Foto: © Screenshot Sky Sport Austria

Rapid scheitert am tiefen Abwehrblock der Grazer [Spielanalyse]

Am sechsten Spieltag müssen sich der SK Rapid Wien und Sturm Graz mit einem Unentschieden zufriedengeben. Beide Mannschaften taten es dem Gegenüber mit ihrem Pressing sehr schwer, Chancen waren Mangelware.

Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Sturm Graz baute das Spiel mit einer Dreierkette auf. Dabei rückten die Außenverteidiger etwas höher und standen auch sehr breit. Durch das hohe Pressing von Rapid hatten sie oft Probleme, überhaupt flach herauszuspielen. Nur einige Male konnten sie sich gut mit einem diagonalen Pass zum ballfernen zentralen Mittelfeldspieler, wie in der 34 Minute, lösen. Jedoch kamen solche Lösungsansätze viel zu selten vor und man überwand die Drucksituationen eher mit einem hohen Ball nach vorne.

Sturm löst sich mit einem diagonalen, flachen Pass aus dem Pressing der Wiener.

Vor allem in der zweiten Halbzeit sah man, dass sie solche Pässe überhaupt nicht spielten, obwohl die Möglichkeit bestand. Allgemein spielte Sturm in der zweiten Hälfte sehr wenig von hinten heraus. Das merkte man, als zum Beispiel Jörg Siebenhandl den Ball bekam. Dario Maresic war auf der linken Seite ohne Gegner und konnte angespielt werden. Auch der Tormann wurde kaum angepresst und dennoch schoss er den Ball hoch zu den Stürmern vor. Allerdings konzentrierte sich Sturm Graz insbesondere in der zweiten Halbzeit auf das Umschaltspiel in die Offensive. Im Konterspiel konnte sich Graz sehr schnell aus dem Gegenpressing mit kurzen Kombinationen von Rapids Druck lösen und direkt in die Spitze spielen. So kamen sie oft in das letzte Drittel, waren aber in der gegnerischen Hälfte oft zu ungenau oder trafen die falschen Entscheidungen, die zum Ballverlust führten. Defensiv agierte Sturm in einem 5-2-3. Die vordersten drei Spieler waren sehr eng und somit leitete man Rapid auf die Flügel. Hinzu wurden durch die drei Spitzen die zentralen Mittelfeldspieler des Gegner in den Deckungssschatten genommen.

Tiefes Pressing der Grazer sorgt dafür, dass Rapid nicht über die Mitte spielen kann.

Ab der Höhe der Mittellinie wurde attackiert. Man tat es Rapid sehr schwer, da Sturm die Mitte sehr gut zu machte und kaum vertikale Pässe zuließ. Außerdem hielt man den Raum zwischen den Linien eng, damit auch keine Chipbälle hineingespielt werden können.

 

Die Wiener mit Problemen gegen den tiefen Abwehrblock

Der SK Rapid Wien spielte im Ballbesitz mit einer asymmetrischen Viererkette. Das heißt, dass im Spielaufbau der linke Außenverteidiger, also Marvin Potzmann, höher auf den Flügel rückte. Dafür blieb Mert Müldür weiter hinten in der Abwehrkette und war vor allem für die Restverteidigung wichtig. Da Müldür nicht aufrückte blieb Thomas Murg auf der rechten Seite am Flügel und stand dabei auch breit. Auf der anderen Seite ließ sich wegen Potzmann Veton Berischa in den Halbraum fallen oder agierte auch als zweite Spitze im Sturm neben Deni Alar.

 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Positionierung von Rapid im Spielaufbau. Potzmann rückte meisten hoch und Berischa ließ sich in den Halbraum fallen.

Außerdem gab es im Aufbau immer einen Sechser vor der Abwehr, also entweder Dejan Ljubicic oder Stefan Schwab. Dabei rückte der andere Mittelfeldspieler etwas höher und agierte als Achter. Schwab ließ sich auch einige Male zwischen den Innenverteidiger fallen, sodass auch Müldür aufrückte und Murg dann in die Zentrale schob. Durch das tiefe Pressing von Graz hatte Rapid sehr viele Probleme im Spielaufbau. Da Sturm die Mitte mit viele Spielern besetzte musste Rapid auf den Flügel ausweichen und konnte kaum Angriffe über die Mitte spielen. Auch lag es daran, dass falls der Innenverteidiger den Ball hatte, sich die Gäste kaum bewegten und sehr statisch waren. Oft hatten die Abwehrspieler nur die Option auf den Flügel zu spielen, weil die zentralen Mittelfeldspieler meistens im Deckungschatten waren und sich entweder zu spät oder gar nicht heraus bewegten. Insbesondere hätte es bei einem Ballverlust sehr gefährlich werden können, weil Sturm öfters in gleichzahl mit den Abwehrspielern waren. Viele Spieler von Rapid rückten immer sehr hoch und die Restverteidigung bestand dann meistens nur aus drei Spielern. Zwar konnte Graz nicht immer schnell genug umschalten und war vor allem weiter vorne zu ungenau, aber gegen stärkere Mannschaften wie zum Beispiel in der Europa League sollte man das verbessern.

Rapid ist sehr weit aufgerückt und hat dadurch sehr wenige Anspielstationen für den Ballführenden. Bei Ballverlust ist Sturm in Überzahl.

Jedoch wurde bei Ballverlust mit einem intensiven Gegenpressing versucht den Ball zurück zu erobern. Der Ballführende wurde oft von bis zu drei Spieler sofort attackiert. Des Öfteren rückten auch die Verteidiger aus ihren Positionen um Druck auszuüben. Bei gegnerischem Ballbesitz presste man Sturm Graz sehr hoch an und versuchte sie zu hohen Abschlägen zu zwingen. Das Pressing der Wiener war sehr mannorientiert. Zu den drei Innenverteidiger der Gastgeber attackierte man mit drei Spitzen, sodass jeder einen Gegenspieler hatte. Die zentralen Mittelfeldspieler versuchte man mit den drei Spielern in den Deckungschatten zu halten.

Weder Sturm Graz noch Rapid Wien konnten viele Chancen herausspielen. Die Gäste aus Wien konnten kaum Lösungen gegen den tiefen Block von Sturm finden. Die Gastgeber taten sich vor allem im letzten Drittel nach einem Konter schwer überhaupt zu einem richtigen Abschluss zu kommen.

 

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