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Defensiv gut organisierte Österreich mit ausbaufähiger Offensive

Mit einer passablen, aber durchaus ausbaufähigen Leistung siegten die Österreicher gegen WM-Gastgeber Russland 1:0.

Eine Spiel-Analyse von David Goigitzer

 

Pressing wie Lazio, Aufbau wie Foda-Sturm

Österreich trat im Pressing in einer 5-3-1-1 Formation an, wie man sie zum Beispiel von Lazio Rom kennt. Arnautovic an vorderster Front sollte Verlagerungen zwischen der russischen Dreierkette abschneiden, während Schaub sich im gegnerischen Sechserraum befand und hier immer wieder Mannorientierungen anwendete, um Gegenspieler zuzustellen. Das Mittelfeldpressing sollte primär dafür sorgen in der Mitte nicht verwundbar zu sein, ohne an Kompaktheit zu verlieren. Man wollte die Russen auf die Flügel leiten und dort etwas einfacher Bälle gewinnen. Konnten sich die Russen doch etwas tiefer in der österreichischen Hälfte festsetzen, stellten sich die Österreicher im 5-4-1 auf. Dies sollte die Räume in der eigenen Hälfte stark verknappen und Durchbrüche für die Gäste erschweren.

 

Im Aufbau formierten sich die Österreicher im 3-5-1-1 und versuchten mit flachem Spielaufbau nach vorne zu kommen. Baumgartlinger agierte etwas tiefer und näher an der Dreierkette als Zulj und suchte sich freie Räume, in denen er sich drehen konnte. Lainer und Schöpf agierten als Breitengeber und schoben auf Mittelfeldhöhe, um die Formation der Gegner zu strecken. So konnten stets Verlagerungen gespielt werden, Hinteregger fand jene auch einmal in der 18. Minute gut, als er Stefan Lainer einsetzte. Der Salzburger konnte seine Flanke jedoch nicht an den Mann bringen. Aufgrund des situativ hohen Pressings der Russen griff das Nationalteam öfters zu hohen Bällen. Hinteregger war der richtige Mann dafür und konnte mit Chipbällen Mitspieler finden.

 

Russen standen tief

Generell waren die Russen tief ausgelegt und pressten nur bei bestimmten Triggern, wie zum Beispiel Pässen nach hinten. In diesen Situationen kam auch Kainz als rechter Achter etwas tiefer, sowie Zulj, der bisweilen weit nach links abkippte. Auch die Russen formierten sich im 5-4-1 und so war es nicht einfach für die Österreicher diesen Block zu brechen. Dies versuchte man teilweise durch Laserpässe in den Zwischenlinienraum von Hinteregger und auch Dragovic. Aber auch Flügelkombinationen sowie die Suche von diagonalen Pässen in den Halbraum aus Flügelpositionen sollten dabei helfen nach vorne zu kommen. Dies war jedoch aufgrund der Vielzahl an Gegenspielern, die sich in Strafraumnähe befanden, eine schwierige Aufgabe. Arnautovic bewegte sich viel und immer tiefer unterstützend, um Kombinationen anzukurbeln. Nachteilig daran war, dass dann seine Position nicht nachbesetzt wurde und so seine Ausflüge nur schwierig einzubinden waren.

 

Russland mit Nadelstichen im Pressing

Die Russen formierten sich im Pressing im 5-4-1 und attackierten mit dem eigenen Mittelfeld erst an der Mittellinie. Man war auf Kompaktheit fokussiert und wollte die Österreicher nicht in die eigene Formation kommen lassen. Dies schafften die Gäste aus dem Osten meist ganz gut, durch die Passivität gewann man jedoch auch nicht allzu viele Bälle. Zwar gab es durchaus Fehler der Österreicher, diese konnten aber durch ordentliches Gegenpressing zumindest einen einfach gespielten Konter der Russen verhindern. Situativ richtete man sich im Pressing aber auch sehr hoch aus. Meist bei Abstößen, aber auch bei etwas ungenauen Rückpässen der Österreicher wurde kollektiv nachgeschoben. Damit konnte man die Österreicher immer wieder unter Druck setzen und durch Ballgewinne anschließend auch gefährlich werden.

In ihrem 4-2-3-1 im Ballbesitzwaren die Russen sehr auf Direktkombinationen fokussiert. Viele Steilpässe und direktes Prallenlassen sollten Angriffe einleiten und die individuell starken Russen, allen voran Spitze Smolov, in Szene setzen. Über Ansätze von Chancenkreation kamen die Gäste jedoch kaum hinaus, man tat sich schwer mit der eigenen Medizin, dem beim tiefen Verteidigen kompakten 5-4-1 der Österreicher. Durch breite Flügelstürmer wollte man mit Verlagerungen durchbrechen, schaffte dies jedoch nicht erfolgsstabil in der ersten Halbzeit.

 

Arnautovic mit tollem Assist zur Führung

Nicht aus dem Ballbesitzspiel, aber aus dem Konter konnten die Gastgeber das 1:0 in der 28. Minute erzielen. Nach einem Abschlag von Lindner landete der Ball bei Kainz, der hinter die aufgerückte Abwehr der Russen spielte. Arnautovic startete und dribbelte in den Strafraum, wo er einen Gegner mit einem netten Trick aussteigen ließ und in die Mitte ablegte. Zulj und Schöpf gingen beide auf den Ball, dies behinderte den Schuss jedoch nicht allzu sehr und der Schalke Legionär Alessandro Schöpf erzielte sein drittes Länderspieltor. Mit einer weiteren Chance mit einem Schnellangriff hätten die Österreicher fast das 2:0 erzielt, er wurde aber mit einem Foul vor dem Strafraum gestoppt. Die Österreicher hatten mehr vom Spiel, hatten aber wie bereits erwähnt nur wenige Möglichkeiten wirklich durchzubrechen. So ging man mit dem Stand von 1:0 in die Pause.

 

Rhythmus geht abhanden in Halbzeit zwei

In Halbzeit zwei starteten die Russen sehr gut und konnten sich einige Ballbesitzanteile erspielen. Einige gute Kombinationen, bei denen man sich mithilfe der Außenverteidiger und Sechser nach vorne auflösen konnte, zeigten gute Ansätze des russischen Angriffsspiels. Spätestens im letzten Drittel fehlte es jedoch dann an der geeigneten Struktur, um wirklich zu Chancen zu kommen. Erst in Minute 59 gab es die beste Chance der Russen zu sehen, die recht einfach in den Zwischenlinienraum gelingen konnten. Eine Unkompaktheit der beiden letzten Linien der Österreicher wurde schnell genutzt, um einen Schuss von Smolov aus 15 Metern abzufeuern. Jener ging jedoch zum Glück der Gastgeber daneben. Diese Phase konnten die Österreicher jedoch gut überstehen, mit inzwischen Alaba und Grillitsch am Feld zeigte man den einen oder anderen ansehnlich Angriff. Grillitschs Pressingresistenz und Fähigkeit sich schnell zu drehen wurde gepaart mit Alabas guten Bewegungen nach innen, die ihn auch einmal in eine Abschlussposition brachte. Viele Wechsel auf beiden Seiten nahmen den Rhythmus etwas raus und so endete das Spiel mit 1:0.

 

Fazit

Die Österreicher zeigten ein ordentliches Spiel. Defensiv sicher und mit der einen oder anderen guten Aktion nach vorne. Mit vielen Wechseln verlor man etwas den Spielfluss, am Ende geht das 1:0 wohl in Ordnung. Wenngleich die Russen mit etwas Glück durchaus auch ausgleichen hätten können.

 

Die Stimmen zum Spiel

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