwald einen vertikalen Pass auf Prokop spielen. Der Pass war in dieser Situation auch die richtige Entscheidung, allerdings kam er zu ungenau und die Austria hatte einen Ballverlust. Wenn der Ball auf den linken Fuß von Prokop käme, hätte der Mittelfeldspieler zwei Optionen. Entweder er lässt auf Serbest prallen und läuft in die Tiefe oder er nimmt den Ball offen mit und dribbelt selbst nach vorne. Prokop machte auch einen Schulterblick und konnte sich daher gut positionieren.

Abbildung 4: Grünwald passte zu Borkovic und "triggerte" das Pressing der Salzburger. In der Folgeaktion verlor Austria wieder den Ball. (Die Pfeile in der Farbe Schwarz ist der Pass der in dieser Situation besser gewesen wäre).

In der 52. Minute kam es bei den Wienern zu einer falschen Entscheidung im Aufbau. Alexandar Borkovic bekam vom Kapitän den Ball. Dieser Pass wurde von Ashimeru antizipiert und der Salzburger konnte den Innenverteidiger direkt unter Druck setzen. Borkovic hatte nach der Annahme zwei Optionen. Entweder er spielt den Ball hoch nach vorne und löst sich damit aus dem Pressing, gibt aber dadurch den Ball wieder den Roten Bullen oder er spielte einen Ball entlang der Linie zum entgegenkommenden Caner Cavlan. Im Spiel entschied er sich für den Pass entlang der Linie. Cavlan hatte keine Anspielstation und verlor im Zweikampf den Ball. Die Pässe entlang der Linie sind für die Außenspieler sehr schwer zu verarbeiten, vor allem wenn der Spieler entgegenkommt und es keine Möglichkeit gibt, den Ball in die Mitte prallen zu lassen. In dieser Situation wäre es besser gewesen, wenn Grünwald, statt den Pass auf Borkovic, einen vertikalen Pass auf Prokop spielt. Der Mittelfeldspieler machte auch mehrere Schulterblicke und konnte sich daher gut orientieren/positionieren. Falls der Pass zu Prokop gekommen wäre, hätte die Austria die erste Pressinglinie der Salzburger überspielt und der zentrale Spieler hätte sich aufdrehen können oder wieder auf Serbest prallen lassen können.

 

Fazit: Salzburg überspielt das Pressing

Der FC Red Bull Salzburg konnte mit einer Dreierkette und einem Mittelfeld aus einem Sechser und zwei Achter immer wieder das Pressing der Austria überspielen. Die roten Bullen hatten wenige Probleme in das letzte Drittel zu kommen, kamen aber am Anfang vom Spiel eher weniger zum Abschluss. Erst in der zweiten Hälfte hatten sie des Öfteren eindeutige Torchancen. Besonders im Pressing waren die Salzburger wieder effektiv und konnten viele Bälle in der gegnerischen Hälfte erobern beziehungsweise auch im Gegenpressing zurückerobern. Salzburg spielt unter der Woche gegen FC Liverpool, konnte aber viel rotieren und mehrere Spieler regenerieren lassen. 

FK Austria Wien konnte zwar sehr früh in Führung gehen und hatte nach dem 1:0 auch einige Chancen nach Konter einen zweiten Treffer zu erzielen. Allerdings kamen sie nach den wenigen Chancen kaum noch zum Abschluss oder überhaupt in das letzte Drittel. Im eigenen Ballbesitz konnte man anfangs viele Bälle in die Richtung von Monschein spielen, vor allem nach Ballgewinn, jedoch war der Spielaufbau nach 20 Minuten wieder zu starr und die Violetten taten sich schwer vorne zu spielen. Im Ballbesitz kam es zu vielen fehlerhaften Entscheidungen der Spieler und dadurch auch zu mehreren Fehlpässen. Das Pressing der Wiener funktionierte kaum und wurde von den Mozartstädtern auch immer wieder überspielt.

90minuten.at-TV: Die neuen Ausweichtrikots von Juventus

Schon gelesen?