Defensiv schwache Serben lassen Schweizer erstarken

Die Schweizer setzten sich im Duell mit den Serben durch. Die Osteuropäer versuchten sich über ihre Physis durchzusetzen, die Schweizer hatten mehr vom Ball. Im Endeffekt waren die Schweizer aber effektiver.

Eine Spiel-Analyse von David Goigitzer

 

Schweiz mit situativer Dreierkette

Die Schweizer traten im 4-2-3-1 an, formten sich im Ballbesitz jedoch um. Behrami, einer der beiden Sechser, ließ sich zwischen die beiden Innenverteidiger fallen. Dies sollte wohl numerische Überzahl gegen die serbische Doppelspitze im Pressing bilden. Der Schweizer Aufbau hätte dadurch erleichtert werden sollen. Als Kompensation bewegte sich Shaqiri neben Xhaka, um Anbindung ins Zentrum zu bringen. Generell waren die vorderen drei Offensivspieler Zuber, Dzemaili und Shaqiri recht mobil unterwegs und rotierten viel.

Im Spielaufbau sah man öfters 3-1-4-2 Staffelungen mit höher schiebenden Außenverteidigern und dem in die Spitze rückenden Zuber, der Seferovic unterstützte. Die Schweizer hatten jedoch vor allem im Übergang ins letzte Drittel Probleme, da man hier schwache Strukturen schaffte und so Durchbrüche eine Seltenheit waren. Durch Verbindungen zu meist nur einem, höchstens zwei Mitspielern und schlechter Positionierung im Blickfeld der Gegner, mussten individuell starke Aktionen her, um zum Tor zu kommen. Diese hohe individuelle Qualität haben die Schweizer in dem Ausmaß nicht, um auf diese Spielweise zu bauen.

Bild 1: Behrami kippt ab und stellt die Dreierkette im Aufbau her.

Serbien passiv im 4-4-2

Das serbische Pressing formierte sich meist im Mittelfeld im 4-4-2 und übte nicht allzu viel Druck auf die Schweizer Aufbauspieler aus. Zwar rückte die Doppelspitze Mitrovic und Milinkovic-Savic öfter auf die Dreierkette der Schweizer, das Mittelfeld dahinter kam jedoch nur sehr unintensiv nach und ließ öfters Pässe nach vorne zu. Auch im Mittelfeld wurden die Schweizer kaum attackiert, sondern nur gestellt. Die Schweizer machten dennoch Abspielfehler, meist aufgrund suboptimaler Strukturen im Ballbesitz.

Selten hatten Schweizer mehrere Abspielmöglichkeiten und konnten so leichter zu einem Ballverlust gezwungen werden. In höheren Zonen lief man dann durchaus an, tat dies jedoch nicht fokussiert und hielt sich im Pressing eher zurück. Die Serben waren deutlich auf Abwarten und Stabilität bedacht. Die Schweizer Mittelfeldspieler halfen hier tatkräftig mit, denn sie bewegten sich nicht oft genug zwischen den Linien beziehungsweise boten sich auch meist eher schwach an, sodass sie von den Serben leicht zuzustellen waren.

 

Physis in der Offensive

Der Plan der Serben war sehr simpel und wurde auch konsequent ausgeführt. Man suchte mithilfe der Doppelsechs, allen voran dem unpressbaren Nemanja Matic, so schnell wie möglich den Ball zu einem der Entdeckungen dieser Saison schlechthin zu bekommen, Sergej Milinkovic-Savic. Der Kreativspieler versuchte die Bälle entweder durch die Mitte durchzustecken oder, was noch fokussierter gesucht wurde, auf die Flügel zu verteilen. Von dort wurden scharfe Flanken in den Strafraum geschossen, dies tat man auch schon recht noch vor dem Strafraum. In jenem bewegte sich nämlich Aleksandar Mitrovic, Stürmer beim FC Fulham. Der großgewachsene, bullige Stürmer suchte stets den Abschluss mit dem Kopf und erzielte so auch das 1:0 für die Serben in Halbzeit eins. Die sehr direkte und physische Art konnte auch aufgrund des kraftsparenden Pressings so ausgeführt werden. So fand man durchaus mehr Chancen als die Schweizer vor, wenngleich die Chancen eher von geringer Qualität, dafür aber hoch an Quantität waren.

Bild 2: Ball im Halbraum - wo manche Teams versuchen mit Pässen oder Dribblings durchzubrechen, wird der Ball zu Mitrovic geflankt. Diese Situation gab es davor und danach auch, genau diese Szene führte zum 1:0 für Serbien.

In Halbzeit zwei hatten die Schweizer etwas längere Ballbesitzphasen in des Gegners letztem Drittel. Schon in Halbzeit eins hatte man eine Umschaltsituation als beste Tormöglichkeit, in Minute 53 erzielte man dann nach einem Konter und zunächst abgewehrtem Schuss von Shaqiri durch Granit Xhaka das 1:1 per Fernschuss. Die passive Verteidigungsart der Serben ließ die Schweizer merklich mehr Druck aufbauen, folglich ging der Ausgleich für die Schweizer durchaus gemäß dem Spielverlauf in Ordnung.

Nachdem Serbiens Teamchef Mladen Kristajic, ehemaliger Hertha BSC Berlin Spieler, Adem Ljajic ins Mittelfeld eingewechselt hatte, verbesserte sich die Struktur im Ballbesitz der Serben und ihre Angriffe wurden mehr über Flachpässe eingeleitet. Das Schweizer Pressing war indessen in Stücke geteilt, Seferovic versuchte oft alleine im 4-1-4-1 an vorderster Spitze anzulaufen, wurde jedoch nur selten unterstützt, sodass die Serben ohne viel Druck aufbauen konnten.

Gegen Ende des Spiels gab es einige Umschaltsituationen, bei denen beide Mannschaften, insbesondere die Schweiz, immer wieder Abschlüsse generieren konnten. Die Müdigkeit schien zuzunehmen, Entscheidungen wurden schlechter und Ballbesitzstrukturen instabiler, sodass auch Gegenpressing sehr schwer auszuführen war. Aus einer dieser Konter konnte Shaqiri dann in der 90. Minute das 2:1 erzielen.

 

Fazit

Die Schweizer hatten in der zweiten Halbzeit durchaus gute Chancen und konnten nach einer eher durchbruchsschwachen ersten Halbzeit sich noch durchsetzen. Das Ballbesitzspiel der Schweizer hätte mit einer besseren Struktur deutlich besser sein können, der Wille zum Ballbesitz und auch der Mut dafür waren da. Jedoch waren die Serben im zweiten Durchgang defensiv sehr schwach und trugen ebenfalls zur Erstarkung der Schweizer bei.

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