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Löws taktische Probleme: Verbessert, aber zu schwach [Spielanalyse]

Im dritten Gruppenspiel steigerte sich Deutschland erneut, allerdings gab es immer noch taktische Probleme.

Eine Spielanalyse von Alex Belinger

 

Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Schweden stellte Joachim Löw seine Startelf erneut um. Zum Teil war er dazu gezwungen, da Jerome Boateng gesperrt war und durch Niklas Süle in der Innenverteidigung ersetzt wurde. Zudem spielte Sami Khedira an Stelle des verletzten Sebastian Rudy. Mats Hummel kehrte zurück und übernahm den Platz von Antonio Rüdiger. Zusätzlich kam Leon Goretzka statt Thomas Müller in die Startelf. Das 4-2-3-1 wurde weiterhin beibehalten.

 

Mutige Südkoreaner

Wie erwartet hatte Deutschland von Beginn an klar mehr Ballbesitz. Allerdings war es keine reine Abwehrschlacht in der sich Südkorea nur auf ein tiefes Pressing in der eigene Hälfte konzentrierte. Denn die Südkoreaner agierten durchaus mutig und setzten auf einen bemühten Spielaufbau. Zudem pressten sie in vielen Szenen hoch in der gegnerischen Hälfte. Dies funktionierte in der ersten Spielhälfte sogar recht gut und stellte Deutschland im Spielaufbau vor Probleme.

Das 4-2-3-1 der deutschen Nationalmannschaft formte sich in Ballbesitz zunächst leicht um. Toni Kroos agierte vor allem aus dem defensiven linken Halbraum heraus und positionierte sich zumeist neben den beiden Innenverteidigern, um von dort aus das Spiel zu gestalten. Damit ergab sich eine Art verschobene 2-2-Staffelung aus den beiden Innenverteidigern und den Sechsern. Während Kroos sich halblinks positionierte, blieb Khedira zentral vor der Innenverteidigung. Hector passte dafür sein Position an das Herauskippen von Kroos an und schob auf der linken Seite höher, wo er Großteils als einfacher Breitengeber agierte und hin und wieder auch Räume hinter der südkoreanischen Abwehr attackierte.

Deutschlands verschobenes 2-2 im Aufbau. Khedira ist im Mittelfeldzentrum auf sich alleine gestellt und kam mit dieser Aufgabe nicht wirklich zurecht.

Südkorea presste dies üblicherweise mit einem 4-4-2, wobei auch 4-4-1-1-Staffelungen vorkamen. Dabei lag der Fokus darauf, das Pressing gegen die erste Aufbaulinie der Deutschen gut auszulösen. Die beiden Stürmer Son und Koo versperrten zunächst kurz den Sechserraum und liefen dann nach Quer- oder Rückpässen die beiden Innenverteidiger an. Südkoreas rechter Mittelfeldspieler versuchte stets nahe an Toni Kroos zu bleiben und schob dafür häufig schon früh auf den Spielmacher heraus. Somit konnte das Pressing recht gut ausgelöst werden, allerdings ergaben sich hinter der ersten Pressinglinie auch Lücken innerhalb der Defensivstaffelung. Die zentralen Mittelfeldspieler von Südkorea agierten sehr mannorientiert, um ballnah keine freien Anspielstationen im Mittelfeld zu erlauben. Dabei orientierten sie sich immer wieder nach hinten und übernahmen Spieler aus der offensiven Dreierreihe Deutschlands.

Südkoreas Pressing in der gegnerischen Hälfte war mutig und funktionierte recht gut. Der Aufbau wurde in den richtigen Momenten druckvoll angelaufen und speziell das Pressing auf Kroos war gut passend.

>>> Weiterlesen - Seite 2: Probleme im Spielaufbau und die Khedira-Rolle

 

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