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Kroatien kämpft sich geduldig ins Finale

England ging wieder einmal durch eine Standardsituation in Führung, konnte aber danach ihre Chancen nicht nützen und waren den Druck nicht gewachsen. Kroatien konnten sich nach ihren Anfangsschwierigkeiten in die Verlängerung kämpfen und erzielten dann den Siegestreffer.

Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Kroatien spielte nicht wie im Viertelfinale mit einem 4-2-3-1, sondern stellte auf ein 4-1-4-1 um. Brozovic rückte statt Kramaric als alleiniger Sechser in die Startformation. Modric und Rakitic spielten somit als zwei Achter. Im Spielaufbau spielten die Kroaten jedoch in einem 4-3-3. Rebic und Perisic rückten dann meistens bis in die vorderste Reihe. Modric und Rakitic besetzten dabei meistens die Halbräume und die Außenverteidiger rückte vor bis ins Mittelfeld. Die Kroaten versuchten viel über die Seiten zu spielen und versuchten auch oft in die Mitte zu Flanken. Besonders in der zweiten Hälfte, da man nur schwer mit flachen Pässen zum Abschluss kam. In der ersten Halbzeit agierten die zwei Achter eher offensiver als in den vorherigen Spielen und das nützten die Engländer mit Lingard und Alli sehr gut aus, da sie sich hinter ihnen im Zehnerraum bewegten und dort auch öfters den Ball bekamen. In der zweiten Halbzeit reagierten die Kroaten darauf und die zwei Spieler aus der spanischen Liga agierten nicht mehr so offensiv.

Alli hat durch das Aufrücken von Modric/Rakitic viel Platz und holt dann den Freistoß heraus.

In der Defensive agierte man in einem 4-5-1, wobei aber einer der zwei Achter beim hohen Pressing immer aus der Kette herausschob und einen der äußeren Innenverteidiger attackierte. Das führte dann oft zum Problem, da man nicht schnell genug nachgeschoben hat und den Engländern zwischen den Linien zu viel Platz gelassen hat. So machte auch Modric das Foul, welches zum Freistoß führte, weil er zu spät kam. Vor allem bei Ballverlust war es dann schwierig für Brozovic, da er meist in unterzahl war und Kroatien sich daher eher fallen gelassen hat und verzögerte bis die Mitspieler wieder auf ihre Positionen zurückkehrten. Bei Ballverlust in der eigenen Hälfte wurde jedoch sofort gegengepresst, um den Ball wieder zurück zu erobern.

England in der Endphase zu nervös

Im eigenen Ballbesitz agierten die Engländer in einer Dreierkette. Dabei besetze Henderson den Sechserraum alleine und Alli und Lingard bewegten sich zwischen den Zehnerraum und den Halbräumen, wo sie zunächst viel Platz hatten durch die hohe Positionierung des kroatischen Mittelfeldes. Beide Außenverteidiger rückten auch oft bis zur vordersten Linie, um im Offensivspiel Breite zu geben. Zunächst wurde im Aufbau der Ball flach gespielt und so Lösungen nach vorne zu suchen. Henderson war dabei eine wichtige Rolle, da er sich oft gut aus dem Deckungsschatten der Stürmer lösen konnte.

Henderson bewegt sich aus dem Deckungsschatten von Rakitic und bekommt dadurch den Ball von Walker.

Konnte der Aufbau nicht flach nach vorne erfolgen, spielten sie auch einige Male einen hohen Pass auf Harry Kane oder auch hinter die Abwehr für Sterling. Kane konnte den Ball durch seine Stärke in den Luftduellen oft für seine Mitspieler ablegen. Bei Ballverlust wird sehr lang und sehr konsequent gegengepresst. Einige Situation dauert bis zu 10 Sekunden bis sie den Ball zurückeroberten oder ein Kroate den Ball klärte. Ein Spieler attackierte meistens den Ballführenden und die umliegenden Spieler schlossen die Passwege. In der Defensive agierte man in einem 5-3-2. Das Mittelfeld bestand aus Alli, Henderson und Lingard. Falls der gegnerische Außenverteidiger den Ball hatte attackierte Lingard oder Alli heraus und die restlichen Mittelfeldspieler schoben nach. Auch wie Kroatien presste England sehr hoch und wollte den Gegner nicht viel Platz im Spielaufbau lassen. Bei Ballgewinn wurde versucht Kane oder Sterling sofort zu bespielen. Meistens mit einem tiefen Pass für Sterling.

England mit vielen Fehlentscheidungen

Gleich in den ersten Minuten holte Alli nach einem taktischen Fehler der Kroaten einen Freistoß am 16er für England heraus. Trippier verwandelt diesen im Kreuzeck. Nach einer halben Stunde kommt Kane nach einem tiefen Pass von Sterling im 16er alleine vor dem Tormann zum Abschluss doch Subasic kann gerade noch klären. Der Nachschuss von Kane geht an die Stange und wird von Subasic in das Out gelenkt. In der 32. Minute kam Kroatien zu ihrer ersten richtigen Chance. Nachdem der Ball von den Engländer nicht richtig aus dem 16er geklärt wurde, kam Rebic zum Abschluss. Jedoch war der Schuss zu zentral. Auch England bekam noch eine Chance vor der Halbzeit, doch Lingard konnte nach einem Pass von Alli auf der 16er Höhe den Schuss nicht auf das Tor bringen. In der zweiten Halbzeit kamen die Kroaten immer mehr ins Spiel. Jedoch versuchten sie es viel zu viel mit Flanken. Doch eine kam in der 68. Minute an. Nach einer Flanke aus dem rechten Halbraum konnte sich Perisic gegen Walker im Luftduell durchsetzen und zum Ausgleich abschließen. Gleich danach bekam Perisic die Chance für den Führungstreffer. Nachdem der Ball nicht richtig aus der Abwehr der Engländer geklärt wurde, landete der Ball bei Perisic. Der Flügelspieler setzte sich mit einem Übersteiger im 1 gegen 1 durch und schoss aber nur an die Stange. Somit ging es mit einem 1:1 in die Verlängerung. England hatte noch eine gute Chance nach einem Eckball. Stones konnte den Ball Richtung Tor köpfeln, doch Vrsaljko klärte mit den Kopf den Ball von der Linie. Kurz nach der Pause der Verlängerung schoss sich Kroatien in das Finale. Nachdem England wieder einmal den Ball nicht klären konnte köpfelte Perisic den Ball Richtung Tor und Mandzukic stand plötzlich alleine vor dem Tormann und schloss mit der ersten Berührung ab. England versuchte es noch, kam aber nicht mehr zu einer richtigen Chance. Somit endete die Partie 2:1 für Kroatien, die zum ersten Mal in ein WM Finale einziehen.

 

England hat stark begonnen und ging auch früh in Führung. Allerdings konnten sie vor allem in der ersten Halbzeit nicht ihre Chancen fertig ausspielen. Auch wurden sie ab dem ersten Gegentor nervös und trafen viele Fehlentscheidungen. Besonders im Ballbesitz schossen sie den Ball oft einfach vor, obwohl es flache Anspielstation gegeben hätte. Kroatien fand nach der taktischen Umstellung (Modric/Rakitic defensiver) besser ins Spiel. Zwar kamen sie nicht spielerisch durch die Verteidigung Englands, aber eine Flanke von vielen landete bei Perisic. Das Tor gab ihnen mehr Mut und hatten auch das Spiel besser unter Kontrolle.

 

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